Offroad Festival Saalbach

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Beim 6h Enduro in Saalbach verlor mein Eisen seine Unschuld und ich meine Furcht vor Schlamm und Matsch.
Irgendwie hatte ich an diesem Wochenende noch nix besseres in meinem Terminkalender eingetragen und freute mich über den Vorschlag vom Nesut. "Fahr doch beim 6h Enduro in Saalbach mit...". Einige mögen mich jetzt für verrückt halten, doch ich hab extrem viel Erfahrung mit solchen Marathon Enduro Rennen. Der Enduro ÖM Lauf am Raba Ring war für die meisten Fahrer in 3 Stunden vorbei, ich bin erst nach 5,5 Stunden zurück ins Fahrerlager gekommen (klarerweise mit einer Runde weniger). Somit hatte brachte ich die besten Voraussetzungen für dieses Event mit. Außerdem mit dabei in Saalbach: Karl der Furiose (trägt sein persönliches Duell mit dem Nesut in Saalbach aus). Nachdem der kleine blaue Fleck auf Bravomaxas Oberschinkel seine Farbe wieder in zartes Rosa verwandelt hat, war auch er schwer motiviert und wusste dass man nur mit optimaler Ernährung die 6-stündige Tortur überleben kann.

Das Event wurde vom MSC-Hinterglemm organisiert. Donnerstag und Freitag standen Zeittraining am Programm, am Samstag dann das Rennen.

   
Schon bei der Anreise hab ich unglaublich herumgeeiert. Die deutschen Nachbarn feierten am Freitag ja den Tag der deutschen Einheit und somit war der Weg über das kleine deutsche Eck nicht gerade perfekt. Wr. Neustadt - Salzburg in 3 Stunden und Salzburg - Saalbach ebenfalls in 3 Stunden. Somit kam ich am gerade rechtzeitig zum allerletzten Qualifikationslauf. Doch schon bei der Startaufstellung hatte ich irgendwie ein ungutes Gefühl. Alle anderen Teilnehmer hatten die Qualifikation ja bereits hinter sich gebracht und gerade jetzt begann es zu regnen. Außerdem hatte es für mich den Anschein als wäre dieser Lauf so eine Art Promi Race. Neben mir standen Martin Freinademetz, Christian Pfeiffer, Sigi Bauer, Michi Stauffer und Co am Start. Der Kameramann nahm beim Start ausgerechnet mich ins Visier und ich bekam natürlich eine herrliche Fango Schlammpackung verabreicht für die man normalerweise locker 70 Eier im Beauty Salon hinblättern müsste. Irgendwie schaffte ich es dann auch noch den ersten Steilhang hinauf zu eiern und dachte ganz fest an die Worte vom Nesut:"Geh die erste Runde einmal ganz langsam an und schau Dir alles ganz genau an. In Runde 2 gib Stoff und die Sache ist geritzt". Null Problemo. Runde 1 dauerte somit fast 20 Minuten und jetzt packte mich der ganze Ehrgeiz und auch ein fürchterlicher Wolkenbruch. Der Steilhang wurde zu einer unmenschlichen Morastgrube und die nette Bachdurchfahrt wurde plötzlich ein wenig selektiver. Bei Runde 1 war die Abfahrt ins Tal noch auf griffigem Wiesen-Gatsch zu fahren bei Runde 2 wurde ich hier von Wasser, Schlamm und Motorrad begraben. Danke an die Streckenposten die mich hier befreit haben - Ich wäre jämmerlich ersoffen. Meine Quali-Zeit konnte sich also sehen lassen: Platz 137 (von 137 Teilnehmern) mit einer Zeit von 19:25. Der Vorletzte hatte eine Zeit von 09:30 und der Erste Christian Pfeiffer eine Zeit von 2:29. Beste Voraussetzungen also für das morgige Rennen.
   
