Ducati Streetfighter V4 2025 Test
Die Evolution der Fight Formula
Mit der neuen Streetfighter V4 präsentiert Ducati ein Naked Bike, das in puncto Leistung, Technologie und Design neue Maßstäbe setzt. Noch stärker an die Panigale V4 angelehnt als je zuvor, übernimmt die Streetfighter den Motor, das Chassis, die Elektronik und zahlreiche technische Updates direkt vom Superbike.
Durch mehr Leistung, weniger Gewicht und modernste Elektronik erreicht sie ein beeindruckendes Leistungsgewicht von 1,13 PS/kg, das in ihrer Klasse unübertroffen ist. Mit ihrer MotoGP-DNA vereint sie Rennstrecken-Performance mit beeindruckender Alltagstauglichkeit.
Motor – Ein Hochleistungs-V4 mit Rennsport-DNA
Der Motor der neuen Ducati Streetfighter V4 ist der bekannte Desmosedici Stradale V4 mit einem Hubraum von 1.103 cm³, der nun 214 PS bei 13.500 U/min und ein maximales Drehmoment von 120 Nm bei 11.250 U/min leistet. Ducati hat den Motor für das 2025er-Modell weiter verfeinert und ihm neue Nockenwellen spendiert, um die Leistungsausbeute zu optimieren. Die überarbeitete Ansaugung mit variablen Trichtern sorgt für eine noch bessere Balance zwischen Spitzenleistung und Fahrbarkeit.
Trotz der Euro5+-Norm konnte Ducati den kraftvollen und charakteristischen Sound des V4-Motors bewahren. Für Fahrer, die das Maximum an Leistung herausholen wollen, bietet Ducati eine Akrapovič-Racing-Auspuffanlage an, die das Gewicht reduziert und die Leistung auf 226 PS steigert.
Chassis – Noch leichter, noch stabiler
Die Ducati Streetfighter V4 profitiert von einem überarbeiteten Chassis, das direkt von der Panigale V4 übernommen wurde. Der neue Front Frame aus Aluminium wurde nicht nur um 950 Gramm leichter, sondern weist auch eine um 39 Prozent reduzierte laterale Steifigkeit auf, was das Handling in Kurven verbessern soll. Die brandneue hohlgebohrte symmetrische Zweiarmschwinge ist ebenfalls eine technische Meisterleistung. Sie ist nicht nur 3,27 Kilogramm leichter als die vorherige Einarmschwinge inkl. Umlenkung, sondern bietet auch 37 Prozent weniger laterale Steifigkeit, wodurch sich die Traktion am Kurvenausgang verbessern soll, und die Beschleunigung optimiert wird.
Zusätzlich wurden kleine, aber entscheidende Änderungen an der Geometrie vorgenommen. Der Lenkkopfwinkel wurde um 0,5 Grad vergrößert und der Nachlauf um 1 Millimeter verlängert, um die Stabilität weiter zu verbessern.
Produkttipps
Fahrwerk – Hochmoderne Technologie für Straße und Rennstrecke
Ducati hat das Fahrwerk der Streetfighter V4 noch weiter verfeinert und setzt je nach Modell auf unterschiedliche Lösungen. Während die Standardversion mit einer voll einstellbaren Showa Big Piston Fork (BPF) mit 43 mm Standrohrdurchmesser und einem Sachs-Federbein ausgestattet ist, kommt die Streetfighter V4 S mit einem High-Tech-Fahrwerk von Öhlins.
Die S-Version verfügt über eine elektronisch gesteuerte NIX 25/30 (SV) S-EC 3.0-Gabel sowie ein TTX36 (SV) S-EC 3.0-Federbein. Diese Federung nutzt das Öhlins Smart EC 3.0-System, das sich automatisch an Fahrstil und Streckenbedingungen anpasst. Eine Besonderheit ist die neue "Cruise Detection"-Funktion, die bei konstanter Geschwindigkeit die Dämpfung weicher einstellt und so den Fahrkomfort auf längeren Strecken spürbar erhöht.
