Marc Marquez ist MotoGP-Weltmeister 2017!

Werks-Ducatis stürzen, Pedrosa siegt, Marquez holt den WM-Titel!

Die Hoffnung stirbt zuletzt - auch wenn es mit 21 Punkten Rückstand ein Sieg von Andrea Dovozioso hätte werden müssen und Marc Marquez bestenfalls 12. hätte werden dürfen, war da eben noch ein Fünkchen Zuversicht. Am Ende wurde es für Dovi statt einem Sieg eine Niderlage im Kiesbett, für Marquez ein Fast-Sturz im "Marquez-Style", für Dani Pedrosa ein fulminanter Sieg, für den Rookie Johann Zarco ein beachtlicher zweiter Platz und für uns alle ein würdiges Abschlussrennen mit vielen Erkenntnissen...

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Die Voraussetzungen für Andrea Dovizioso, den unbedingt notwendigen Sieg in Valencia einzufahren, sind denkbar schlecht: Er startet weit hinten vom 9. Platz, seine Ducati ist für den kurzen, verwinkelten Kurs im spanischen Valencia nicht die geeignetste Maschine und der eine, den es zu schlagen gilt, steht auf der Pole Position. Ja, Marc Marquez fährt seine Repsol-Honda wieder mal auf den ersten Startplatz. Beim Start kommt es noch schlimmer für Dovi, Marquez verteidigt trotz Wheelie die erste Position, dahinter schießt sein Teamkollege Dani Pedrosa auf den zweiten Platz und schirmt den Fast-Weltmeister zu Beginn von etwaigen Attacken der Gegner ab - denn ein Sturz ist für Marquez in diesem Rennen eigentlich tabu - aber erkläre das mal jemand dem dauer-motivierten Spanier...

Marc Marquez behält die Nerven, Johann Zarco stürmt an die Spitze

Derweil arbeitet sich Dovizioso zwar ein wenig nach vorne, hängt aber ab der zweiten Runde hinter seinem Teamkollegen Jorge Lorenzo fest. Derweil übernimmt der Rookie(!) Johann Zarco auf seiner Tech3-Kunden-Yamaha die Führung, indem er nach Dani Pedrosa auch noch Marc Marquez überholt - der in dieser Situation kühlen Kopf bewahrt und den schnellen Franzosen ohne Gegenwehr vorbei läßt - der WM-Sieg steht an erster Stelle, nicht der Rennsieg. Zumindest vorerst.

Missachtet Jorge Lorenzo die Ducati-Stallorder?

Knapp vor der Hälfte des Rennens liegen dann die Nerven bei Ducati blank, Lorenzo wird, wie im letzten Rennen in Malaysia, die Nachricht "Suggested Mapping - Mapping 8" auf das Dashboard gesendet - der Code dafür, dass der Spanier Dovizioso vorbei lassen solle. Wer nun gleich wieder auf den bekannt stolzen Lorenzo hinhacken möchte, kann es getrost lassen, denn auch wenn er schon oft bewiesen hat, dass er nicht viel von Teamorder hält, war es in diesem Fall keine Ignoranz Dovizioso gegenüber. Eher das Gegenteil, wenn man beiden Fahrern nach dem Rennen zuhört, denn Lorenzo wollte Dovi eher an die Spitzengruppe heranziehen, während Dovizioso nur in wenigen Kurven schneller war, insgesamt aber Lorenzo für die gute Pace danken konnte.

Marc Marquez stürmt als dritter im Rennen zum sechsten WM-Titel!

Es sollte aber ohnehin ein bitteres Ende für beide nehmen, fünf Runden vor Schluss stürzt erst Lorenzo und macht damit seinem Teamkollegen ungewollt Platz, der aber selbst nur wenige Kurven später ins Kiesbett ausreitet, stürzt und somit alle Titelchancen im Sand begräbt. Anders macht es wieder mal das "Stehaufmanderl" Marc Marquez ab der 19. Runde - wo noch lange nicht abzusehen ist, dass Dovizioso nicht doch noch nach vorne kommt, um den Sieg zu holen. Dennoch pfeift Marquez auf die totale Sicherheit, liefert sich mit Zarco an der Spitze ein kurzes Gefecht, geht in Runde 23 in Führung und macht in Runde 24 wieder mal das Unmögliche möglich: Er verhindert im typischen "Marquez-Style" einen Sturz, indem er sich, eigentlich schon gestürzt, mit Knie und Ellbogen wieder aufrichtet, in der Auslaufzone voll umlegt und dann ohne Sturz durch das Kiesbett pflügt, um als Fünfter wieder auf die Strecke zurückzukehren. Nachdem sich dann zwei Runden später die Werks-Ducatis selbst aufarbeiten, ist Marc Marquez als Dritter im Rennen der mittlerweile sechste WM-Titel (der vierte in der MotoGP) nicht mehr zu nehmen.

