Schottenring Classic
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Schottenring Grand Prix | |
Die Geschichte des Schottenrings wird jedes Jahr aufs neue lebendig. | |
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Bildergalerie Teil 1 | Bildergalerie Teil 2 |
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Schotten. Den trickreichen Stadtkurs in Schotten bewältigten am vergangenen Wochenende über 300 Teilnehmer beim 23. Schottenring Classic Grand-Prix bei strahlendem Sonnenschein. Die Deutsche Historische Meisterschaft lockte alte und älteste Krafträder und historische Gespanne auf die Straße und Wies'n rund um Schotten und in den hessische Vogelsberg-Kreis. Geschichte zum Anfassen und Wertschätzen, wie sie in Deutschland viel zu selten präsentiert wird. Nur dank ausdauerndem Ringen des Motorsportclub Rund um Schotten und durch Unterstützung des ADAC und VFV (Veteranen Fahrzeug Verband) konnten erneut an die 20 000 Besucher dem Ruf zum Schottenring-GP folgen und bestätigten ihn damit begeistert als konzertanten Anziehungspunkt für lebendigen historischen Motorsport. | |
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Gasgebendes Museum Bereits der Freudentanz in der Antik-Klasse offenbart die wohl ältesten Maschinen in den Jahrgängen bis 1928, bringt diese endlich auch wieder lautmalerisch in einem der zahlreichen Sonderläufe beim Schottenring-GP zu Gehör. Heiner Rohrwick aus Osthofen präsentiert seine 500er Peugeot-Pretiose aus 1905 als ältestes Kraftrad beim Gleichmäßigkeitslauf im Ring. Ein Herstellungsjahr, das sogar noch weit vor dem ersten Motorsportereignis Rund um Schotten liegt, welches sich auf das Jahr 1925 datieren lässt. Damals umfasste der Straßenkurs noch ausgiebige 16,08 km eine für heutige Zeiten undenkbare Distanz. |
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Ebenso wie die seinerzeit noch vorherrschenden Besucherzahlen, als es
beispielsweise in 1947 noch an die 90 000 Zuschauer in den hessischen
Vogelsberg zog. Wie so viele weitreichenden Straßenkurse in damaliger
Zeit fiel auch diese Strecke und seine als plötzlich zu gefährlich
eingestufte Motorsportveranstaltung den gestiegenen Anforderungen an
Mensch und Maschine zum Opfer, als 1955 in Le Mans ein folgenschwerer
Unfall mit vielen Toten passierte. Rund um Schotten sah nach vielen
Querelen und langer Pause erst 1989 seine erste reguläre
Rennveranstaltung für Krafträder, Seitenwägen und Gespanne mit
historischem Ursprung in neuem, zeitgemäßen Gewand wieder. Der
Streckenverlauf stark verkürzt auf übersichtliche 1,4 km - mitten durch
Schotten und beschaulich an den Gärten rund um die Nidda entlang - hat
seinen ganz eigenen Charme mit hoher Anziehung entwickelt. Da bekommt
sogar die Zuschauertribüne im Start-Zielbereich an der alten
Ziegelstein-Lagerhalle eine Anmutung fast wie der Grand Stand auf der
Isle of Man mit seinen berühmten TT-Rennen.
An die 20 000 Zuschauer zog es denn auch an diesem dritten August-Wochenende bei sommerlichen Temperaturen zur Rennstadt Schotten, dort, wo Motorsport mit so reichhaltiger Geschichte so hautnah und zum Anfassen präsentiert wird wie sonst nirgendwo in Deutschland. |
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Und während die Einen auf dem Dorfanger im nachmittäglichen Sonnenschein
fachsimpeln und helfen und beraten, da heizen und tuckern und fräsen die
Anderen nebenan über den schmalen Stadtkurs, da schreit's viertaktig und
kreischt es zweigetaktet, dass es nur so hin und her hallt zwischen den
schmucken Hausfassaden, gehts wie entfesselt dicht am bunt geblümten
Gartenzaun entlang, rüber über die Nidda, und nach der scharfen Rechts
in der Poppenstruth steil in wilder Hatz den Berg herauf. Den
begeisterten Motorsport-Jüngern und wissenden Älteren fahren sie fast
über die Füße, nur getrennt von ein paar in weißen Folien verpackten
Strohballen. So lange, wie die Technik vergangener Epochen an diesen
heißen Sommertagen noch mitspielen konnte und wollte. Selbst das Team der AUDI-Tradition ließ es sich nicht nehmen, mit seinen hochkarätigen und zumeist silbrig glänzenden Boliden das interessierte Publikum zu faszinieren. DKW, NSU, MZ Legenden der Vergangenheit vereinnahmten hier im luftig aufgestellten Museumszelt, direkt in dem auf dem Gipfel des Vukans Vogelsberg befindlichen Fahrerlager. Präsentiert von namhaften Fahrergrößen wie Harald Demuth und neuerdings auch GP-Vize-Weltmeister Ralf Waldmann. Prominenz auch beim Sonderlauf der Vier-Takter, wenn der ewige Dieter Braun seine Eckert-Honda 970 über den quicken Kurs scheucht oder der smarte Helmut Dähne als Gentleman-Rider mit seiner BMW F 750 mal wieder nichts anbrennen lässt. Sven Bennin und seine Frau Iris frönten schon während ihrer High-Speed-Zeit im Yamaha-R6-Cup der Leidenschaft zu den Krädern der Altvorderen. |
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Gelebte Geschichte, von "ewig her" bis "vor gar nicht allzu langer Zeit". Rennsporthistorie hautnah und rein wie Rennbenzin. |
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All die Schätze von Ariel, Norton, Triumph, Benelli, Egli, Vincent, Indian, Ducati, Moto Guzzi und viele mehr, in den Jahren von 1900 bis 1970 gefertigt, zeigen sich hier voll stolz und in ihrer ganzen Pracht. |
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Hier ist die Gemeinschaft und der Zusammenhalt der stolzen Besitzer und
Betreiber der Zweitakt-Garde einfach weitaus intensiver und herzlicher
als bei den modernen Renngesichtern, plädieren sie für die
hochkarätigen Vintage-Kräder um sich herum und nehmen mit neuer
Gelassenheit auf ihren Yamaha TZ 250 und 350-Modellen am Sonderlauf der
MZ und Zwei-Takter teil. Selbst die Nachfolger in den historischen
Meisterschaftsläufen rund um das Mittelalter-Städtchen Schotten sind
also schon längst am Start. Die Arbeit der Mitglieder des MSC Rund um
Schotten, des VFV und ihrer vielen ehrenamtlichen Helfer sichert den
Fortbestand dieser einmaligen Veranstaltung und wird auch in Zukunft ein
motorsportliches Fest dieser Güteklasse garantieren. Geschichte wird
gemacht, es geht voran! |
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Interessante Links: |
Text und Fotos: Sabine Welte |
Bericht vom 24.08.2011 | 9.942 Aufrufe