Der nächste Tag begann so wie der vorherige geendet hat - mit Regen. Spätestens jetzt beschlossen besonders intelligente oder feige Teilnehmer auf den Start zu verzichten. Bravomaxa fürchtet den Gatsch ja genauso wie eine Hajabusa das Radakastl und erscheint schon beim Frühstück in Zivil. Auch der Bauer Edi von der Bikefactory schont Mensch und Maschine und bleibt im Stall. Doch ich war mir sicher in den 6 Stunden zumindest eine Runde zu schaffen und stellte mich zu den Ehrgeizlern in der Startaufstellung.

Enduro Saalbach
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Ca. 20 Minuten lang bot sich den Zusehern ein herrliches Schauspiel am Steilhang. Die Profis sind schon in der 2. Runde und die Rookies wälzen sich am Steilhang wie die Bröselnudel in der Pfanne. Meine Linie auf den Steilhang hab ich mir mittlerweile genau ausgerechnet. Ganz links am Zaun entlang schien die Sache auch für mich in Ordnung zu sein. Mir ging es bei der Auffahrt wesentlich besser als so manch anderen Enduro Kollegen.... Enduro Saalbach
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Bereits in Runde 2 befand sich zu diesem Zeitpunkt der ehrgeizige Nesut. Er wusste wohl nicht dass der Furiose noch immer hinter der Startlinie stand und den optimalen Zeitpunkt für einen Eintritt ins Rennen abwartete. Enduro Saalbach
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Dei weiteren Meter hinauf auf den Berg waren dann relativ einfach aber recht flott. Schnelle Schotterwege mit Spitzkehren=Anliegern, ein kleine hügelige Wiese=Morastpiste und eine Abfahrt bei einer Skipiste=Schlammrutschpartie kamen danach. Plötzlich wurde mein jugendlicher Vorwärtsdrang aber sehr schnell gestoppt. Bei einem Nadelöhr staute es sich wie auf der Südosttangente zu Ferienbeginn. Da gab es kein weiterkommen mehr. Natürlich hatte ich sofort schreckliche Angst was da jetzt am vorderen Ende dieser Schlange auf mich warten würde. Ein mächtiger Abgrund? Ein unbezwingbarer Steilhang? Eine teuflische Schlammgrube? Eine Viertel Stunde später wusste ich mehr. Eine knifflige Abfahrt in ein mit komfortablen Steinen und Felsen überzogenes Bachbett kaufte einigen Enduristen die Schneid ab. Als ich an der Kippe zum Bachbett stand hatte ich keine Zeit mehr zu überlegen. Dezentes drängen, stoßen und aufmunternde Worte "Foa weida du Wappla" von hinten brachten mich schließlich soweit die Bremse loszulassen. Schon in diesem Moment wusste ich, dass ich auf allen Vieren unten ankommen werde. Es war mir nur noch wichtig ein möglichst weiches Plätzchen für die Ankunft zu suchen. Links waren spitze Felsen und ein brutaler Baumstamm. Deshalb ließ ich mich einfach in den schlammigen Vis-a-Vis Hang fallen. Schlecht für die Waschmaschine - gut für Knochen und Plastics. Nix passiet. Weiter geht es das glitschige Bachbett entlang. In solchen Momenten freut man sich natürlich immer wenn man bekannte Gesichter sieht. Der dicke Bogoln stand am Ende des Bachbetts mit seiner Kamera und hielt für www.fotofreak.com die menschlichen Schicksale fest. Die Fotos kann man dort in verschiedenen Größen bestellen (auch Poster Format) oder z.B auf ein Kopfkissen drucken lassen. Ewige Enduro- Albträume sind einem sicher. Enduro Saalbach
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Der Nesut war mittlerweile schon sehr gut unterwegs, doch sein Anblick verschlechterte sich von Runde zu Runde. Irgendwann nach Stunde 3 überholte er mich kurz vor dem Start-Ziel Hang. Nun ist meine Stunde gekommen. Der Gasgriff wird nun mächtig gemolken und der Nesut wird am Steilhang inhaliert. Auch die Schotterkehren auf den Berg hinauf kann ich den Nesut hinter mir halten. Jetzt noch die eine Kehre mit dem kleinen Hang und dann wird es schwierig zu überholen. HOPPALA! Dieses Loch war in der vorherigen Runde noch nicht da. Als nächstes sah ich noch Böschung - Gestrüpp - Gatsch - Steine - und einen lachenden Nesut. Verdammt! Enduro Saalbach
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Wie bei den meisten Offroad Events sitzt oder liegt der Großteil des Starterfeldes auf Orange. Enduro Saalbach
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Die Einzelwertung gewann Zlatko Novosad (40 Runden) vor Manfred Gollnitzer (37 Runden) und Michael Mailhammer (36 Runden). Ich schaffte 11 Runden und lag damit auf Rang 65. Der Nesut drehte beachtliche 22 Runden und kam damit auf Rang 39. Der furiose Karl beendete ebenso wie BMW Vertriebsmann Markus Ferch nach 5 Runden. Der Stary Hannes fuhr 17 Runden und kam somit auf Platz. 5 Runden weniger als Nesut waren schon eine herbe Niederlage für ihn. Sofort wurde daheim die Mama angerufen: "Mutti!!! Der Nesut hat mich hergebrannt!" Enduro Saalbach
   