Dani Pedrosa überrumpelt Johann Zarco in der letzten Runde

Dennoch bleibt es, wie in der MotoGP-Saison 2017 gewohnt, bis zur letzten Runde spannend, denn Dani Pedrosa arbeitet sich akribisch an den Führenden Zarco heran, überrumpelt ihn am Beginn der letzten Runde und behält die Führung bis ins Ziel. Das ist einerseits traurig für Zarco, der damit weiterhin auf seinen ersten Sieg in der MotoGP warten muss, andererseits freuen wir uns, dass der sympathische Spanier Dani Pedrosa vor heimischem Publikum den zweiten Sieg dieser Saison im Abschlussrennen holt und sich damit sogar mit zwei Punkten Vorsprung vor Valentino Rossi auf Yamaha den vierten Gesamtrang der MotoGP-Weltmeisterschaft 2017 sichert.

DIe perfekte Show des Marc Marquez

Abgesehen davon, dass mit diesem würdigen Finale eine der spannendsten MotoGP-Saisonen aller Zeiten zu Ende geht, erlangen wir damit einige Erkenntnisse: Marc Marquez perfektioniert seinen "Marquez-Style" immer mehr, rettet sich also immer öfter vor sicheren Stürzen und wird somit für die Konkurrenz in der kommenden Saison die absolute Messlatte bleiben. Selbst taktieren kann die Grinsekatze schon sehr gut, liefert aber dennoch eine großartige Show, indem er sehr oft dann doch seinem unbändigen Siegeswillen nachgibt.

Auch für die MotoGP-Saison 2018 gibt es wieder viele Sieganwärter

Ducati wurde in dieser Saison immer stärker, Andrea Doviziosos Kampf um den Gesamtsieg bis zum letzten Rennen beweist, dass die Roten nun ganz vorne mitmischen. Wenn das Gesamtpaket für die kommende Saison noch besser geschnürt wird, ist viel Spannung auch für 2018 vorprogrammiert. Auch KTM kann völlig unerwartet schon ganz weit vorne mitfahren, da haben die Oberösterreicher offenbar erstklassige Arbeit geleistet. Maverick Vinales als Enttäuschung des Jahres zu bezeichnen wäre gewiss sehr gemein, mit seinen Siegen zu Beginn der Saison hat er aber die Erwartungen so hoch geschraubt, dass der dritte Gesamtrang am Ende leider als Niederlage zu werten ist. Ganz auf seine eigene Kappe möchte ich das aber nicht schreiben, die Werks-Yamahas haben gegen Ende der Saison seltsamerweise rapide abgebaut, waren im Nassen heillos unterlegen und konnten - sehr bezeichnend - nicht einmal mit ihrem Sateliten-Team mithalten: Der fulminante Rookie Johann Zarco siegte im letzten Rennen beinahe auf seiner Tech3-Yamaha, während Valentino Rossi, vorgespült durch die beiden Ducati-Ausfälle nur fünfter, Maverick Vinales gar nur 12. wurde.

Valentino Rossi führt die WM nur kurz an

Und damit wären wir auch schon beim Dottore Vale, der in dieser Saison nach den ersten drei Rennen zwar sogar die Gesamtwertung anführte, dann aber nur noch gut und brav mitfuhr und sehr bezeichnend am Ende sogar noch von Dani Pedrosa auf der Honda auf den fünften Gesamtrang verwiesen wurde. Der Sieg im niederländischen Assen Mitte der Saison kann nun als ein kurzes Aufbäumen betrachtet werden, danach gab Marquez so mächtig Gas, dass Rossi als Meister der Taktik schon wusste, dass es nicht mehr zu schaffen ist. Der Beinbruch beim Endurotraining knapp vor dem Heimrennen in Misano begrub die Hoffnung wohl endgültig.

Abschreiben darf man den Doktor nie - Rossi will unbedingt seinen 10. WM-Titel!

Dennoch lässt uns gerade die ultra-kurze Genesungspause nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch(!) staunen, wie schnell der "alte Herr" wieder fit ist, immerhin folgte noch ein zweiter Platz beim Rennen in Australien - abschreiben darf man den Altmeister und neunfachen Weltmeister also immer noch nicht. Und gerade diese Tatsache lässt uns für die Saison 2018 erneut unglaublich spannende Rennen erwarten. Rossi will den zehnten Titel, Vinales will da anknüpfen, wo er heuer begann, Dovizioso hat Blut geleckt und weiß, dass er siegen kann, Lorenzo möchte endlich wieder seine Klasse unter Beweis stellen und Marc Marquez zieht ohnehin die spektakulärste Show aller Zeiten ab - woran sich hoffentlich auch 2018 nichts ändern wird.

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Bericht vom 13.11.2017 | 11.899 Aufrufe

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