Bremsen – Höchste Präzision und maximale Kontrolle
Das Bremssystem der Ducati Streetfighter V4 2025 wurde weiterentwickelt, um sowohl auf der Straße als auch auf der Rennstrecke maximale Kontrolle zu bieten. Vorne kommen zwei 330-mm-Scheiben mit den neuesten Brembo Hypure®-Monoblock-Bremssätteln zum Einsatz, die im Vergleich zum Vorgängermodell nicht nur leichter sind, sondern auch die beim Bremsen entstehende Wärme effektiver ableiten. Hinten sorgt eine 245-mm-Bremsscheibe mit einem 2-Kolben-Bremssattel für die nötige Verzögerung.
Das neue Race eCBS-System optimiert die Bremsperformance weiter und beinhaltet eine Slide-by-Brake-Funktion, die beim Bremsen kontrolliertes Driften ermöglicht und gleichzeitig die Fahrstabilität verbessert.
Elektronik – Die MotoGP-Technologie für die Straße
Die neue Ducati Streetfighter V4 ist mit modernster Elektronik ausgestattet, die aus der MotoGP abgeleitet wurde. Der neue Ducati Vehicle Observer (DVO) simuliert über 70 Sensoren, um alle elektronischen Systeme noch präziser zu steuern. Ergänzt wird dieses System durch eine verbesserte Traktionskontrolle, die in acht Stufen einstellbare Ducati Traction Control (DTC) DVO, eine feinfühlige Ducati Slide Control (DSC) sowie eine neue Ducati Wheelie Control (DWC) DVO.
Die neue Ducati Quick Shift (DQS) 2.0-Technologie ermöglicht besonders präzise Gangwechsel, indem sie auf einen Mikroschalter verzichtet und stattdessen auf einen Winkelstellungssensor setzt, was das Schaltgefühl noch direkter macht.
Fahr-Modi – Anpassbar für jede Fahrsituation
Wie bei der Panigale V4 können Fahrer aus vier Fahrmodi wählen:
Im Race-Modus entfaltet das Motorrad seine maximale Performance für die Rennstrecke. Der Sport-Modus bietet eine dynamische Abstimmung für kurvige Landstraßen, während der Road-Modus das Motorrad für den Alltagseinsatz optimiert. Der neue Wet-Modus verbessert die Sicherheit auf nasser Fahrbahn und reduziert das Drehmoment für eine sanftere Leistungsentfaltung. Zusätzlich stehen vier Power Modes (Full, High, Medium, Low) zur Verfügung, die das Ansprechverhalten des Motors anpassen.
Ergonomie – Mehr Kontrolle, mehr Komfort
Ducati hat auch die Ergonomie weiter verbessert. Der Lenker wurde um 10 mm näher an den Fahrer herangerückt, was die Kontrolle in Kurven erleichtern soll. Gleichzeitig wurden die Fußrasten um 10 mm weiter innen positioniert, sowie niedriger und weiter vorne angebracht um eine höhere Schräglagenfreiheit zu ermöglichen. Die Tank-Sitz-Einheit bietet mehr Bewegungsfreiheit und bessere Verankerungsmöglichkeit, was beim Verzögern und dem Hanging-Off in den Kurven ein ermüdungsfreieres Fahren ermöglicht, während neue Luftkanäle dafür sorgen, dass heiße Luft vom Motor effizienter vom Fahrer weggeleitet wird.
Ausstattung – High-Tech auf zwei Rädern
Das neue 6,9-Zoll-TFT-Display mit einem 8:3-Seitenverhältnis sorgt für eine verbesserte Lesbarkeit und bietet verschiedene Ansichten für Straße und Rennstrecke. Optional kann die "Turn by Turn"-Navigation sowie das Ducati Multimedia System (DMS) für Smartphone-Konnektivität hinzugefügt werden.
Design und Aerodynamik – Noch aggressiver, noch funktionaler
Die neue Ducati Streetfighter V4 bleibt der aggressiven Ducati-DNA treu, präsentiert sich aber noch moderner. Der neue LED-Scheinwerfer verstärkt den markanten Look, während das Heck mit seinem "Doppel-C"-LED-Rücklicht ein weiteres optisches Highlight setzt. Die neuen Doppeldecker-Winglets erzeugen 17 kg Abtrieb bei 270 km/h, wodurch sich das Fahrverhalten bei hohen Geschwindigkeiten weiter verbessert.
