Ducati Speedday

kot berichtet vom Speedday am Pannoniaring. Beim Rennen war eine Wespe sein Copilot.
Ducati Speedday Pannoniaring 2010
 
Jeder hat Angst vorm ersten Mal. Egal ob Mann oder Frau, egal ob jung oder alt. Die Fragen zu diesem einzigartigen Erlebnis werden immer die selben bleiben. Wie wird es sich anfühlen? Wie werde ich mich schlagen? Kann ich mir danach auf die Brust klopfen oder muss ich den Ort des Geschehens mit gesenktem Haupt so schnell wie möglich wieder verlassen, unter schallendem Gelächter all jener, die besser waren als ich? Und werde ich länger als 2 Minuten 30 brauchen?

Das erste Mal ist bei allem das schwerste und der Schritt dorthin sowieso. Im Gegensatz zu einem Zahnartbesuch (Einmal und nie wieder) wird man vorausgesetzt es läuft alles glatt sofort mit der Leidenschaft infiziert und möchte es fortan immer wieder tun.

Na, greif doch her. Ich bin nicht nur zum Anschauen da.


Werde ich beim ersten Mal länger als 2 Minuten 30 brauchen?


Äußerst hilfreich beim ersten Mal sind Leute, die Verständnis zeigen, die sich geduldig um einen kümmern, einen genau dabei beobachten und gezielt kompetente Tipps geben, wie man es besser machen kann. Wer hätte das gedacht, solche Leute findet man bei den Ducati Speeddays. Ducati Speeddays hört sich etwas wild an. Der Name könnte so manchen glauben machen, hier würden 1.) nur Ducati Fahrer geduldet, die 2.) auch noch schnell fahren können. Doch dem ist ganz und gar nicht so. Willkommen sind schnelle und nicht so schnelle Fahrer jeder Marke. An diesem Tag regiert zwar die rote Göttin aus Bologna auf dem Pannoniaring, sie nimmt aber Jünger jedweder Glaubensrichtung wohlwollend zur Kenntnis. Nur lässt sie es sich nicht nehmen, diese verirrten Seelen mit einer feinen Auswahl an Testmotorrädern, zur Verfügung gestellt von BLM, in Versuchung zu führen.

...und führe mich nicht in Versuchung.


Nicht nur Ducati Fahrer und nicht nur schnelle.


Es wäre nichts Neues, dass jemand nach einer Fahrt auf einer Hypermotard Evo SP, einem Streetfighter oder einer 1198 S Corse seiner Religion den Rücken kehrt. Leider zogen es einige vor, den Versuchungen selbst den Rücken zu kehren, indem sie sich schon nach wenigen Metern von ihnen abwandten, um sie losgelöst in die Schottergrube zu entlassen. Es ist ein besonders schmerzhafter Anblick, eine Ducati in diesem unwürdigen Zustand elender Schande zu sehen, bar jeder Grazie besonders in der ersten Kurve. Ein Ringveranstalter kann dir keine Garantie geben, dass auch du mal loslassen musst, das kann schon mal passieren. Doch Misserfolge sind da, damit man an ihnen wächst; nach meiner Leistung an diesem Tag weiß ich das nur allzu gut.

Ducati ohne Dach.

Konnte diesmal die Möglichkeiten der Fireblade nicht ganz ausschöpfen. Festzuhalten ist aber,
dass ich ohne ABS nicht nur einmal am Bauch gelegen wäre. Mehr dazu im kommenden Bericht über das Rennen.

 
Ich bin diesmal nicht gestürzt, ich bin noch nie gestürzt, aber meine Zeiten sind es. Doch ich hatte trotz längerer Abstinenz vom Rennfahren einen riesigen Spaß. Die Zeit ist wie gesagt verbesserungswürdig, aber ich kann selten so entspannt und unbelastet auf die Strecke gehen, wie bei den Ducati Speeddays. Das nette und hilfsbereite Team hinter Günther Knobloch macht allen Teilnehmern den Einstieg oder Wiedereinstieg so angenehm wie möglich. Äußerst kompetente Instruktoren kümmern sich auf dem Kurs mit großem Einsatz um Frischlinge und führen detaillierte Gesprächsrunden über die richtige Fahrtechnik und deren Verbesserungsmöglichkeiten im Fahrerlager.

