Datarecording

Wer viel auf der Rennstrecke fährt und sich fragt wo er Zeit liegen lässt sollte sich überlegen ein Data Recording System zu besorgen. Infos darüber findet ihr hier.

Erfolg im Motorsport ist reine Erfahrungssache. Alte Hasen haben sie sich im Laufe der Jahrzehnte durch permanentes Ausprobieren und Testen angeeignet. Die Füchse unter den Hasen haben ihre Ergebnisse dokumentiert und führen Nachschlagewerke mit sich, in denen sie die gerade benötigten Informationen finden. Das sind alles gut gehütete Geheimnisse, denn der Aufwand war riesig, um diese Erfahrung zu sammeln. Und das wird immer so bleiben.

Für den modernen Motorsport gibt es inzwischen sehr leistungsfähige und preisgünstige Geräte, die verschiedene physikalische Größen während der Fahrt aufzeichnen und dem Techniker später als Replay auf dem Gerät oder graphisch auf dem PC anzeigen. Die Testdaten können mit Kommentaren ergänzt werden, so daß zu jeder Zeit, auch Jahre später, exakt nachvollzogen werden kann, welche Einstellungen und welches Material für eine schnelle Runde wichtig ist. Das sind Erfahrungswerte, die innerhalb kürzester Zeit gesammelt werden, jedoch ist der Aufwand geringer, das ganze geht wesentlich schneller und die Authentizität ist gewährleistet. Mit anderen Worten: Datarecording macht schneller schnell.

Wer aber glaubt, allein der Besitz eines Datarecording mache schnell, der irrt. Es gibt auf der ganzen Welt kein Gerät welches dem Fahrer sagt, was er machen muß um schneller zu werden. Datarecording dokumentiert lediglich, was wo wann passiert ist, und zwar unbestechlich und präzise.

Im Motorsport gibt es 4 wichtige Bereiche, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden: den Antrieb, das Fahrwerk, die Aerodynamik und den Piloten. Sie alle können je nach Reglement mehr oder weniger getunt werden. Aber jedes technische Tuning ist teurer als das am Fahrer. Hier liegt in der Regel auch das größte Potenzial, es sei denn, er heißt zufällig Rossi oder Schumacher.

Also muß man anschauen was der Fahrer so alles macht, wenn er mit seinem Fahrzeug unterwegs ist. Dazu bauen wir Sensoren in sein Fahrzeug ein, die folgende Zustände registrieren:

• Geschwindigkeit
• Drehzahl
• Gang
• Rundenzeit
• Gasgriff- bzw. pedalstellung
• Bremsdruck
• Querbeschleunigung bzw. Gyroskop

 

Beim Auto ggf. noch einen Lenkwinkelsensor, und damit sehen wir alles, was der Fahrer macht. Wir können die erfassten Daten aus verschiedenen Runden nun graphisch, tabellarisch oder auch als Simulation miteinander vergleichen und feststellen, ob er schnellere Rundenzeiten hätte fahren können, wenn er konstanter wäre oder mehr Kondition hätte. Wir sehen, ob er in bestimmten Situationen einfach nur Respekt hat oder den falschen Gang benutzt und auch  wenn er eine Kurve zu früh anbremst, die Bremse wieder löst und zum richtigen Zeitpunkt nachbremst. Und wir sehen wie lange er das Fahrzeug ohne Gas schieben lässt bevor er bremst. Dies alles beeinflusst die Rundenzeiten negativ und kann, wenn man es erkennt, in bessere Rundenzeiten umgesetzt werden. Ohne viel Aufwand und ohne hohe Kosten. Denn ein AIM-Datarecording mit den dazu notwendigen Sensoren kostet keine 1500 € (MyChron 3 gold).
 

Suzuki Europe International hat die Superbikes von Andy Meklau und Markus Wegscheider seit 2004 mit AIM MXL bestückt. Dieses Datarecording lässt kaum Wünsche offen. Insbesondere sind die Fahrer von der guten Ablesbarkeit und der Zuverlässigkeit begeistert. Die Datentechniker schwören auf die einfache Handhabung des Systems und der AIM-Software RaceStudio2, und diejenigen, die es kaufen müssen, auf das gute Preis-Leistungsverhältnis. In diesen Maschinen werden auch Fahrwerks-, Motor- und Streckendaten erfasst.

 

Ein ganz anderes Beispiel sind Günther Knobloch und Robert Ulm, die im Team Yamaha-Sebring-Austria ebenfalls die IDM in der Klasse Superbike bestreiten. Das Team hat nicht die Ressourcen eines Werksteams, weder technisch noch finanziell aber den Willen, den Fleiß und den Verstand sich mit eigenen Mitteln nach vorne zu arbeiten. Die Jungs verfügen nur über je 2 TG-LOG für 550 € und fahren damit vielen Datarecording mäßig besser ausgestatteten Fahrern kräftig um die Ohren. Knobi sagt: Die Maschine ist gut genug, ich muß an mir arbeiten. Und dazu reicht das TG-LOG.

