OrangeMountain 2010

In Obertauern regierten zum 2. Mal die Orangenen aus Mattighofen. Manchen war der böse Wettergott gnädig.

KTM Orange Mountain 2010 / Obertauern

Wenn die Berge glühen, dann liegt das gewöhnlich an einem glutvollen Sonnenauf- oder untergang. Es kann aber auch sein, dass orange-lastige Eisenreiter dahinter stecken, die sich einmal im Jahr auf dem Radstädter Tauern versammeln und dann in Gruppen ausschwärmen.

 
Brennen ist nicht ganz einfach brennen. Abgesehen davon, dass dieses vielseitige Vokabel unter anderem (Be-/Ein-)Zahlen meistens unfreiwillig bedeutet, hat es auch etwas mit forcierter Gang- vielmehr Fahr-Art zu tun. Herbrennen ist ein schönes Beispiel dafür. Eng verwandt mit brennen ist glühen. Das steht im Eisenreiter-Sprech bekanntlich für engagiertes Vorankommen. Und kann zum Herbrennen oder auch Hergebrannt-Werden führen.
 
Brennen & Glühen, das birgt viele Schattierungen der Farbe Orange (schon auch von Rot, aber das ist dann schon eher verbrennen & verglühen). Also bleiben wir bei orange. Orange wie KTM. Eisen, für welche die Fans glühen & brennen, schon aus Prinzip, wegen Ready to Race. Und aus Leidenschaft. Die ist ungeteilt nicht einmal halb so schön. Weshalb Orange-Blütige gerne Brüder- und auch Schwesternschaft eingehen mit anderen KTMlern. Das eignet zwar so gut wie allen Anhängern der verschiedensten Eisen-Marken, ist aber im Falle der Mattighofner etwas ganz besonderes, weil für Österreicher und Österreicherinnen etwas (Ein)Heimisches.
 
Um das auf (ein)heimischem Grund zu manifestieren und zu feiern, gibts (seit dem Vorjahr) KTM Orange Mountain in Obertauern, ein dreitägiges Festl für Orange-Infizierte. Es ist im Reigen der jährlichen Marken-Motorradtreffen wohl eines der kleinsten, aber dafür eines der engagiertesten, ganz im Zeichen der Off- und mittlerweile ja auch On-Road-Philosophie. Die belebt die Sinne. Und erweckt Begeisterung. Eines ganzen Ortes, der als Ski- & Snowboard-Paradies, im Sommer eher ruhig und nur moderat belebt ist. Weshalb sich die kleine Gemeinde gern von der orangen Begeisterung anstecken lässt und sogar Tabus lockert. Nämlich das, auf die Alm(en) zu glühen. Für einen Nachmittag.
 

Die Wagemutigen versammelten sich zum Gipfelsturm. Der Himmel war schon finstergrau.

Für den Fall eines Falles stand sich die örtliche Bergrettung an der Schlüsselstelle parat.

Sommertest für die Seilbahn-Sessel.

 
Am Donnerstag, dem 26. August, war am Nachmittag alles fertig hergerichtet:
Der Parkplatz auf der Passhöhe des Radstädter Tauern von der Feuerwehr abgesperrt, der KTM-Racing-Truck eingeparkt, das dazugehörige Zelt aufgestellt. Auch das Orange Mountain-Festzelt des örtlichen Tourismus-Verbandes war postiert, samt Imbiss- und Getränkestand. Dazwischen gesellte sich Touratech mit einem Standl dazu, flankiert vom Manager on Tour. Christian Schmidt, KTM Orange Mountain-Mastermind und Organisator, gemeinsam mit seinem Bruder Werner Chef des Hotel Solaria, hatte alle Hände voll zu tun. Für die passende Haarfarbe leucht-orange hatte er schon vorher gesorgt. 140 Teilnehmer hatten sich im Vorfeld angemeldet, die wollten untergebracht und versorgt werden (2009 waren es 80 gewesen). Die Show konnte beginnen.

Und sie begann. Wieder mit einem idealen Tag fürs Motorradfahren. Trocken & sonnig. Manchen wars sogar schon zu heiß, selbst auf 1.738 Metern Seehöhe. Die ersten Gäste rissen sich um die Test-KTMs, von der 690er Supermoto über die 990er Adventure bis zur RC 8R. In schönster Sonnenuntergangsstimmung trudelten derweilen die Gäste ein. Versammelten sich im Festzelt zur ersten Come Together-Party, die angesichts des dichten Programms für den nächsten Tag nicht arg lange dauerte.

