Iceroad Racing

Vor nicht ganz einem Jahr haben im Internet ein paar unglaubliche Fotos die Runde gemacht. Da war ein Typ mit einer 600er GSXR zu sehen, der mit Spikebereifung im klassischen Hang-Off eine satte Spur in eine riesige Eisfläche zog. Die meisten haben das wohl für einen Witz oder eine Photoshop-Spielerei gehalten, aber ich hab die Bilder nicht aus dem Kopf bekommen. Nachdem ich vor ein paar Tagen meine Maschine nach einer fabelhaften Saison einwintern musste, hab ich wieder einmal daran gedacht und nach einiger Suche bin ich endlich auf den Urheber dieser Bilder gestoßen: Herrn Per Antonio Hansson.
Also habe ich mir diese Woche ein Herz genommen und diesen Per Antonio Hansson in Nälden in Schweden angerufen. Was er zu erzählen hatte war mehr als nur interessant und das Gespräch ist zu fast 2 Stunden ausgeartet.

Per Antonio ist in Brasilien geboren, hat aber schwedische Eltern und hat 75% seines Lebens in Schweden verbracht. Eine Zeitlang lebte er in Brasilien und war dort Rennfahrer, angefangen von der 125ccm bis in die Superbike Klasse. Danach ist er nach Schweden zurückgekehrt,hat aus Spaß seine 600er GSXR mit Spikes ausgerüstet und hat begonnen auf dem zugefrorenen See vor seinem Haus Motorrad zu fahren.

Abgesehen davon, dass ich nicht verstehe, wie man von Brasilien nach Schweden ziehen kann, finde ich es toll, dass Per Antonio mittlerweile über 8 umgebaute Motorräder von der 250er Honda NSR bis zur 1300ccm Hayabusa verfügt und alle in den Genuss kommen können, am Eis einige Runden zu ziehen. Es handelt sich dabei explizit nicht um Speedway -Motorräder, sondern um richtige Supersportmotorräder.

Genauso wie ich werdet Ihr euch fragen: Und warum das alles? Naja, eigentlich gibt es nur eine Antwort: SPASS! Das Fahren auf Eis ist für Anfänger genauso geeignet wie für Rennfahrer, oder Leute die einfach nur besser werden wollen. Um es mit den Worten von Herrn Hansson selbst zu sagen: "Ich bin schon 370 km/h schnelle 300PS Turbo Motorräder gefahren, aber das alles macht nur halb so viel Spaß, wie ein wild rutschendes Hinterrad am Kurvenausgang bei 140 km/h, mit dem Vorderrad hoch in der Luft … du musst das probieren, bevor du es glaubst!" Selbst Motorrad Anfänger machen am Ende des ersten Tages schon gekonnte Drifts und Power Wheelies. Erfahrenen Motorradfahrern gelingt das schon nach der zweiten oder dritten Runde. Außerdem ist das Fahren auf Eis als Training besonders geeignet, da das Motorrad viel früher zu rutschen beginnt, aber dafür auch der Grenzbereich sehr groß ist. So kann jeder das Gefühl eines rutschenden Hinterrades in absolut ungefährlicher Art und Weise kennen lernen. Und das wiederum bringt uns für ein ganzes Leben erhöhte Fahrsicherheit auf unserem Zweirad.

Apropos Sicherheit. So ganz hab ich das ja nicht geglaubt - denn auf den Fotos und Videos schaut das Ganze schon sehr spektakulär aus. Aber Herr Hansson garantiert absolute Sicherheit und ein minimales Risiko. Die Rennstrecken werden auf 20 - 100 cm dickem Eis gebaut. Es gibt nur einen kleinen Schneewall, der die Strecke begrenzt. Geht sich eine Kurve einmal nicht aus, fährt man einfach geradeaus und am Untergrund ändert sich eigentlich nichts - man bremst, bleibt stehen und fährt zurück auf die Strecke. Eis hat eine sehr geringe Reibung und selbst wenn man einmal stürzt rutscht man einfach dahin, bis man irgendwann zum Stehen kommt. Es gibt keine Reibung, die das Leder aufreißt, oder einen herumwirbelt. Nur bei einem Highsider, kommt halt irgendwann der Punkt, wo man aufs Eis aufschlägt. Das könnte ein bisschen wehtun, aber auch danach rutscht man wieder nur auf dem glatten Eis dahin, ohne Verletzungsgefahr. Aber die Spikes… werdet ihr sagen! Die Spikes sind nur halb so lang wie bei einem Speedway Bike. Und die Räder sind durch Schutzbügel so gut es geht geschützt. Dank dieser Voraussetzungen könnte man theoretisch einen Sturz bei 500 km/h völlig NACKT überleben. (Aber wahrscheinlich erfriert man dann spätestens bis jemand mit einer Jacke zur Stelle ist).
Aber wie ist das nun genau mit dem Fahren? Also: die größte Rolle spielen natürlich die Reifen. Es gibt Spikebereifung, die sehr schnell rutscht, fast so wie auf nassem Asphalt. Die sind besonders geeignet, um Powerslides zu üben. Schon bei relativ geringer Geschwindigkeit kann man damit meterlange Slides wie in der Moto GP praktizieren. Dann gibt es natürlich noch mehrere Reifen zur Auswahl mit Grip, der fast schon an eine trockene Straße heranreicht. Das Feedback des Motorrades ist dann extrem direkt, und Slides lassen sich nur noch bei extremer Schräglage produzieren. Dafür spürt man dann jede kleinste Bewegung des Bikes unter sich und muss versuchen, das Bike stehend auf den Fußrasten unter Kontrolle zu halten.

Meine nächste Frage war, ob das nicht langweilig wird, auf die Dauer nur im Kreis zu fahren. Aber dem ist gar nicht so, denn die Strecken auf dem Eis sind verschiedenen Rennstrecken nachempfunden. Auf Wunsch könne er zum Beispiel per GPS Daten jede Rennstrecke der Welt auf seinem See nachempfinden. Der einzige Unterschied ist nur, dass der See halt flach ist. Im Schnitt sind die Strecken zwischen 3,5 und 4,5 km lang und 10 - 15 Meter breit. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt ca. 130 km/h, die Höchstgeschwindigkeit. 220 km/h.

Ich war so begeistert, dass ich mich gleich für eine Trainingscamp von Donnerstag bis Sonntag im Februar angemeldet habe. Nachdem ich ja selber ein Reisebüro besitze habe ich sofort die günstigsten Flüge und Unterkünfte dazu herausgesucht. Wenn jemand Interesse hat, mit mir 4 Tage nach Schweden zu fahren dann melde dich bitte per E-mail unter h.franz@xdreamholidays.at

Preis: ab € 627,-- inkl. Flug, Transfer, Unterkunft, 1 Tag Ice racing training inkl. Motorradmiete, Benzin, Snack

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Bericht vom 13.12.2003 | 8.905 Aufrufe

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