 

Wenn beim Fahrer nun nichts mehr zu holen ist, dann geht man auf das Fahrzeug los. Hier gibt es oft Einschränkungen durch das Reglement, aber das wiederum macht das Datarecording so wichtig, denn wenn man Sekunden sucht, reicht eine Stoppuhr, für Zehntel und Hundertstel braucht man den PC.
Je nach Klasse darf man am Motor in einem bestimmten Rahmen Änderungen vornehmen. Man muß jetzt nicht meinen, dass Leistung gleich Spritmenge ist. Denn wie im richtigen Leben auch sind nicht immer diejenigen die Leistungsfähigsten, die viel essen und trinken und vielleicht auch noch laut sind.
Wir setzen voraus, dass der Motor mechanisch in Ordnung ist (Kolbenspiel, Lagerspiel, Steuerzeiten, Ventiltrieb, Kanäle etc.) und haben nun 3 Schwerpunkte zu untersuchen  wo wir Leistung finden können:

• Motortemperatur, vor allem bei Zweitaktern
• Gemischbildung, Verbrennung, Zündzeitpunkt
• Übersetzung

Die Motortemperatur kann mit Wasser-, Kerzen- und Öltemperaturfühlern überwacht werden, und man kann z.B. verschiedene Kühler probieren und sieht anhand der Motoranalyse im RaceStudio 2 sofort, was jede Maßnahme an Leistung und Drehmoment bewirkt.
Die Gemischbildung fängt in der Airbox an und hört im Auspuff auf. Neben dem Airboxdruck nehmen Ansaugluft- und Abgastemperatur, Gemisch (Lambda) und der Abgasgegendruck sehr viel Einfluß auf das Leistungsverhalten des Motors. Auch diese Sensoren helfen beim Optimieren, da der Effekt von Änderungen sofort sichtbar wird.
Wenn der Motor thermisch und verbrennungstechnisch perfekt ist und man die Leistungscharakteristik anhand der Motoranalyse kennt, muß nun lediglich eine entsprechende Übersetzung montiert werden, um richtig schnell zu werden.
Dann gehts ans Fahrwerk, eigentlich das komplexeste an Rennfahrzeugen denn es gibt viele wichtige Parameter die nicht sichtbar und nur mit viel Aufwand und Kosten messbar sind. Verwindungen im Rahmen z.B. Oftmals kann auch ein anderer Reifen das Fahrverhalten deutlich verbessern, weil er die Eigenschwingungen des Fahrzeugs besser kompensiert.
In der Regel werden die Bewegungen der Stoßdämpfer aufgezeichnet und daraus berechnet RaceStudio 2 die Dämpfergeschwindigkeit und die Frequenz. Das Ergebnis wird als Frequenzdiagramm und Geschwindigkeitskennlinie für Zug- und Druckstufe dargestellt und entspricht dem Testergebnis auf einem Stoßdämpferprüfstand.

 

Fahrwerksanalyse an einem Superbike


Vielleicht noch ein paar Anmerkungen zum Thema Abtastraten:

MyChron 3 gold Auto/Moto und MXL sind Geräte für den professionellen Motorsport und können mit entsprechend hohen Abtastraten (bis 200 bzw. 500 Messungen je Kanal pro Sekunde) arbeiten. Je höher die Abtastrate ist, desto besser wird das Signal aufgelöst und dargestellt. Hier ein paar typische Abtastraten:

Höchstgeschwindigkeit > 180 km/h

Geschwindigkeit 50 Hz
Drehzahl 20 Hz
Wassertemperatur 1 Hz
Gasgriff/Gaspedal 50 Hz
Abgastemperatur 20 Hz
Federweg 200 Hz
Lambda 20 Hz

Höchstgeschwindigkeit < 180 km/h

Geschwindigkeit 20 Hz
Drehzahl 20 Hz
Wassertemperatur 1 Hz
Gasgriff/Gaspedal 20 Hz
Abgastemperatur 20 Hz
Federweg 200 Hz
Lambda 20 Hz

Die Geräte mit niedrigen Abtastraten wie z.B. das TG-LOG oder die Kartversionen des MyChron 3 sollten deshalb auch nur in entspr. langsamen Fahrzeugen eingesetzt werden.

Wir raten dringend davon ab, GPS-Geschwindigkeitssensoren mit weniger als 10 Hz zu benutzen, denn wenn man mit 288 km/h (80 m/s) fährt und (bei 4 Hz) nur alle 20 m eine Messung macht und speichert, dann kann man auch in die Glaskugel schauen.

Weitere Informationen unter www.me-mo-tec.com
Und Kommentare und Anregungen bitte an info@me-mo-tec.de

 

   
   
   
   
   
   
   
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DerAbgelederte

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Bericht vom 30.08.2005 | 8.155 Aufrufe

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