Knallharter Offroad-Test: Harley Davidson Pan America 1250

Milwaukee-Stahlross in der bosnischen Wildnis

Wir haben die Harley Davidson Pan America 1250 auf den Etappen der Bosnia Rally der absoluten Härteprüfung unterzogen.

Ist die Harley Davidson Pan America 1250 das richtige Motorrad für ein Abenteuer wie die Bosnia Rally? Nein, sicher nicht. 245 Kilogramm schwer, mit hybridem 19-Zoll-Vorderrad bestückt und einer Elektronik, die allenfalls für leichtes Gelände gemacht ist, bewirbt sich die Pan America eher um Käufer, die vielleicht mal den einen oder anderen Feldweg befahren, aber doch hauptsächlich auf der Straße unterwegs sein wollen. Trotzdem haben wir das Experiment gewagt und die erste Offroad-Harley durch die Wildnis Bosniens gejagt.

Was ist die Bosnia Rally?

Die Bosnia Rally - eine fesselnde Reise durch das raue Offroad-Terrain Bosniens! Hier sind Navigationsgeschick und Offroad-Leidenschaft gefragt. Ganz gleich, ob die Präferenz einer sportlichen Sportenduro oder einem kräftigen Adventure-Bike gilt, hier findet jeder Fahrertyp seine Herausforderung. Unser 1000PS-Team hat sich jedoch dazu entschlossen, die Grenzen zu überschreiten, und die beeindruckende Harley-Davidson Pan America mitgebracht. Dieses High-End-Adventure-Bike soll zeigen, wie viel Enduro-Potenzial in ihr steckt. Bosnien bietet die ideale Kulisse für dieses außergewöhnliche Experiment. Unsere Reise startet in Kupres, von wo aus uns die Rallye durch fünf anspruchsvolle Etappen führt, durch die atemberaubendsten Landschaften des Landes. Die Teilnehmer erwartet eine realistische Rallye-Erfahrung, von der technischen Abnahme bis zu den Checkpoints - alles wie im echten Motorsport, jedoch ohne Zeitmessung oder Wertung der Etappen. Hier geht es um präzises Navigieren und das Meistern herausfordernder Offroad-Strecken, die perfekte Vorbereitung für zukünftige Offroad-Abenteuer. Nur straßenzugelassene Motorräder sind erlaubt, da auch der ein oder andere Kilometer auf öffentlichen Straßen zurückgelegt wird. Der Fokus liegt klar auf dem Offroad-Gelände, oft anspruchsvoll und herausfordernd, weshalb Erfahrung auf unbefestigten Wegen gefragt ist. Offroad-Fahren steht im Vordergrund, Schotter und schwieriges Terrain sind unsere Spielwiese. Mit dem Roadbook oder Navigationsgerät erkunden wir die wilden Berge Bosniens, tauchen ein in kulinarische Genüsse und lassen uns von faszinierenden Eindrücken verzaubern. Vorausgesetzt, unser mächtiges Motorrad meistert die anspruchsvollen Etappen...

Technische Daten der Harley-Davidson Pan America 1250 2023

Doch zuerst ein kurzer Überblick über die technischen Eckdaten der Harley-Davidson Pan America 1250 Special. In puncto Abmessungen erstreckt sie sich über eine Länge von 2.270 mm und bietet eine Sitzhöhe von 850 mm, die auf 875 mm erweitert werden kann. Die Radgrößen belaufen sich auf 120/70R19 60 V (vorne) und 170/60R17 72 V (hinten). Der Tank fasst 21,2 Liter. Für Vorwärtstrieb sorgt der Revolution™ Max 1250 Motor mit einer Bohrung von 105 mm und einem Hub von 72,3 mm, was einen Hubraum von 1.252 cm³ ergibt. Das Verdichtungsverhältnis liegt bei 13.0:1. Die Leistung des mächtige V2-Motors kommt auf 128 Nm Drehmoment bei 6.750 U/min und eine Leistung von 152 PS / 150 HP / 112 kW bei 8.750 U/min. Das Fahrwerk besteht aus einer Upside-Down-Gabel mit 47 mm Durchmesser, die mit einem elektronisch einstellbaren semi-aktiven Dämpfungssystem ausgestattet ist. Die Hinterradfederung besteht aus einem über Umlenkhebel angelenkten Zentralfederbein mit automatischer elektronischer Einstellung der Federvorspannung und semi-aktiver Steuerung von Druckstufe und Zugstufe der Dämpfung. Die Bremsanlage umfasst vorne radial montierte Vierkolben-Monoblock-Festsattelbremsen und hinten eine Einkolben-Schwimmsattelbremse. Im Display, einer 6,8 Zoll großen TFT-Anzeige mit Touch-Funktion und Bluetooth-Konnektivität, werden verschiedene Informationen, wie Tachometer, Ganganzeige, Kilometerzähler, Tankanzeige, Uhr, Tageskilometerzähler, Umgebungstemperaturanzeige und mehr anzeigt. Die Elektronischen Systeme umfassen Kurven-ABS, elektronische Bremskraftverteilung, Antriebsschlupfregelung, Schleppmomentregelung, Berganfahrhilfe und Reifendruck-Überwachungssystem. Das Infotainmentsystem ist ein Farb-TFT mit Touch-Funktion und Bluetooth-Konnektivität.

