Bosnia Rally 2019
Alle Facetten von Bosnien entdecken
Ende Juli fand zum vierten Mal die Bosnia Rally statt. Das ist ein viertägiges Roadbook Training, bei dem man lernt, wie man mit Papierrolle und Tripmaster navigiert - „Wie bei der Dakar“ sozusagen. Auf 1200 km konnten die Teilnehmer das wunderschöne Land erkunden, Abenteuer erleben und beeindruckende Erinnerungen mit nach Hause nehmen. 1000PS Fan Christian Scheurer ist mitgefahren.

Der Ablauf ist sehr nah an eine richtige Rally angelehnt, wobei es um den Lerneffekt, die Erlebnisse und den Spaß geht. Es gibt keine Zeitnehmung und damit läuft auch alles gleich ein bisschen lockerer ab und gerade als Navigations-Anfänger fühlt man sich pudelwohl. Im Fahrerlager werden gemeinsam Geschichten ausgetauscht, ein wohlverdientes Bier getrunken und das Eine oder Andere an den Motorrädern repariert.
Die Wahl der Navigation
Am Abend des Anreisetages gab es sowohl einen Garmin Montana Workshop, als auch einen Vortrag, der einem die Theorie der Roadbook Navigation näherbrachte. Als Teilnehmer konnte man zwischen Roadbook und GPS Navigation wählen. Roadbook-Fahrer bekamen jedoch zur Sicherheit Wegpunkte auf ihr Navi. Damit konnte man sich zur nächsten Kreuzung im Roadbook retten, falls man sich komplett verloren fühlte.
Die Route ist so ausgelegt, dass man als normaler Endurofahrer gut ausgelastet ist. Über 30 Teilnehmer nutzen die Gelegenheit auch, um ihre Big Enduros im leichten Gelände zu bewegen. Von der Zweitakt EXC über KTM 690 Enduro R, BMW R80 GS bis zur BMW R1200 GSA war alles vertreten. Meine Honda XR650R konnte ich auch artgerecht bewegen. Für Big Enduros gab es verpflichtende Umfahrungen um schwierige Passagen. Man konnte aber auch Abkürzungen nehmen, die Zeit und Kraft sparten.
Großartige Szenerie am ersten Fahrtag
Für die Sicherheit sorgten Sanitäter auf Motorrädern und in einem 4x4 Fahrzeug. Zusätzlich hatte jeder Fahrer einen GPS Tracker am Motorrad, mit dem er live überwacht wurde.
Am ersten Fahrtag legten wir gleich mit einer 270 km Runde um Livno los. Viele Wälder, Wiesen und Schotterstraßen ließen jedem ein breites Grinsen im Helm wachsen. Wie sich herausstelle, stand meine XR den kleinen 450ern auf schnelleren Passagen nichts nach, jedoch sollte ich für langsamere Stellen ein bisschen mehr Knödeln essen. Bosnien hat tolle Hochebenen, auf denen man kilometerweit nur Wiese sieht. Rundherum sind Hügel oder Berge. Um den Buško Jezero ging es als Abschluss eines wunderschönen Tages. Hier mussten wir uns am Strand zwischen Badegästen durch den Sand wühlen. In Österreich wird man spätestens hier verhaftet aber die Sonnenanbeter haben sich wenig gestört gefühlt.
Der Marathon Tag führte uns zum Una Nationalpark. Dort durften wir die Wasserfälle bewundern und uns durch Horden von Touristen auf einer einspurigen Hängebrücke zwängen. Diese tollen Eindrücke schienen ein paar Fahrer so begeistert haben, dass sie glatt versehentlich ohne Reisepass über die grüne Grenze nach Kroatien gefahren sind (was nicht Teil der Roadbook Strecke war). Die Burschen konnten dann aber das Problem lösen und hatten am Abend einiges zu erzählen.
Alle Seiten von Bosnien
Der dritte Tag führte uns vor Augen, welche Schatten die Geschichte Bosniens prägen. Vorbei an Militäranlagen und zerschossenen Häusern durften wir durch einen verlassenen Flugzeughangar in Mostar fahren. Diese sind wie große Tunnel angelegt und sind daher innen komplett dunkel genau der richtige Ort um zu sehen wie gut das Licht eigentlich geht. Wie sich herausgestellt hat könnte man bei manchen Enduros auch ein Teelicht einbauen und es wäre gleich hell. Danach führte uns eine kräfteraubende Militärstraße den Berg hinauf. Die brütende Hitze war hier auch nicht gerade von Vorteil. Zurück im Fahrerlager freut man sich dafür dann umso mehr auf die Dusche und hart verdientes Essen.
Wie jedes Jahr ging es am letzten Tag nach Prokoško - ein Hirtendorf auf knapp 1700 m. An einem kühlen See fuhren wir zwischen traditionellen Holzhütten vorbei und konnten Mittagspause machen. Danach erwartete uns wieder eine recht steinige kilometerlange Auffahrt - genau richtig, damit das Mittagessen ordentlich durchgeschüttelt wird. Zum Abschluss gab es noch ein paar Stellen, an denen die Navigation knifflig wurde. Frisch gemähte Wiesen und Wege trieben viele Fahrer in die Irre. So landete auch ich wieder an einer Kreuzung an der ich schon war. Gekonnt drehte ich das Roadbook 5 Bilder zurück, korrigierte den Tripmaster um über 7 km und tat so als wäre nichts passiert so ein kleiner Fehler kann ja mal passieren, wenn das Moped so viel Lärm macht.
Am Ende fand jeder ins Hotel und Fahrerlager zurück und wir konnten ein gemeinsames Abendessen miteinander genießen. Bis auf zahlreiche Parkschäden an den Motorrädern und Fahrern haben wir es gut überstanden. Die Geschichten und Erlebnisse bleiben uns noch einige Zeit erhalten. Jetzt heißt es aber warten bis es endlich heißt: Bosnia Rally 2020!
Fotos: www.motoventure.de
Bericht vom 07.08.2019 | 13.382 Aufrufe