Unterschiede zwischen Streetfighter V4 und V4 S
Neben dem bereits erwähnten Fahrwerksunterschied bietet die V4 S geschmiedete Aluminiumfelgen statt Gussfelgen sowie eine leichtere Lithium-Ionen-Batterie, wodurch insgesamt 2 kg Gewichtsersparnis generiert wurde.
Die neue Ducati Streetfighter V4 wird ab März 2025 erhältlich sein. Die Standardversion kostet in Österreich € 30.795, während die S-Version mit dem Öhlins Smart EC 3.0-Fahrwerk bei € 34.995 liegt.
Fahreindruck
Auch wenn man bei dem neuen V4 Streetfighter stark auf die Panigale aufgebaut hat, ist es nicht so einfach, die Fahreigenschaften des Superbikes übernehmen zu können. Die anderen Bedingungen wie breiter Lenker, aufrechte Sitzposition und kein Windschutz erzeugen fahrdynamisch ganz andere Fahrzustände im Vergleich zum Supersportbereich. Die Anpassungen, die man hier zur Panigale aber gemacht hat, treffen gut ins Schwarze. Am meisten beeindruckt dabei das extrem stabile Fahrverhalten selbst bei sehr hohen Geschwindigkeiten. Es gibt nicht viele Naked Bikes, die jenseits der 250km/h beruhigt geradeaus laufen. Auch die neue Rahmenkonstruktion und neue Schwinge mit deutlich mehr Flex trägt hier massiv zur Beruhigung des Bikes um die Hochachse bei. Durch den etwas flacheren Lenkkopfwinkel und dem längeren Radstand entsteht selbst auf der unverkleideten ein gewisses Supersportfeeling. Lediglich der Winddruck bei Topspeed erinnert an die fehlende Verkleidung. Dabei ist aber auffällig, dass sich keinerlei Verwirbelungen am Helm oder Oberkörper bemerkbar machen und somit immer eine unverzerrte visuelle Wahrnehmung ermöglicht. Nur die etwas strapazierten Halsmuskeln erinnern an die flotte Gangart und an den dabei auftretenden entgegengerichteten Orkan. Das neue elektronische Öhlinsfahrwerk 3.0 mit neuen Ventilen und Software trägt ebenfalls zur Stabilität bei. Trotz der 214 PS kann auch in Schräglage am Kurvenausgang voll eingeschenkt werden ohne viel Bewegung hervorzurufen. Dadurch können trotz massiver Beschleunigung sehr enge Radien am Kurvenausgang gehalten werden. Auch der Grip ist außergewöhnlich hoch und liegt ebenfalls nahe Superbikeniveau. Weiters zeigt das Fahrwerk einen großen Einstellbereich, der neben dem gelegentlichen Rennstreckeneinsatz auch viel Fahrkomfort auf der Landstraße ermöglicht. Im Automatik Modus wird die Bummelfahrt auf gerader Strecke selbständig erkannt und öffnet somit die Dämpfungseinsteller autonom. Das erzeugt dann einen sehr komfortablen Eindruck solange nicht hohe Schräglagen gefahren werden.