Denn Tag eins war im Programm ein starker Tag: Fortsetzung der Testfahrten. Eine kleine Tour rund um Prebersee und Nockalmstraße, geführt oder auf eigene Faust. Supermoto-Einsteigertraining auf 450er SMRs mit Gilles Salvador, auf dem Parkplatz der Gamsleitenbahnen, ein absolutes Novum, dass dort Eisen im Kreis kreisen. Das war das Vormittagsmenü.

Das Nachmittagsmenü hatte das offroadige Highlight Nummer eins auf dem Programm, nach der obligaten Mittagsrast auf der Hochalm, deren Anfahrt ein erster Schotter-Vorgeschmack auf den Gipfelsturm ist (wer den recht groben Schotter scheute, der konnte mit der Grünwaldkopf-Bahn auffahren und dann per pedes weiterreisen). Die Terrasse der Hochalm bietet einen bequem fußfreien Ausblick auf das, was die Gipfelstürmer zu bieten beabsichtigten: die Auffahrt über die vom Vorjahr bekannte Route zur Seekarspitz-Bergstation - von Insidern als enduristisch locker zu bewältigend bezeichnet und die weitaus kniffligere Strecke zum Seekareck (die besonders gut im Blickfeld liegt).

Doch vorher gabs noch das obligate Fahrer-Briefing von Christian Schmidt, flankiert und begleitet von Barbara Kenedi, ihres Zeichens Geschäftsführerin der KTM Österreich Vertriebs GmbH. Sie sprach aus Erfahrung. Nicht bloß, was das Geschäft, auch und vor allem, was die beiden Strecken betrifft: Denn sie hatte am Donnerstagabend ihre Adventure über beide Routen gejagt. Was unter den Herren für Aufregung sorgte. Und etliche der harten Jungs unter argen Zugzwang brachte.

Chef & Boss & Mastermind hatte diesmal tief in den orangen Haarfarb-Topf gegriffen.

 

Der Erste der gekonnt den Berg stürmte.
Er verschwand aber alsbald im Nebel.

Die Gipfelstürner-Vorhut: Peter, Werner und Christian.

 
Inzwischen kristallisierte sich eine kleine Vorgruppe heraus. Während die anderen Gipfelstürmer in spé ihre Mittagsjause inhalierten, machte sich ein dreiköpfiges Grüppchen auf den Weg zum Seekareck. Streckenbeschreibung: Im oberen Bereich wird sie sehr steil, und zwei nach außen hängende Kurven machen es sehr schwierig, ausreichend Schwung in die Steigung mitzunehmen. Der erste, der rauf wollte, schaffte das mit dem Schwung nicht. Er fuhr in die Garage, sprich er legte seine Adventure um, auf den fortan geknitterten Akrapovic und bekam dafür kräftigen Szenen-Applaus (sowie den Nachnamen Knitteric). Vor allem von denen, die angesichts von Barbaras Gipfelsturm schon blass gewesen waren und jetzt noch blasser wurden.
 
Aber da half kein Zittern und kein Zaudern - zumal der ohnehin schon finstere Himmel noch finsterer wurde und fetten Regen versprach. Viele schickten Gebete zum Wettergott. Welchen Inhalts die waren werden wir nie erfahren. Gnädig zeigte sich Petrus während der Seekarspitz-Bergstation-Bergfahrt. Noch. Danach versammelte sich ein Häuflein Mutiger zur Seekareck-Bergfahrt. Sie sollten nur einzeln losgelassen werden, nachdem sich Bergrettung und Fotografin an einer der Schlüsselstellen fertig postiert hatten. Und danach oben warten, bis alle angekommen waren.
 

..Hagel, Sturm, Starkregen,..


 
Punkt halb drei passierte der erste Bergfahrer gekonnt jene Kurven-Kombination, die den Vorhut-Reiter zu Fall gebracht hatte. Eine Sekunde später war er nicht mehr zu sehen. Es war aber dann gar nichts mehr zu sehen. In atemberaubender Geschwindigkeit hatte uns eine Nebelwand überfallen. Das Funk-Wetterpanorama offenbarte zusätzlich: Hagel, Sturmböen, Starkregen. Und Temperatursturz. Sowieso.
 
