Maßgeschneiderte Motorradhelme von der Stange
Optimaler Sitz am Beispiel des HJC V10 und V60
Höchste Sicherheit und maximaler Komfort dank individuell angepasstem Innenfutter. Plus: Tipps & Tricks für den Helmkauf.

Sicherheit steht beim Motorradfahren an erster Stelle und der Helm spielt dabei eine entscheidende Rolle. Doch neben dem zum Einsatzzweck passenden Helmtyp, seiner Materialgüte, den erforderlichen Zertifikaten und selbst den ausgefeilten Sicherheitsfeatures sollten vor allem die Größe und Passform perfekt zum Kopf des Fahrers passen.
Leider messen viele Motorradfahrer dieser Thematik nicht ausreichend Bedeutung zu und gehen beim Kauf gefährliche Kompromisse ein, die sich auf lange Sicht als nervtötend herausstellen und im Falle eines Unfalls mit schweren Verletzungen enden können.
Der optimale Sitz ist wichtig
Im Falle eines Aufpralls funktioniert der Motorradhelm wie ein Stoßdämpfer. Die äußere Schale des Helms verteilt die Aufprallenergie und schützt vor externen Einwirkungen. Die innere Schicht, oft aus verdichtetem Polystyrol (EPS), absorbiert und verteilt ebenfalls die Stoßenergie, um sie vom Kopf des Fahrers fernzuhalten. In einigen Helmen kommen darüber hinaus Sicherheitssysteme wie das MIPS-System (Multi-directional Impact Protection System) zum Einsatz. Es besteht aus einer zusätzlichen Schicht zwischen der Innenschale und dem Kopf, um Rotationskräfte bei schrägen Aufprallwinkeln zu minimieren.
All diese Schutzmechanismen können natürlich nur dann effektiv arbeiten, wenn der Helm korrekt sitzt. Ist der Helm zu groß oder befinden sich beträchtliche Lücken zwischen der Innenschale und dem Kopf, bietet er nicht die erforderliche Stoßdämpfung, erhöht die Rotationskräfte und kann sich im schlimmsten Fall bei einem Sturz sogar lösen.
Sitzt der Helm hingegen zu eng auf deinem Kopf, kann dies zu Druckpunkten, Kopfschmerzen und allgemeinem Unwohlsein während der Fahrt führen, was die Konzentrationsfähigkeit massiv einschränken und bei einem Unfall ebenfalls eine zu geringe Stoßdämpfung bieten kann. Ein gut passender Helm beugt beiden Problemen vor und erhöht den Komfort sowie generell die Freude am Fahren.
Maximale Sicherheit mit der richtigen Kombi aus Größe, Passform und Innenfutter
In diesem Ratgeber erfährst du, worauf es bei der Auswahl eines qualitativ hochwertigen Motorradhelms wirklich ankommt und wie du selbst eine kostengünstige, maßgeschneiderte Anpassung vornehmen kannst, ohne daraus eine Wissenschaft zu machen.
Beginne zunächst damit, die exakte Größe und Form deines Kopfes zu ermitteln. Dieses Wissen wird dir beim Helmkauf - sei es im Fachgeschäft oder beim Online-Shopping - erheblich helfen, da Qualitätshersteller ihre Helmschalen oft je nach Markt oder Modell unterschiedlich ausgestalten. Ein kompetenter Verkäufer ist mit den spezifischen Eigenheiten vertraut und einige Marken weisen sogar explizit in ihren Produktbeschreibungen darauf hin.
Kopfumfang an der breitesten Stelle ermitteln
Platziere ein flexibles Maßband etwa einen Zentimeter oberhalb der Augenbrauen und Ohren über die Stirn, um den Kopf. Es sollte eng am Kopf anliegen, jedoch ohne einzuschneiden. Am Schnittpunkt des Maßbandes kannst du den Umfang in Zentimetern ablesen. Die entsprechende Helmgröße entnimmst du der jeweiligen Größentabelle.
