LIVE aus Valencia

Der junge Mähr gibt in Valenica Gas und Troy Corser predigt uns die 3 Gebote der Schnelligkeit. Können wir alle so schnell sein wie er?

Der große Nesut hat mich, den Randsportberichterstatter, nach Valencia zum Suzuki GSXR European Cup bzw. SBK WM geladen. Meine Freude war riesengroß, wann kommt so einfach zur Superbike WM nach Spanien. Im Cup fährt ein junger Österreicher mit, der zwar relativ harmlos aussieht aber am Gas ein echter Berserker ist. Rene Mähr, gerade 18 geworden und eine große Hoffnung im Rennsport.
Schwerer Sturz im Freitag Training, 21ter in der Quali und 10ter beim Rennen. Wie kann das sein?

Rechts: Der junge Vorarlberger Rene Mähr in Pose

   
Eine gut aufgearbeitete GSXR 750, sind nur Kleinigkeiten, nix Schlimmes fast nur Kleinteile.


Suzuki GSXR European Cup:
Alle Starter fahren mit einer sehr seriennahen GSX-R 750 mit gleicher Bereifung und Teilen. Starter aus Italien, Holland, Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Spanien, England und Österreich sind am Start. Insgesamt werden 5 Rennen gefahren - alle im Rahmen der Superbike WM. Die Motorräder werden von Suzuki gestellt und zu den Rennen transportiert. Quasi Werksfahrer - nur ein paar Etagen tiefer was Leistung und Tuning angeht. Das identische Material machte das Rennen richtig spannend, Zweikämpfe, geringe Abstände zwischen den Positionen. Die Jungs schenken sich keinen Meter.


Wahnsinnsoptik - ein ganzes Rudel frischer Gixxer

Großer Ersatzteilumsatz

Sofort nach dem ich in Valencia angekommen war, erblickte ich eine fast zerlegte 750er Gixxn. Beim Bremsen in Schräglage hat es den jungen Mähr das Vorderradrad weggerissen. Das ganze passierte in einer lang gezogenen Kurve bei relativ hoher Geschwindigkeit. Er selbst war bis auf eine geprellte Schulter und einen Schotterausschlag an den Armen völlig unversehrt geblieben. Sein Mechaniker und Vater, Kurt Mähr, durfte den halben Tag schrauben damit die Gixxn wieder fahrtüchtig wird. Grosse Freude hatte natürlich auch der Sponsor Suzuki, eine zweiseitige Rechnung erfreute das Herz des großen Nesut. Der Cup verfügt über eine gute Infrastruktur, die verschrotteten Teile sind vor Ort lagernd und werden sofort ausgetauscht.


Fahrt in die Top Ten?

Gegen 18 Uhr war es soweit! Rene sattelt die wieder hergestellte 750er und fährt raus. Nach einem sehr verhaltenen Beginn steigerte er seine Zeiten sukzessive und beendete das Zeittraining als 21. Ganz vorne war die spanische Armada, neben Fixstartern kamen auch einige Wildcard Fahrer zum Zug.  Unter anderem auch ein Ex Weltmeister namens Fernandez. Der spielt natürlich in einer anderen Liga. Der Zeitunterschied zwischen Cup und Supersport WM beträgt ca. 5 Sekunden. Damit ist der Cup also alles andere als eine Kinderjausn. Offensichtlich gingen die Piloten das erste Zeittraining gleich etwas übermotiviert an. Der Suzuki-Ersatzteil-Schani hatte einiges zu hackeln an diesem Abend. Diese Tatsache wurde vom Oberstrategen Nesut gleich eingeplant - minus Stürzer und Wildcardfahrer sollte sich eine Platzierung unter den Top Ten ausgehen. So recht wollten wir das alle nicht glauben, aber wenn der Chef das sagt wird nicht widersprochen.

Hier zeigt Rene wo er sich ausgebreitet hat, da konnte er schon wieder lächeln.

Papa Mähr und sein Elektroniker Markus haben ganze Arbeit geleistet. Die GSXR ist vor dem Quali fahrbereit.

Der große Nesut in seiner Rolle als Super R. Das Foto wo er nackt ist konnte ich euch nicht antun.

Herr Poensgen, Suzuki Oberchef aus Deutschland, lobt Herrn N. für die tadellose Vernichtung der Gixxn. Herr N. wirkt verlegen.

Keine Starallüren!

Ich wollte natürlich wissen wie es sich anfühlt an so berühmten Rennstrecken wie Valencia oder Silverstone mitfahren zu dürfen und Idole wie Corser, Chili oder Fonsi Nieto aus nächster Nähe zu sehen. Der Rene sieht das jedoch alles recht locker - ihm geht es hauptsächlich darum anzudrücken. Nervosität und Angespanntheit scheinen ihm eine Fremdwort zu sein. Selbst nach seinem Sturz war er noch immer guter Dinge und ganz wild darauf wieder raus zu fahren. Prof .Plastik, Teammanager und Mentalcoach bestätigte mir seine mentale Stärke und den Willen zum Sieg. Neben dem GSXR Cup fährt Rene die zweite Saison in der IDM Supersport 600er mit, 2004 beendete er die IDM als 17ter. Dieses Jahr geht er mit einer GSXR 600 an den Start und erhofft sich natürlich eine bessere Platzierung. Vorläufiges Endziel ist die Superbike WM, halten wir ihm die Daumen das es gelingt.