Das wars dann. Bergrettung, Fotografen, Gipfelstürmer verfolgten nur noch ein Ziel: Rette sich, wer kann. Nur der Ortskenntnis der Einheimischen ist zu verdanken, dass man den Weg ins Tal fand. Viele stellten ihre Kanten in den Garagen. Manche bedankten sich wahrscheinlich beim Wettergott, der mit seiner Bösartigkeit wohl dem einen oder anderen möglicherweise eine Blamage erspart hatte. Leider eigentlich und überhaupt.
 

Der nächste Gipfelstürmer
wurde auf halber Höhe vom Nebeleinfall gestoppt.

Der Regen hatte sich den ganzen Samstag
ganz stark auf Obertauern konzentriert.

 
Derweilen hatte der eine, der raufgekommen war, ausgeharrt. Auf die anderen wartend. Die nicht kamen. Bis sich einer der Bergretter besann, der stapfte hügelan und informierte den Gipfelsturm-Sieger, dass heute keiner mehr heraufkommen werde und es damit Zeit sei, runterzukommen von der Alm.
 
Der Abbruch des Programms bescherte ausreichend Zeit, die nicht bestandenen Abenteuer zu besprechen. In der Sauna. An der Bar. Kurz: beim Aufwärmen für die abendliche Party auf der Diktn Alm. Geplant gewesen war dort eine Langsamfahr-Competition auf der Terrasse. Auf 690er Dukes. Anhaltende Nässe und grausliche Kälte waren dem aber vor. Man saß dann halt ein bissl fad in der Gaststube herum. Aber so etwas geht gar nicht bei einer KTM-Fete.
 
Also zündeten die Mattighofner etwas an, denn bei KTM heißt es ja: Du sollt glühen & brennen. Flugs kam eine Duke in die Stube hereingefahren, streckenweise mit der Kellnerin auf dem Soziussitz. Nachdem beim abschließenden Burn-Out Kupplung und Hinterreifen verraucht waren, kam die zweite Herzogin zum Einsatz. Auch zum Burn-Out und für eine kurze Runde durch die Küche. Danach war das Eis gebrochen. Kein Gast ging mehr ohne KTM-Branding aus dem Lokal heraus. In Schwarz, in Grün, auf der Stirn, auf dem Dekolleté. Eine Gästin meinte dazu nur: Scheeee! Die Diktn-Alm-Wirtin klagte kurz über die schwarzen Gummi-Flecken. Des KTM-Teams erste Tat am folgenden Morgen war das Wegputzen derselben.
 
Ziemlich orange gings beim Almfest her, mit KTM-Branding auf Dekolletés & Nacken.

Orange Mountain-Party auf der Diktn Alm:
Statt Langsamfahr-Wettbewerb gabs Duke in Lokal (mit Kellnerin) & Küche inklusive Burnout.

 
Scheeee, das war nicht das Wort, das auf das Wetter des Samstags passte:
Es schüttete. Von ringsherum hörte man immer wieder, dass es Sonne und Trockenheit gebe. Aber nur vor und/oder nach dem Radtstädter Tauern. Auf dem Tagesprogramm stand dennoch: Schnitzeljagd. Eine Roadbook-Fahrt zur X-Bowl-Arena Stegenwald mit nachfolgendem Austoben im Schotter-Gelände, auf 450 EXCs. Ein beachtliches Häuflein Wetterfester fand sich trotz des Sauwetters im KTM-Zelt auf der Passhöhe ein. Der Trockenheit halber wurde im Zelt gestartet. Da drin wars noch rutschiger als draußen. Hingefallen ist trotzdem keiner.
 
Einer war dabei, der fuhr fast außer Konkurrenz mit. Auf Honda 750 Africa Twin. Der hat aber immerhin seit Jahren die feste Absicht, sich eine Kante zu kaufen. Unter den Startern fuhren auch drei Starterinnen vor: Andrea aus Wien, Priska aus Tirol, Britta aus Bayern. Erstere ist eine Fixstarterin in Obertauern, die anderen beiden waren das erste Mal dabei. Alle drei fahren wie Barbara Kenedi - Adventure.
 
