Snowmobil Abenteuer in Canada
Snowmobil Abenteuer in Canada
"written by Hansjörg Franz"
Wo sonst sollte
man eine Snowmobiltour machen, außer an der Wiege des Snowmobilfahrens?
Ohne diesem Fortbewegungsmittel wären manche Canadier im Winter praktisch
von der Außenwelt abgeschnitten. Für viele ist es einfach ein
Transportmittel, für die meisten aber das Schärfste, was der Winter zu
bieten hat. Mit auffrisierten Maschinen im Hang-off durch den
jungfräulichen Pulverschnee oder mit über 200km/h über endlose
zugefrorene Seen - so ein Alltagsgefährt lass auch ich mir einreden.
Über 50.000 km Snowmobiltrails gibt es in Quebec, fast doppelt so viel
wie Straßenkilometer. Also heißt es auch für uns ab ins Flugzeug und
mit Austrian Airlines direkt und bequem in 9 Stunden nach Montreal. Nach
weiteren 200 Kilometern Fahrt mit dem Transferbus erreichen wir gegen
Abend das Snowmobilcamp Lanaudiere. Hier stehen sie bereit, unsere
Fortbewegungsmittel für die nächsten Tage. Snowmobile von 500 bis 800
ccm stehen zur Auswahl. Die österreichischen Rotax Motoren bringen
zwischen 80 und 130 PS aufs Hinterrad - nein, entschuldigt bitte - auf die
Antriebskette. Das sorgt schon für eine ziemlich brachiale Beschleunigung
und bei beim Gedanken an atemberaubende Sprünge sehen wir uns im Traum
schon als James Bond oder ….(wie hieß noch mal die Fledermaus?) |
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Die
nächsten sieben Tage gehts durch die Wildnis Canadas, ausgerüstet mit
Snowmobil, Kältekleidung und einem Rucksack mit Reservekleidung fahren
wir durch endlose Wälder, entlang von Flussläufen, durch tiefe Täler
und über Seen von Hütte zu Hütte. Vorerst gibts aber noch eine kurze
Einführung in die Technik und Handhabung unserer Maschinen. Lange muss
sogar bei absolut Anfängern nicht erklärt werden, obwohl die meisten von
uns zum ersten Mal an einer Snowmobiltour teilnehmen. Zündung an, das Gas
wird per Daumen betätigt, für die optimale Kraftübertragung sorgt ein
gut abgestimmtes Automatikgetriebe, mehr braucht man nicht (na ja, wer
will kann auch ab und zu bremsen vorhanden wär sie auf jeden Fall).
Mit der Fahrtechnik schaut es schon ein bisschen anders aus. Unseren
Ralleyprofi Andi überschlägt es gleich ordentlich und er erntet
anerkennendes Gelächter und Applaus von uns. Im tiefen Pulverschnee eine
gekonnte Kurve zu fahren verlangt schon eine gute Beherrschung des Geräts.
Lange Strecken fahren wir aber sowieso auf den gut gespurten Trails, auf
denen man praktisch ganz Canada bis nach British Columbia durchqueren könnte.
Leider haben wir aber nur eine Woche Zeit, doch auch die reicht für über
1000 Kilometer Dauerspaß. |
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Spaß macht's
aber nur mit der richtigen Ausrüstung und deshalb heißt es erstmal
richtig anziehen. Nachdem wir in unseren Breiten kaum mit Temperaturen
unter 30 Grad minus konfrontiert werden, gibt es die nötige Ausrüstung
zu leihen, und wir schlüpfen in die Micheline-Männchen-ähnlichen
Kälteanzüge. Im Camp selbest schwitze ich nach 10 Schritten wie ein
Spanferkel auf dem Ofen, aber nach wenigen Kilometern auf dem Snowmobil
bin ich froh über den Kälteoverall und die canadischen Superstiefel, mit
denen man Fußabdrücke eines Grizzly`s in den Schatten stellt. Und obwohl
die GoreTex Handschuhe kaum etwas durchsickern lassen, spüre ich die
angenehme Wärme der geheizten Lenkergriffe an meinen Fingern. Wildnis -
wir kommen!