Harti Hauthaler (www.2rad-hauthaler.at) fuhr 29 Runden und beendete auf Rang 17. Mörder Performance vom KTM Händler aus Salzburg. Enduro Saalbach
   
Stürze gab es bei diesem 6 Stunden Rennen ohne Ende... Enduro Saalbach
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...doch meistens war die Landung recht sanft und kuschlig.... Enduro Saalbach
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Ich selbst beendete das Rennen verletzungsfrei und musste erst nach dem Rennen eine unwürdige Niederlage hinnehmen. Das Motorrad war schon aufgeladen, die Schmutzwäsche bereits getauscht und die Protektoren im 1000PS-Kombi als ich mich auf dem Weg zurück zur Transponder-Abgabe machte. Es war nur ein kurzer Blick auf den feschen Popo einer mir unbekannten Passantin am Hauptplatz und die Gehsteigkante vollstreckte mörderisch. Der Knöchel wurde erbarmungslos zugerichtet und ich legte noch eine peinliche Seitwärtsrolle am gatschigen Hauptplatz-Asphalt hin. Die fesche Passantin fand das Schauspiel eher verachtenswert als lustig und wandte sich kopfschüttelnd und scheinbar auch etwas angewidert ab. Ich wimmerte ganz erbärmlich und zog mich ins Auto zurück. Diagnose im Spital Wr. Neustadt 18 Stunden später: Bänderzerrung. Bitte selber einmal täglich eine Trombose-Spritze in den Oberschenkel geben. Vielen Dank!

Im Fahrerlager hab ich dann einige mürrische Raunzer-Stimmen vernommen. "Schlechte Streckenführen, viel Stau, viel Gatsch, usw."

Mir hat die Veranstaltung gefallen. Für das Wetter kann niemand etwas und bei Sonnenschein hätten die Veranstalter sicherlich eine größere Runde geöffnet was das Feld etwas auseinander gezogen hätte. Das Event wurde mit einem riesigen Aufwand auf die Beine gestellt und dutzende Helfer standen an allen Ecken und Enden (Kostet ein Vermögen an Zeit und/oder Geld). Wir können froh sein, dass sich die Veranstalter die unglaubliche Hackn antun und für uns Enduristen so ein mächtiges Event in so einer Umgebung auf die Beine stellen. Andere Winter-Tourismus Gebiete können sich bei diesem Event übrigens einiges abschauen. Normalerweise sind diese Ortschaften im Sommer genauso gut besucht wie Sex-Kino am heiligen Abend. Tolles Event! Alles Gute und vor allem besseres Wetter für nächstes Jahr.

Enduro Saalbach

Bericht vom 06.10.2003 | 5.590 Aufrufe

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