Tipp: Genauere Ergebnisse erhältst du, wenn dir eine Person dabei hilft. Falls du kein flexibles Maßband zur Hand hast, nutze eine Schnur und messe sie dann mit einem Maßband ab.
HJC V10 (Visier, Windabweiser, Wangenpolster und Kopfpolster einzeln erhältlich)
Größe | Helmschale | Kopfumfang (cm) | Wangenpolster (mm) | Kopfpolster (mm) |
XS | XS/S | 54-55 | 25 | 9 |
S | XS/S | 55-56 | 20 | 7 |
M | M/L | 57-58 | 25 | 12 |
L | M/L | 58-59 | 20 | 9 |
XL | XL/2XL | 60-61 | 25 | 9 |
2XL | XL/2XL | 62-63 | 15 | 7 |
Praxisbeispiel am HJC V10: NoPains Kopfumfang beträgt zirka 58 Zentimeter, daher kommen sowohl die Größe M als auch die Größe L in Frage.
Kenne deine Kopfform
Die meisten von uns Europäern haben einen mittelgroßen, ovalen Kopf - also einen, der recht breit, aber etwas länger als breit ist. Aus diesem Grund, sind die meisten Helmschalen für die westlichen Märkte auch "mittel-oval" designed.
Es gibt aber auch viele Menschen mit etwas längeren, schmäleren Köpfen ("lang-oval") sowie sehr wenige mit runder Kopfform ("rund"). Letztere haben beim Helmkauf in unseren Breiten sicherlich die schlechtesten Karten.
Tipp: Wer zum Ausmessen gerade kein orthopädisches Kephalometer bei der Hand hat, kann seinen Kopf alternativ zwischen zwei Schiebetüren stecken.

Letzter Feinschliff durch die individuelle Anpassung des Innenfutters
Hast du dich schlussendlich für eine Marke bzw. ein Modell entschieden, dessen Passform deiner Kopfform am nächsten kommt, geht es ans Probieren. Der Helm muss auf deinem Kopf rundherum straff und fest sitzen, ohne zu drücken. Beim Bewegen des Helmes nach links und recht sollte sich maximal die Kopfhaut bewegen. Das Wangenpolster darf ruhig sehr eng sein, denn es wird sich mit der Zeit noch setzen. Der Kinnriemen darf sich im geschlossenen Zustand nicht über das Kinn schieben lassen.
Trage den Helm mindestens 15-30 Minuten, um zu sehen, ob sich Druckstellen oder Irritationen entwickeln. Ein fester Sitz ist in Ordnung, aber falls du Schmerzen verspürst und nach dem Abnehmen einen roten Abdruck an der Stirn hast, ist der Helm nicht lang-oval genug für deinen Kopf. Wenn du spürst, dass der Helm deine Schläfen unangenehm zusammendrückt, ist er nicht rund genug.
Wenn es nur um Nuancen geht, lässt sich bei Qualitätsprodukten recht einfach nachbessern. Die Lösung besteht jedoch nicht darin, das EPS-Innenfutter mit einem Löffel oder Golfball zu komprimieren, sondern die Dicke der Innenpolsterung anzupassen. Bei vielen Helmen könnt ihr die Wangen- und Kopfpolster in verschiedenen Stärken für die jeweilige Größe bzw. Helmschale günstig nachbestellen.
Tipp: Manche Helme verfügen über eine höhen- oder weitenverstellbare Innenpolsterung, womit sich kleinere Wehwehchen ohne chirurgischen Eingriff beheben lassen.
