Sicherheit am Motorrad 2019 – zu zweit am Bike
Richtig Motorradfahren mit Beifahrer
Motorradfahren mit Beifahrer ist eine besondere Herausforderung. Damit es nicht nur dem Fahrer, sondern auch dem Beifahrer Freude macht, sollten einige Regeln beachtet werden. Dass für die Fahrt mit Sozius grundsätzlich ein Beifahrer-Sitz, Fußrasten und Haltevorrichtung vorhanden sein müssen, wollen wir nur am Rande erwähnen, das ist klarerweise Voraussetzung. Aber auch damit gilt es, einige wichtige Dinge zu beachten, damit die Fahrt eine einzige Freude wird.
Selbstverständlich sollte nicht nur der Fahrer, sondern auch der Sozius immer komplette Motorradschutzkleidung tragen. Ein Motorradhelm ist natürlich auch für Beifahrer vom Gesetz vorgeschrieben und der Helm muss perfekt passen und sollte über die aktuelle Prüfnorm verfügen, nur dann bietet er seinem Träger optimalen Schutz. Tragen Sie als Beifahrer auf keinen Fall einen ausgemusterten oder zu großen Ersatzhelm, denn der schützt nur vor einer Strafe, nicht aber bei einem Unfall.
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Der Beifahrer sorgt für ein stark verändertes Fahrverhalten
Mit einem Beifahrer ändert sich das Fahrverhalten der Maschine, je nach Gewicht sogar deutlich. Die Achslastverteilung und damit die Fahrphysik verändern sich frapant: Das Vorderrad wird entlastet und überträgt die Lenkbefehle weniger genau, das Heck pumpt wegen des Mehrgewichts stärker und kann sogar die Fahrlinie beeinflussen. Deshalb müssen vor einer Fahrt mit zwei Personen die Federelemente der Mehrbelastung angepasst werden. Vor allem im Heck müssen Federvorspannung und, sofern einstellbar, die Dämpfung erhöht werden. Eine Erhöhung des Reifendrucks ist ebenfalls nötig, mindestens 0,2 Bar mehr als im Solobetrieb sind angebracht, der maximale Reifenluftdruck (siehe Betriebsanleitung) ist allerdings zu beachten. Bei Fahrten mit Beifahrer gewinnt die Hinterradbremse stark an Bedeutung. Die Bremslastverteilung verändert sich je nach Maschinentyp - von einem Verhältnis von Vorderrad zu Hinterrad von rund 80:20 bis hin zu 50:50. So oder so: Der Bremsweg zu zweit wird um einiges länger.
Auch der Sozius sollte wissen, was er tut
Damit es zu keinen unerwarteten Problemen kommt, sollte auch das Fahren mit Beifahrer geübt werden. Denn die Einspurdynamik mit ihren hohen Beschleunigungs- und Verzögerungswerten sowie der Schräglage erschließt sich nicht von selbst. Ein Trockenkurs auf einem Parkplatz kann helfen. Beispielsweise beim richtigen Auf- und Absteigen, vor allem aber bei der richtigen Sitzposition des Beifahrers. Nur wenn Fahrer und Beifahrer eine Einheit bilden, kommt es zu einem echten Fahrerlebnis. Der Sozius umfasst hierzu am besten die Taille des Fahrers, damit beim Beschleunigen und auch während der Fahrt enger Kontakt besteht. Beim Bremsen stützen sich die Hände des Beifahrers, falls möglich, am Tank ab. Der Blick des Beifahrers über die Schulter des Fahrers verhindert das Zusammenschlagen der Helme und führt automatisch zur richtigen Haltung bei der Kurvenfahrt in Schräglage: Immer über die Fahrer-Schulter blicken, die sich zur Innenseite der Kurve neigt. Wichtigste Regel für Mitfahrer: Bei Schräglage nie gegenlegen, das kann im schlimmsten Fall bis zum Sturz führen.
Vertrauen schaffen und erhalten – gilt für Fahrer und Beifahrer
Selbstverständlich darf der Fahrer das Vertrauen seines Beifahrers nicht enttäuschen. Wilde Ritte und Kurvenkratzen auf der Fußraste sind tabu und führen zu Angst und Verkrampfung. Deshalb sollte der Fahrer vorausschauend und defensiv fahren. Nicht nur die Etappenlänge ist vor Fahrtbeginn abzusprechen und wer keine Gegensprechanlage im Helm besitzt, kann mit vereinbarten Zeichen (z.B. ein Mal auf die Schulter klopfen für langsamer, zwei Mal klopfen für anhalten) für die nötige Kommunikation unterwegs sorgen und so zum gemeinsamen Fahrspaß beitragen.
Kinder als Beifahrer am Motorrad
Kinder dürfen als Beifahrer auf dem Motorrad nur hinter dem Fahrer sitzen. Für verantwortungsbewusste Eltern stellt sich in erster Linie die Gewissensfrage: Kann und will ich das deutlich erhöhte Unfallrisiko auf dem Motorrad akzeptieren? Falscher elterlicher Ehrgeiz ist dabei völlig fehl am Platz: Ohne den ausdrücklichen Wunsch und Zustimmung des Kindes geht nichts und ohne spezielle Heranführung ans Motorradfahren ebenfalls nicht. Der kleine Beifahrer sollte genau wissen, was bei Kurvenfahrt in Schräglage passiert und wie er sich zu (ver-)halten hat. Und die richtige Schutzbekleidung mit einem tatsächlich exakt passenden Helm ist wohl obligatorisch.
Bericht vom 13.06.2019 | 35.027 Aufrufe