Rallye Dakar 2018 - Walkner vorne dabei!
Der Salzburger KTM-Pilot fährt auf Anhieb in den Top 3
Bereits auf der zweiten Etappe der „Rallye Dakar“ unterstreicht der Salzburger KTM-Pilot Matthias Walkner seinen Anspruch auf einen Spitzenplatz - als bester Pilot des österreichischen "Red Bull KTM Rally Factory Racing Team“ fährt der 31jährige aus Kuchl auf der gestrigen 267 Kilometer-Sonderprüfung rund um Pisco in Peru auf den dritten Tagesrang. Der Etappensieg geht an Joan Barreda (ESP/Honda), Zweiter wird Adrien Van Beveren (FRA/Yamaha). Diese drei sind auch die Top 3 im Gesamtklassement.

"Gleich zu Beginn der zweiten Etappe gab es heute etwas Neues", sagt Walkner nach einer tadellosen Demonstration seines Könnens. "Wir sind das erste Mal nach den Autos gestartet. Also war das Navigieren auf den ersten Blick eigentlich nicht schwierig, weil es ja schon viele Spuren im Sand gab. Aber teilweise war es dann doch recht knifflig, weil die Autos in den Dünen oft andere Linien fahren als wir. Sie umfahren die ganz großen Dünen viel eher als wir. Aber es war recht lässig, ich habe ein paar Autos überholt und auch 15 bis 20 Autos gesehen, die hängengeblieben sind. Es gab also recht gute Action, die man sonst gar nicht mitkriegt, wenn die Motorräder vorne weg starten."
Platz 3 nach Tag 2 - Taktik trifft Speed
"Meine Etappe an sich ist ganz gut gelaufen, die Spur war durch die Autos aber schon ziemlich zerstört und es haben immer wieder große Steine herausgeschaut. Darum habe ich das Gas dann ein bisschen zurückgedreht. Nach etwas mehr als 200 Kilometern habe ich beim Tankpunkt mitbekommen, dass ich um Position 2 oder 3 liege. Ich bin trotzdem weiter dosiert bis ins Ziel gefahren - ich kann also sehr zufrieden sein. Heiß ist es, anstrengend ist es, aber a Gaudi ist es auch!"
Schrecksekunde für Matthias Walkner auf der ersten Etappe
Am ersten Tag der Dakar, an dem es ja eigentlich noch relativ entspannt zur Sache geht, hatte Walkner allerdings schon seine erste große Schrecksekunde: Hier in Peru hat der Straßenverkehr seine ganz eigenen Gesetze - eben keine", kann Matthias bereits kurz danach scherzen, "es ist teilweise unvorstellbar chaotisch. Auf der Autobahn ist ein parkendes Auto plötzlich losgefahren und ein LKW musste verreißen. Ich war dann plötzlich zwischen dem LKW und der Leitschiene, mit dem Knie habe ich die Leitschiene gestreift, mit dem Ellenbogen den LKW! Es ist sich so grad noch ausgegangen. Spätestens da war ich dann richtig munter." Die Sonderprüfung selbst war 30 Kilometer ziemlich schnell auf Sand und er wollte nicht allzu großes Risiko nehmen, weil die Dünen teilweise extreme Abrisskanten haben. Daher war er auch mit dem 6. Etappenrang am ersten Tag durchaus zufrieden.
Der Altmeister Heinz Kinigadner über die Dakar 2018
Die Motorräder, die es bei dieser Dakar zu schlagen gilt, werden allesamt in Mattighofen in Oberösterreich gebaut. KTM und Husqvarna dominieren den Rally-Sport, sagt Heinz Kinigadner: "KTM hat bei der Dakar eine unglaubliche Serie hingelegt. Wenn man 16 Dakar-Siege in Serie geschafft hat, dann zeigt das schon, dass wir viel Erfahrung haben und unsere Lektionen gelernt haben.
KTM - Dakar-Sieger am laufenden Band!