Die nun kürzere Übersetzung hilft gerade auf der Landstraße den Motor in ansprechenden Drehzahlbereichen zu halten. Denn trotz der hohen Leistung benötigt das Triebwerk zumindest 5.000 Umdrehungen um ordentlich zu Werke zu gehen. Möchte man so richtig Vortrieb haben, müssen dann schon 9.000 umin anliegen. Dann aber schiebt der V4 so druckvoll, dass in den ersten 2 Gängen die volle Leistung kaum umsetzbar ist. Dank der ab 12.000 Umdrehungen umschaltbaren Ansaugtrichtern legt der Schub dann bis zum Begrenzer noch weiter zu. Die 2 PS, die dabei auf die Panigale aufgrund andere Ansaugverhältnisse fehlen, fallen da nicht ins Gewicht. Auf jeden Fall helfen bei diesen Beschleunigungen auch die neuen und stärker wirkenden Winglets das Vorderrad auf den Boden zu halten. Bis zu 45kg Abtrieb werden dabei bei hohen Geschwindigkeiten realisiert. Der rückwärts drehende V4 hilft dabei zusätzlich, nachdem sich hier das Abstützdrehmoment durch den Drehzahlanstieg ebenfalls gegen das aufsteigende Vorderrad stemmt. Alles, was dann trotzdem noch zu viel ist, wird von der Elektronik eingefangen. Auch hier bedient sich Ducati vom reichhaltigen Tisch der neuen Panigale und implementiert das komplette System inkl. 6,9 Dashboard. Durch die größere Breite können nun die interessanten Daten deutlich besser dargestellt werden. Je nach Wunsch können hier im rechten Rand entweder die Einstellungen der Fahrhilfen inklusive deren Eingreifen angezeigt, oder Informationen wie Schräglage usw. wiedergegeben werden. Auch die Bedienung der Schalter kann selbst mit dickeren Handschuhen gut durchgeführt werden. Nach vielen Jahren der Entwicklung greifen die Fahrhilfen heute ausgewogen ein und nehmen dabei die Leistung in den notwendigen Bereichen so gekonnt weg, ohne dass der Fahrer viel davon spürt. Trotzdem lässt das System bei kleiner Regeleinstellung viel Schlupf zu und ermöglicht dem versierten Fahrer viel Vortrieb auch mit nachlassenden Reifen. Das neue kombinierte Bremssystem, das bei Betätigung der Vorderbremse auch die hintere mit ansteuert, hilft bei starken Verzögerungen, dass Bike stabil zu halten. Der große Vorteil liegt dabei aber beim tiefen Hineinbremsen in die Kurve, wo durch die zusätzliche Bremskraft am Hinterrad, das Motorrad auf engere Radien gezogen wird. Ebenfalls ein System, das aus der Panigale übernommen wurde. Dort geht man dann nochmals einen Schritt weiter und lässt die Hinterbremse bei hoher Schräglage auch nach dem Loslassen des Bremshebels aktiv, um noch engere Radien ermöglichen zu können. Ein Verhalten, das man sich aus der MotoGP abgeschaut hat, wo die Fahrer manuell die hintere Bremse (meist Daumenbremse) dazu nutzen um das Bike am Scheitelpunkt besser hingedreht zu bekommen. Wenn man die zusätzlichen Bremseingriffe nicht möchte, dann kann das einfach über die ABS Einstellungen deaktiviert werden. Deshalb hat man hier mittlerweile 5 verschiedene ABS Modi, wobei einer davon sogar eine komplette Deaktivierung der hinteren ABS Reglung ermöglicht und das Fahrzeug somit auch komplett quer angestellt werden kann. Die Bremse selbst ist mit ihren neuen Hypure Bremssättel von Brembo und den 330mm Bremsscheiben über jeden Zweifel erhaben und verzögern selbst bei geringer Handkraft eindrucksvoll.
Fazit: Ducati Streetfighter V4 S 2025
Auch wenn man hier eine 214PS Rakete unterm Hintern hat, lässt sich die neue V4 Streetfighter auch von Ungeübten dank ihrer angenehmen Leistungsentfaltung, des sehr stabilen Fahrverhaltens und der angenehmen Ergonomie sehr einfach fahren. Gerade die enorme Stabilität beeindruckt dabei am meisten für ein unverkleidetes Bike und hebt damit die neue Ducati deutlich über die Konkurrenz. Neben dem hohen Preis bleibt bei der neuen V4 dabei wohl die notwendige Selbstbeherrschung das größte Manko, um im Straßenverkehr nicht gleich in Handschellen abgeführt zu werden.- Hohe Stabilität
- Starker Motor
- Gute Rückmeldung
- Gute Ergonomie
- Preis
- Servicekosten - Desmo
- Einzelsitzer-Konfiguration (Sozius-Sitz nur mit Aufpreis)
Bericht vom 31.03.2025 | 3.938 Aufrufe