HJC V60 (Helmschirm, Visier, Windabweiser, Wangenpolster und Kopfpolster einzeln erhältlich)
Größe | Helmschale | Kopfumfang (cm) | Wangenpolster (mm) | Kopfpolster (mm) |
XS | XS/S | 54-55 | 30 | 12 |
S | XS/S | 55-56 | 25 | 9 |
M | M/L | 57-58 | 25 | 12 |
L | M/L | 58-59 | 20 | 9 |
XL | L/2XL | 60-61 | 20 | 12 |
2XL | L/2XL | 62-63 | 15 | 9 |
Praxisbeispiel am HJC 60: Gemäß der Größentabelle und der ermittelten Kopfform sollte der HJC entweder in Medium oder Large gut auf NoPains Kopf passen. Leider traten in der Größe Medium nach 15 Minuten schmerzhafte Druckstellen an der Stirn auf, während der Helm in der Größe Large an den Wangen etwas zu locker war.
Lösung: Der HJC V60 in Größe Medium, kombiniert mit dem Kopfpolster vom V60 in Größe Large, ergibt einen 3 mm größeren Kopfumfang bei festem Sitz an den Wangen. Das gleiche Ergebnis lässt sich auch mit dem Helm in Größe Large und den Wangenpolstern vom V60 in Größe Medium erzielen. Hierbei kann man je nach Verfügbarkeit oder Kaufpreis die passende Option wählen.
Da sich die Helme in den Größen M und L die gleiche Helmschale teilen, passen auch die Befestigungsclips an den Polstern wie die Faust aufs Auge.
Nachdem dein neuer Motorradhelm alle erforderlichen Tests bestanden hat, setze ihn auf, zieh deine schicke Motorradbekleidung an und steig auf dein Bike. Schon nach wenigen Ausfahrten wirst du feststellen, dass sich der Motorradhelm optimal an die Form deines Kopfes angepasst hat.
Weitere Tipps zum Helmkauf
- Sicherheitszertifikate: Achte darauf, dass der Helm die erforderlichen Sicherheitsstandards erfüllt. In Europa sollte er beispielsweise die Prüfzeichen ECE-22.05 (seit 2002) oder ECE-R-22.06 (seit 2021) tragen.
- Helmart: Wähle einen Helmtyp (Integralhelme, Jethelme, Klapphelme usw.), der zu deinem Fahrstil und den Bedingungen passt, unter denen du fährst.
- Material: Helme bestehen aus verschiedenen Materialien wie Polycarbonat, Fiberglas oder Carbon. Leichtere Materialien können oft teurer sein, bieten jedoch möglicherweise einen höheren Schutz.
- Belüftung: Achte auf ausreichende Belüftung, besonders, wenn du oft bei warmen oder feuchten Bedingungen fährst. Gute Belüftung sorgt für Komfort und verhindert das Beschlagen des Visiers.
- Visier: Überprüfe, ob das Visier klar und kratzfest ist. Ein einfach zu bedienender Mechanismus zum Hochklappen oder Austauschen des Visiers schadet nie.
- Verschluss: Ein sicheres Verschlusssystem ist entscheidend. Gängige Verschlüsse sind Ratschen-, Doppel-D- oder Mikrometerverschlüsse.
- Gewicht: Ein leichter Helm erhöht den Tragekomfort, besonders bei längeren Fahrten.
- Geräuschisolierung: Einige Helme bieten bessere Geräuschisolierung als andere. Dies kann wichtig sein, um Gehörschäden bei längeren Fahrten zu vermeiden.
- Stil und Design: Wähle einen Helm, der nicht nur sicher ist, sondern auch deinem persönlichen Stil entspricht.
- Pflege: Da der Motorradhelm zweifelsohne das wichtigste Teil unserer Schutzausrüstung ist, sollte er entsprechend gut gepflegt werden. In unserem Spezial "Tipps zur Wartung und Pflege deines Helms" erfährst du, wie du für Sicherheit und Hygiene sorgst.
- Austausch: Sobald der Helm einen schweren Aufprall hatte oder Anzeichen von Verschleiß zeigt zeigt, sollte er ausgetauscht werden, selbst wenn äußerlich keine Schäden sichtbar sind.
Fotos: Erwin Haiden, nyx.at
Bericht vom 27.01.2024 | 16.076 Aufrufe