Produkttipps

Das geht an die Substanz - Harley-Davidson Pan America bei der Bosnia Rally 2023

Die Pan America hat sich den Herausforderungen der Bosnia Rally 2023 tapfer gestellt. Dank der bis auf einen breiten Tank steh- und damit offroad-tauglichen Ergonomie wird man mit ihr im Gelände schnell warm und verliert schon nach ein paar Kilometern die Angst, von dem 245-Kilo-Brummer (Werksangabe) am ersten Hang begraben zu werden. Das Gewicht limitiert natürlich das Tempo und auch die Möglichkeiten im Gelände allgemein (die schweren Passagen der Rally haben wir umfahren), doch auf losem Untergrund bringt es auch eine Menge Traktion mit sich. Beim Anstieg auf Geröll anhalten und wieder anfahren gelingt angenehm leicht. Zumindest, wenn das Geröll nicht allzu grob wird. Dann gilt auf der Harley nämlich: bloß in Bewegung bleiben, denn wenn der US-Tanker zu kippen droht, kann man auch durch Abstützen mit dem Fuß nicht mehr viel ausrichten.

Mit abgeschalteter Traktionskontrolle treckert man im ersten Gang dank des üppigen Drehmoments ab Standgas und der ordentlich dosierbaren, wenn auch etwas schwergängigen Kupplung die Hänge hinauf. Dass der Revolution-Max-Motor aus Milwaukee hier nur einen Bruchteil seiner 152 PS abrufen kann, ist klar. Die sind schon auf Asphalt eine Ansage und im Gelände vollkommen übertrieben. Gute Dosierbarkeit des Schubs im Offroad-Mapping macht die Harley aber motorisch handzahm. Geht´s auf der Rückseite des Berges wieder hinab, wünschen sich erfahrene Offroader allerdings ein deaktivierbares ABS, denn selbst im Offroad-Setting bleibt es vorne aktiv. Gut für Einsteiger, denen auf diese Weise viel Sicherheit geboten wird. Doch gerade bergab wäre ohne Blockierverhinderer ein deutlich kürzerer Bremsweg drin. Die von 1000PS montierten Continental TKC 80 finden auch auf losem Untergrund mehr Grip, als die Elektronik ihnen zutraut.

Bergungen und Pannen - Harley-Davidson Pan America im harten Gelände

Das semiaktiv dämpfende Fahrwerk der Pan America kommt vor allem dann an seine Grenzen, wenn das Tempo auf flachen Abschnitten erhöht wird und wellige Feldwege die Harley rhythmisch auf und ab wippen lassen. In den so entstehenden Kompressionsphasen nutzen Gabel und Federbein ihre je 191 Millimeter langen Federwege voll aus und müssen sich immer wieder auf den Anschlägen abstützen. Kein Drama, denn in diesem Fall drosselt man das Tempo so weit herunter, dass das Fahrwerk nicht dauerhaft hart durchrauscht und tut damit auch den beim Testmotorrad verbauten Alu-Gussfelgen einen großen Gefallen. Besonders das Vorderrad wird nämlich sonst stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach einer ambitioniert gerittenen Feldpassage fanden sich bereits diverse Dellen in der Felge, die sogar zum Plattfuß führten. Ein behelfsmäßig eingezogener Schlauch schaffte Abhilfe und machte die Pan America wieder mobil.

Mobil blieb das robuste Bike auch nach zwei kleineren Umfallern. Die Schutzbügel schirmen verletzliche Teile wie den Kühler sehr gut ab, Rasten und Hebel bleiben ebenfalls unversehrt. Wer mit der Pan America abseits der Straßen unterwegs ist, muss nicht befürchten, bei Bodenkontakt sofort zu stranden. Das kann allerdings passieren, wenn man die Zündung im Stand zu lange eingeschaltet lässt. Nach einem etwa 20-minütigen Stopp hatte die Batterie der Harley nicht mehr genug Saft, um die dicken Kolben über die oberen Totpunkte zu wuchten und auch diverse Anschiebe-Versuche blieben erfolglos. So musste die Pan America per Spanngurt den Berg hinauf abgeschleppt werden, ehe sie sich auf der nächsten Abfahrt nach vielen Versuchen letztendlich im vierten Gang anrollen ließ.

Und so darf das Experiment Mit der Harley durch Bosnien am Ende als erfolgreich angesehen werden. Die Pan America hat sich den Tracks der Bosnia Rally nicht nur gestellt, sie hat sie gemeistert. Hat die aus fahrerischen Unzulänglichkeiten entstandenen Fauxpas weggesteckt und ließ sich auch nach kurzer Schwächephase der Batterie wieder zur Weiterfahrt ermuntern.