Die Grundstimmung ist auf und abseits der Strecke eine entspannte und freundliche. Niemand fährt mit dem Messer zwischen den Zähnen. Die Jungs vom Technogym Racing Team nimmt man während des Fahrens nur als Luftzug wahr. Wenn Nachwuchstalent David Linortner eine Zeit von 1:57.1 mit einer Sechshunderter in den Asphalt brennt, spürt man das also körperlich kaum, es tut nur unheimlich in der Seele weh.

 
Das Auto sei dem Motorrad Untertan. Der Ducati ist schlecht geworden.

Kein Pfeffer im Hintern aber Wespe im Helm.


Das aus eigentlich zwei Klassen (Naked-Bike, Sport) zusammenlegte Rennen lief ebenfalls sauber und fair ab, nur ein Falschspieler dürfte sich auf der Strecke befunden haben, der es irgendwie geschafft hatte, mir während der Fahrt eine Wespe in den Helm zu stecken, die mich in den letzten 5 Runden leicht irritierte, vor allem, als sie anfing, wie ein schizophrener Tiger auf dem Kinnteil direkt vor meinen Augen hochnervös von links nach rechts zu laufen. Anfangs hatte sie sich eher in der Stirngegend aufgehalten, so dass ich nicht erkennen konnte, worum es sich tatsächlich handelte. Erst mit dem Schlusspfiff wich die Angst, den Bremspunkt zu verpassen, jener vor zwei zugeschwollenen Augenhöhlen und ich fuhr unverzüglich rechts ran und entließ das Wespentier schadlos in die Freiheit.
 
 
Was mich heuer noch mehr als vergangenes Jahr wundert, ist, dass es sich bei den Speeddays offensichtlich immer noch um eine Art Geheimtipp handelt. Welcher leidenschaftliche Motorradfahrer würde einen perfekten Tag am Ring bei endlich 100%ig frühlingshaftem Wetter denn bitte freiwillig auslassen? Offene Kapazitäten lassen sich nur auf geschlossene Konten oder die eingangs erwähnte Angst vorm ersten Mal zurückführen. Wer sich jedenfalls von der Bezeichnung Ducati Speeddays schrecken hat lassen, hat jetzt keine Ausrede mehr.

Nächster Speedday
27. Juli Sommerfest am Slovakiaring
Preis Vorauskassa (bis 4 Wochen vor Termin)
Preis: € 130.- (inkl. dem verpflichtenden Transponder)

 

Die schnellen Jungs vom TECHNOGYM RACING TEAM Austria:
David Linortner, Günther Knobloch, Gerald Pfund, Christoph Ljubi. (v.l.) Zeiten von 1:57 nur zum Einfahren.

Genug Zeit, sich der Muße hinzugeben. Jede Stunde
wird ein 20 Minuten Turn gefahren. Zur frühen Nachmittagszeit kann man am Rennen teilnehmen oder seine Kräfte für die nächsten Durchgänge sammeln. Ideal für Neulinge.

Keine Zeit, einen Lenz zu reissen, hat dagegen der Grammer Klaus. Er nutzte die letzten Jahre zum Studieren und verbringt die Zeit bis zum Amtsantritt am 1. Juni fast ausschließlich auf der Rennstrecke. Der Team Lietz Fahrer will noch einen Titel.

Christoph Ljubi macht der Umstieg auf den großen V2 Motor wenig aus. Sieg mit 1:58.


 

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Text: kot
Fotos: kot, Pan-Photo.com

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Bericht vom 23.04.2010 | 3.184 Aufrufe

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