Mit Toby Price (2016) und Sam Sunderland (2017) haben wir die Sieger der beiden letzten Rallys in unserem Team. Und mit Matthias Walkner einen, der absolut auf dem gleichen Niveau fährt. Matthias ist wirklich gut vorbereitet, er hat die Dakar-Generalprobe in Marokko im Oktober gewonnen und er kommt mit der neu entwickelten KTM 450 Rally bestens zurecht. Matthias hat sicher auch den Vorteil, dass er sehr stark in die Entwicklung der neuen Rally-KTM involviert war. Er hat also stark einfließen lassen, wie er glaubt, dass ein Motorrad bei so einer Veranstaltung funktionieren soll. Das ist sicher kein Nachteil für ihn. Im Endeffekt wird der gewinnen, der am besten vorbereitet ist, der konditionell am stärksten ist und der am wenigsten Fehler macht. Und da hat Matthias Walkner sicherlich sehr gut Karten."
Konkurrenz von Honda und Yamaha
Insgesamt sieben bis acht Piloten kommen in den Augen Kinigadners für den Dakar-Sieg 2018 in Frage. Neben Yamaha-Pilot Adrien Van Beveren erwartet Kinigadner von Honda die stärkste Konkurrenz: "Honda kommt mit fünf Piloten, die alle gut für einen Spitzenplatz sind. Das ist eine ganz starke Truppe, die man nicht unterschätzen darf. Das Motorrad funktioniert mittlerweile auch sehr gut. Außerdem hat das Team im letzten halben Jahr sehr viel Zeit in Südamerika verbracht. Die kennen hier jedes Tal, jedes Flussbett und jeden noch so kleinen Weg. Ich glaube, wenn Honda keine technischen Probleme hat und bis zur Halbzeit vorne mit dabei ist, dann wird die zweite Woche extrem spannend und es wird ein sehr enges Rennen."
Die schnellste Dakar aller Zeiten
Speziell in der Motorrad-Wertung der Dakar erwartet Heinz Kinigadner eine Verfolgungsjagd bei Höchstgeschwindigkeit. Das liegt zum einen an der Qualität der Piloten: "Da stehen die besten Motorradfahrer der Welt am Start. Zu meiner Zeit (in den 1990er Jahren) war das zum größten Teil eine Gruppe von Abenteurern, die das schnell Motorradfahren im Grunde erst während der Dakar gelernt haben. Jetzt haben wir aber Motocross- und Enduro-Weltmeister en masse am Start, die ihre Titel gewonnen haben, weil sie mehr als 100 Prozent zu geben im Stande sind und weil sie Höchstlast über lange Zeit gehen können. Ich war damals einer der ersten Piloten, der mit dem Grundspeed eines Motocross-Weltmeisters zur Dakar gekommen ist und habe damit ein bisschen Staub aufgewirbelt. Aber heute stehen nur mehr solche Fahrer am Start! Die haben einen anderen Zugang - für die ist das weniger ein Abenteuer, und vielmehr ein Rennen, das sie unbedingt gewinnen wollen."
Top-Material für Top-Speed
Der zweite Tempo-Faktor ist das Material, sagt Heinz Kinigadner: "Das Material ist momentan das Tüpfelchen auf dem i. Matthias Walkner zum Beispiel ist mit seiner KTM 450 Rally auf der Motocross-Strecke kaum zwei Sekunden langsamer als mit einem MX-Bike. Ich glaube, das sagt schon Alles. Die Motorräder sind jetzt auch speziell ausgelegt auf die schnellen Schotterpisten und Bergstraßen in Südamerika. Das Handling ist unglaublich gut. Kein Vergleich mit den Wüstenschiffen damals. Man muss sich vorstellen, die fahren heute mit ihren 450 Kubik-Motoren 185km/h Spitze, genau so schnell wie wir damals mit 720 Kubikzentimetern gefahren sind."
Die erste echte Belastungsprobe auf der Dakar 2018
Die dritte Etappe führt heute über insgesamt 501 Kilometer von Pisco nach San Juan de Marcona. 295 Kilometer davon werden als Sonderprüfung gewertet. Vor allem in punkto Navigation gilt diese Etappe als die erste echte Belastungsprobe dieser Dakar.
Bericht vom 08.01.2018 | 9.125 Aufrufe