Einheitsreifen für die Bosnia Rally 2023: Conti TKC 80

Auf unserer Tour waren wir mit einheitlicher Bereifung von Continental unterwegs - die Wahl fiel auf den TKC 80. Für den harten Offroad-Einsatz war ein bewährtes Produkte mit Nehmerqualitäten gefragt. Der TKC 80 ist mit kleineren Überarbeitungen seit insgesamt 36 Jahren am Markt erhältlich und das nicht ohne Grund, wie auch wir im Laufe der 6 Offroad-Tage feststellen durften. Der Pneu, welcher von Conti selbst als 50/50 Dualsport Reifen ausgeschildert wird, zeigte sich extrem robust, verschleißarm und verlässlich. An 8 verschiedenen Fahrzeugen montiert, war insgesamt nur ein Reifenschaden festzustellen. Letzter auch nur, weil wir auf einem schnellen Abschnitt einen Felsbrocken übersehen hatten. Somit brechen wir guten Gewissens für den Conti die Lanze und nennen den TKC 80 als echte Empfehlung für diese Art von Abenteuer. Auf Asphalt vergleichsweise leise und gutmütig im Grenzbereich, im Gelände super vielseitig einsetzbar. Ein echter Evergreen unten den Grobstollern!

Navigation auf der Bosnia Rally mit dem Garmin zumo XT2

Die Bosnia Rally beschreibt sich selbst als Roadbook-Training, es gibt jedoch auch die Möglichkeit einfach per Navigationsgerät dem Track nachzufahren. Für unsere Filmaufnahmen mussten wir teilweise Streckenabschnitte auch mehrfach befahren und da sich Roadbooks eher schlecht mit willkürlichen Richtungsänderungen und Backtracking vertragen, haben wir stattdessen auf das neue Motorrad-Navi Garmin zumo XT2 gesetzt. Dank der stabilen Halterung, robuster Technik und großem, hochauflösenden Display überlebte das zumo XT2 unbeschadet die 1000 materialmordenden Kilometer und führte uns verlässlich ans Ziel. Alle unsere Testeindrücke zu diesem High-Tech-Navigationsgerät findet ihr hier.

Gebrauchte und neue Harley-Davidson Pan America 1250 Special Motorräder

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Leicht, doch robust - Die passenden Gepäcklösungen für die Bosnia Rally von Enduristan

Unser Gepäck für die Bosnia Rally umfasste Kameraausrüstung, Werkzeuge, Reifenflickzeug, Ersatzhebel und einige Snacks. Um unsere Rücken während der herausfordernden Etappen nicht überzustrapazieren, haben wir den Großteil davon am Motorrad befestigt. Trotz des Offroad-Einsatzes war es von entscheidender Bedeutung, das Gewicht möglichst niedrig zu halten. Daher entschieden wir uns für praktische Softgepäcklösungen von Enduristan, darunter Seitentaschen, Gepäckrollen, Lenkertaschen und Tankrucksäcke. Diese boten ausreichend Stauraum und widerstanden den Belastungen der Rallye problemlos. So hatten wir genügend Platz für 3-Liter-Trinkblasen und schlanke Rucksäcke von Enduristan auf unseren Rücken. Die vielseitigen Montagemöglichkeiten, praktischen Features und robuste Verarbeitung machten unsere Enduristan Ausrüstung zur optimalen Wahl für die anspruchsvolle Bosnia Rally.

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Fazit: Harley-Davidson Pan America 1250 Special 2023

Auch wenn sie eindeutig kein Rally-Bike ist, die Harley Davidson Pan America 1250 weiß durch ihren kräftigen Motor und eine gut Balance zu überzeugen. Auf Geröll findet sie viel Traktion und rollt sehr stabil über größere Brocken. Wegen des 19-Zoll-Vorderrads und dem hohen Gewicht kommt man mit der Harley aber in technischen Passagen bald an die Grenze des machbaren. In der Ebene sollte man außerdem aufpassen, dass die empfindlichen Alu-Gussfelgen nicht von Schlaglöchern eckig geklopft werden. Unterm Strich ist die Harley für ihre Ausmaße aber überraschend offroad-tauglich und robust.


  • Kräftiger, gut ansprechender Motor
  • Üppige, moderne Elektronik
  • Semi-aktives Fahrwerk
  • Gute Ergonomie trotz des breiten Tanks
  • Kurven-ABS Serie, Kurven-TC Serie
  • optionale Sitzabsenkung im Stand
  • 19-Zoll Vorderrad leidet im Offroad-Einsatz
  • Verarbeitung und Haptik teils unterdurchschnittlich
  • Quickshifter aufpreispflichtig und nicht perfekt

Bericht vom 24.08.2023 | 24.835 Aufrufe

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2 Kommentare zum Thema: Knallharter Offroad-Test: Harley Davidson Pan America 1250

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