Wer auch immer mit was auch immer wohin gefahren ist. Alle kamen sie heil (bis auf den einen oder anderen kleinen Materialschaden) und nass zurück. Schlecht aufgelegt war keiner, der Grundtenor lautete: Scheee wars! Und schön sollte es weitergehen. Trotz des nicht schönen Wetters. Dass sich das bessern könnte, hofften wir in einer Regenpause. Die Feuerwehr stellte eine Kanzel und eine lange, lange Leiter in den Foto-Dienst. Von luftiger Höhe aus betrachtet wurde das Grau aber nicht lichter, es wurde nur noch ungemütlicher, als es wieder zu regnen begann.
 
Von wegen schönen Weitergehens. Der finale Höhepunkt stand noch aus, mit der Fête Orange. Diesmal nicht in der Schirmbar, sondern im Orange Mountain-Zelt, das vorsorglich mit Heizpilzen präpariert worden war. Heiß gings schon einmal beim Tombola-Los-Verkauf her. Eine hitzige Sache war sodann die Preis-Verleihung, launig moderiert von Christian & Christian. Ersterer ist unter Clerici ziemlich gut bekannt, Zweiterer wechselte zwischen Neben- und Hauptdarsteller-Rolle. Zwischen vertauschten Nummern und verwechselten Zetteln wechselten die Gewinne, gestiftet von KTM und den Obertauernern, vom Gabentisch zu den neuen Besitzern. Wärmflaschen kamen häufig vor.
 

...mehr Frauen !


 
Nach dieser Bescherung gings an den letzten Programmpunkt des Orange Mountain-Festivals: Feiern. Dem Dress Code Orange is beautiful waren die meisten gefolgt. Allerdings verschwanden die feschen orangen und schwarzen Leiberl alsbald unter Regenjacken und Fleece-Pullovern.

Abgesehen vom Wetter, das ja leider bei solchen Sachen eine Hauptrolle spielt, blieben wenige Wünsche offen. Einer lautete: mehr Frauen! Dieser Aufruf des vergangenen Jahres wurde zwar gehört und erhört - wie bereits erwähnt Barbara Kenedi, Andrea, Priska, Britta und, noch eine war dabei, Raffaela aus Tirol, auch auf Adventure aber noch nicht so richtig zahlreich. Dass bei der Fête Orange zwei Tanz-Damen auf der Festzelt-Bühne antanzten, das sorgte für Aufsehen. Und für einen respektvollen Rückzug der in Paaren angereisten Gäste. Doch auch die meisten der alleinstehenden Herren wurde angesichts der Stangentänze offenbar schlagartig schüchtern - und zogen sich in den Hintergrund zurück. Nur zwei trauten sich an und auf die Bühne. Die hatten aber am Nachmittag schon einigermaßen Mut in Form von Feuerwasser getankt.
 
Aber vielleicht hatten die sich nur aufwärmen wollen, angesichts des Wettersturzes, den keiner bestellt hat. Wir hatten alle brav aufgegessen, vor allem ausgetrunken. Und trotzdem kam die kalte Dusche. Beschwerden können wir nur beim Salzamt abgeben. Doch deshalb wird es auch 2011 wieder KTM Orange Mountain geben. Gerüchten zufolge mit einer Termin-Vorverlegung, voraussichtlich eine August-Woche früher. Irgendwann muss dem ungnädigen Wettergott ja ein Schnippchen zu schlagen sein.
 

SLIDESHOW


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Ein Déja-vu gabs zum krönenden Abschluss dann am Sonntag: Wie zum Hohn blinzelte die Sonne zwischen den Wolken hervor. Die Quecksilbersäule allerdings stieg bis zum Mittag gerade einmal auf fünf Grad. Plus. Deshalb blieben viele wieder besonders lange beim Frühstück sitzen... Manch einer verlängerte. Was keine so gute Idee war: Die Wetterprognose prophezeite Schnee bis auf 1.500 Meter herab. Der Radstädter Tauernpass liegt, wie erwähnt, auf 1.738 Metern.
 
 

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Text: Trixi Keckeis
Fotos: Trixi Keckeis

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Bericht vom 10.09.2010 | 4.587 Aufrufe

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