K.OTS Wutrede #6: Streckensperren und Fahrverbote

Du darfst nicht passieren! Wenn Motorradfahrer ausgebremst werden

Der Bundesverband der Motorradfahrer e.V. listet derzeit über 40 Vollsperrungen und fast 30 Sperrungen an Wochenenden. Warum unsere Freiheit als Motorradfahrer bedroht wird.

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Kaum etwas macht mir mehr Angst, als die Willkür von Exekutive und Legislative in der Grauzone des Gesetzes, die das Ende unserer Freiheit als Motorradfahrer/innen bedeutet. Heute stolperte ich wieder über eine entsetzliche Schlagzeile und blieb gleich ein paar Minuten benommen auf dem Boden liegen, als ich las: Verbot für Biker am Würgauer Berg tritt in Kraft. Nun ist dieser Berg mit dem seltsamen Namen zwar einige Kilometer von mir entfernt, genau genommen 623, aber was dort wieder einmal passiert ist, betrifft uns alle als freiheitsliebende Individualisten wie als Interessensgemeinschaft. Denn auch ich wohne unweit einer kleinen aber feinen Motorradstrecke, auf der es während der Saison auch hin und wieder "scheppert", was bereits zu einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 und Überholverbot geführt hat.

Als ich mich von meinem Schock einigermaßen erholt hatte und wieder am Bürostuhl Platz nahm, öffnete ich die Seite des Bundesverband der Motorradfahrer e.V., der eine Liste mit allen aufrechten und drohenden Streckensperrungen führt. In Deutschland sind 40 Vollsperrungen und fast 30 Teilsperrungen aktiv. Wie es dazu kommt, wie das rechtlich überhaupt möglich ist und was man dagegen tun kann, erklärte mir auf Anfrage Michael Wilczynski, Referat Streckensperrungen im BVDM e.V. und Beisitzer im Vorstand des BVDM e.V. prompt und kompetent.

Wie kommt es zu einer Sperrung?

  • Es geschehen Unfälle auf einem Abschnitt der Strecke, somit wird aus dem Abschnitt oder der Stelle ein Unfallschwerpunkt / Unfallhäufungsstelle.
  • Das deutsche Gesetz sieht dann vor, dass eine Unfallkommission zusammen kommen muss, um Maßnahmen gegen die Unfälle zu beschließen und umzusetzten.
  • Im Regelfall sind das dann Geschwindigkeitsbegrenzungen und auch Schilder, die auf die Gefahren aufmerksam machen.
  • Natürlich hat auch der Lärm der Raserfraktion und auch das rücksichtslose Verhalten einen Einfluß auf die politisch Verantwortlichen.
  • Das deutsche Gesetz sieht dann vor, dass eine Unfallkommission zusammen kommen muss, um Maßnahmen gegen die Unfälle zu beschließen und umzusetzten.

Im Regelfall werden zunächst Geschwindigkeitsbegrenzungen nach unten korrigiert, oder Gefahrenschilder an der Strecke aufgestellt. Doch notorische Schnellfahrer, gerne auch "Raser" genannt, lassen sich davon selten belehren oder abschrecken. Wenn die Unfallzahlen trotz strengerer Regeln nicht sinken, kommt die Kommission wieder zusammen um weitere Maßnahmen zu beschließen, was dann leider auch eine (Teil)-Streckensperrung bedeuten kann. "Die StVo besagt übrigens, dass im Falle einer Sperrung eine Umleitung auszuschildern ist. Dies wird von den Behörden weitestgehend ignoriert.", merkt Wilczynski an.

Die Möglichkeiten, Sperrungen zu verhindern, sind:

  • Versuchen, auf die Motorradfahrer einzuwirken, sich an die Spielregeln zu halten!
  • Die Gespräche im Vorfeld mit den Behörden zu suchen und argumentativ gegen die Sperrung zu wirken.
  • Als letztes Mittel eben die Klage vor dem zuständigen Verwaltungsgericht. Damit haben wir (BVDM e.V.) schon gute Erfahrungen gemacht.
  • Wichtig ist aber auch, dass die Biker sich den Verbänden anschließen, um auch ein gewichtiges Wort mit reden zu können.

Medien: Motorradfahrer = Massenmörder

Schützenhilfe bekommen Motorradgegner natürlich besonders von den sensationsgeilen Tageszeitungen, für die schnelle Motorradfahrer immer noch blutrünstige Massenmörder auf zwei Rädern darstellen. Nur einige Schlagzeilen aus den lokalen Medien meines Bezirks: "Überholverbot missachtet - Rücksichtsloser Motorradfahrer gestoppt!", "Raser am Stotzinger Berg unterwegs", "...Geschwindigkeitswahn...", "Am Stotzinger Berg (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) raste ein Motorradfahrer..."Verfolgungsjagd im Bezirk Eisenstadt-Umgebung"

Man muss nicht immer den Reserve-Rossi geben

Nichts lässt sich in der Politik so leicht umsetzen wie Verbote; deshalb haben wir ja auch so viele. Argumentiert wird meist mit der Gefahr für Glück und Gesundheit oder - weil emotional noch treffender - unsere Kinder. Manche Gesetzte haben durchaus ihren Sinn, nämlich dann, wenn es um den Schutz Unbeteiligter geht und das ist hier gewissermaßen der Fall. Deshalb sollte man sich, wie Michael Wilczynski meint, auch an die Spielregeln halten. In den meisten Fällen gibt es einen Weg, diese Spielregeln etwas freier zu interpretieren und sich in einem etwas erweiterten Rahmen immer noch in einem gesunden Bereich zu bewegen. Man muss halt nicht zu jeder Zeit und bei jeder Verkehrsfrequenz den Reserve-Rossi raushängen lassen. Kompromisslose Null Toleranz-Maßnahmen halte ich dennoch niemals für gerechtfertigt, weil auch und besonders für die kleine Motorradwelt gilt: Wehret den Anfängen!

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Bericht vom 19.10.2017 | 35.537 Aufrufe

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