Unsere Reise führt weit in den Norden
von Quebec in das Klamika - Indianer Reservat. Dort richten wir unser
Lager in einem Sioux Tipi Zelt ein. Vor dem Abendessen besteht Sebastian
noch darauf, sich unbedingt einen Traum zu erfüllen. "Wer in Canada
ist, muss mindestens einmal im Eisloch baden und einen Baum fällen,"
sagt er zu mir. Gesagt, getan: mit Axt und Motorsäge geht es zum See und
bei minus 30 Grad wird der fast 1 Meter dicken Eisschicht zu Leibe
gerückt. Schließlich brechen wir durch und zögerlich, aber doch geht es
ins kühle Nass. Bei diesen Temperaturen kann ein kühler Drink nicht
schaden, denke ich mir - und reiche ihm eine Dose canadisches Bier. Für
alle Nachahmer sei hier erwähnt, dass es nicht sehr klug ist, bei minus
30 Grad die Lippen zu fest an den Dosenrand zu drücken. Gott sei Dank
lockt zum Aufwärmen die vorgeheizte Finnensauna. Dort löst sich dann
auch die Bierdose wieder von den Lippen. Als Sebastian dann aber mit der
Axt in Richtung Wald maschiert, schreitet doch einer der Guides ein.
"Ein Baum darf nur gefällt werden, wenn er auch für etwas verwendet
wird!" meint er. Bei einem schnell Einberäumten Jour fixe, wird
beschlossen, dass das Zelt unbedingt noch einen Baumstamm zur Verstärkung
braucht, und dass sowieso viel zu wenig Brennholz da ist. So viel uns
Kindsköpfen schließlich doch auch noch ein kleiner Baum zum Opfer. |
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Dass wir nach
einem ausgiebigen Abendessen mit Caribouwurst, Büffelfleisch, Naturreis
und anderen indianischen Spezialitäten gut geschlafen haben, könnt ihr
euch sicher vorstellen, obwohl manchem schon nicht ganz wohl ist, beim
heulen der Wölfe, das tief in die Nacht hinein andauert. Außer in dieser
Nacht übernachten wir immer in bequemen Lodges oder Gästehäusern.
Obwohl die Übernachtung im beheizten Zelt auch extrem lässig war, ist es
doch angenehm, sich bei diesen kalten Temperaturen in dicke Decken und ein
bequemes Bett wälzen zu können.
Aber Moment - ich will hier nicht übers Schlafen erzählen, sondern übers Heizen im Schnee. Einiges haben wir schon erlebt. Ich denke nur an das adrenalingeladene Highspeed Abenteuer auf dem zugefrorenen Lake Baskatong. Mehr als 5 Minuten fahren wir mit voll ausgereiztem Gashebel über diese endlose Eisfläche. Selbst furchtlose Motorsportenthusiasten lernen hier ihre psychische Grenze kennen, wenn das Snowmobil bei 170 km/h auf dem Eis bzw. auf der dünnen Schneeschicht zu "schwimmen" beginnt. Nicht zu vergessen der "Hill-Climb-Contest" im tiefen Pulverschnee. Hierbei hat auch die einzige Frau im Team der Ehrgeiz gepackt, die vermutlich durch die anatomisch bedingten Gewichtsvorteile den höchsten Punkt des Steilhangs erreicht. |
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So manche Hügel
müssen noch dran glauben. Und jeder einzelne bietet eine atemberaubende
Aussicht über das weite, einsame Land. Nur wenige Menschen verirren sich
hierher. Meist nur Trapper oder andere Snowmobiler. Öfter als 2-3x am Tag
sehen wir aber niemanden. Ab und zu kreuzt ein Wolf, ein Fuchs oder sogar
ein Moose (die canadische Variante eines Elchs) unseren Weg.
Schlussendlich geht es wieder zurück in die Zivilisation. An einer unübersichtlichen Kreuzung werden wir auf einmal von Polizisten in Uniform und Helm zur Seite gewunken. Versteckt im Wald stehen zwei grün lackierte Mobile mit der Aufschrift "Police"! Selbst hier in der Wildnis beobachtet und der große Bruder. Während John, unser Guide, die Papiere zeigt, legt der zweite Polizist mit der Radarpistole auf das nachkommende Snowmobil an. Ich erinnere mich an das kleine Schild mit der Kilometerbeschränkung "50km/h" vor der unübersichtlichen Kreuzung. Gott sei dank sehen die Polizisten alles ziemlich locker und zeigen uns sogar, was ihre Maschinen so draufhaben und vollführen wahre Kunststücke im Schnee. Oder habt Ihr gewusst, dass sich sogar ein Snowmobil wheelen lässt? |
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Leider wird es Zeit, unsere Mobile wieder zu retournieren. Ohne Schaden und gröbere Schwierigkeiten erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt und haben am Rückflug noch viel Zeit über unsere Abenteuer zu plaudern. Nähere Infos im Reiseteil von 1000PS at oder unter www.xdreamholidays.at |
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Bericht vom 07.01.2003 | 4.555 Aufrufe