Motorradflüsterer Rene, spricht dem Motorrad vor dem Quali gut zu. Bitte macht die nicht wieder kaputt, ich hab dich eh lieb

Der Bucklige rechts ist der Organisator des Cups,Der Bucklige links ist Prof. Plastik der große Sportmanager.

Während neben an das deutsche Team in aller Ernsthaftigkeit an den Motorrädern herumschraubte, lief bei uns Ösis der Schmäh. Nur ka Hektik lautete das Motto. Das Motorrad wurde rechtzeitig fertig und das Quali war geschafft. Ich hatte kein Ticket, keinen Paddock Pass und auch keinen Presseausweis. Mein großer Boss, der geizige Nils war nicht bereit die Jahresgebühr beim Journalistenclub für mich zu zahlen. Also lavierte ich mich mit den Pässen des Teams und einem wichtigen Suzuki Cup Schlüsselanhängerband durch. Nesut zeigte mir Tricks, mit denen er als 14jähriger durch die Kontrolle beim Peter Kraus Konzert kam.


So schön wären sie gewesen - die zahlreichen Pässe, Ausweise und Pickerl vom SBK Weekend


Fahrerlager Trick Nummer 1:

Ich blieb im Auto während alle anderen vorgingen. Der große Nesut brachte den Ausweis des Professors und so erlangte ich, zwar kontrolliert aber ungehindert Eintritt zum Fahrerlager.

Fahrerlager Trick Nummer 2:
Gegen 12 Uhr war das erste Rennen der Superbike WM. Wir wollten natürlich ein exklusives Plätzchen zum Zusehen haben. Am liebsten mit Gratis Essen und der besten Aussicht an der Rennstrecke. Nesut gab mir Geld und schickte mich zum Suzuki Team Zelt damit ich mir ein Corona Team Hemd kaufe. Mir war zwar nicht ganz klar warum aber ich tat wie befohlen.
Im allgemeinen Rummel erschlich ich mir den Weg auf die very VIP Terrasse direkt an der Start/Zielgeraden und einer grandiosen Aussicht auf fast alle Passagen der Strecke. Durch die Tarnung mit Sonnebrille, dem Halsband und einem sehr wichtigen Auftreten gelang auch dieser Trick. Laut Nesut ist es am Wichtigsten ständig It is okay zu sagen, damit hat der Security das Gefühl das er das richtige tut.

Fahrerlager Trick Nummer 3: 14.30 war das Rennen zum GSX-R Cup.. Der Zugang zur Rennstrecke selbst war strengstens bewacht. Eine Lösung musste her. Da der Rene beim Rennen seinen Paddock 3 Pass nicht brauchte, borgte ich ihn mir einfach aus. Ich nahm noch einen Reifenwärmer mit und eilte zur Startaufstellung. Man wirkt einfach sehr glaubwürdig mit Suzuki Hemd und einem Reifenwärmer in der Hand. Noch besser funktionieren lange Objektive, ab einer Länge von 75 cm fragt niemand mehr nach dem Ausweis. Das Rennen verfolgte ich direkt am Bildschirm, wo normalerweise der Teamchef und seine Lakaien sitzen. Auf ungefähr 6 Bildschirmen kann man jede Sektion live verfolgen und alle Zeiten vergleichen. War schon ein sehr geiles Gefühl.

Rene stand beim GSX-R Cup Race an der 21sten Start-Position mit einer noch immer schmerzenden Schulter. Er holte sich 1 Stunde vor dem Rennen ganz mächtige Schmerzpulver. Angeblich werden damit normalerweise Nashörner mit Vorhautverengung beruhigt. Ein paar Rennfahrer aus der SBK WM hatten ihm die korrekte Anwendung der Tabletten bei seinem Besuch im Medical Center verraten. Schmerzfrei und von den Tabletten enthemmt startete er und fuhr von Runde zu Runde besser. Er überholte einige Mitstreiter und hatte noch einen weiteres Plus auf seinem Konto zu verbuchen. Die Prognose des Oberstrategen Nesut erfüllte sich, auf der Strecke purzelte einer nach dem anderen vom Motorrad. Der rasende Rene holte sich Platz um Platz. Es war aber nicht so dass er nur von der Gnade des Sturzes abhängig war. Er steigerte auch seine Rundenzeiten und überholte ganz konventionell. Braver Bub! Am Ende wurde er als 10ter gelistet. Damit ist er 10ter im Gesamtklassement. Sieger wurde David Salom aus Spanien. Herr Poensgen fuhr durchs Fahrerlager und inspizierte die Havarien. Die Engländer hatten alle Motorräder weggeschmissen, der Teilnehmer aus Belgien stürzte ca. 4-mal und die Italiener ließen sich auch nicht lumpen und verpassten den Verkleidungen Schotterausschläge. Laut Nesut war alles nicht so schlimm durch seine langjährige Erfahrung im Suzuki Cup hat er schon Ärgeres erlebt.

Rene kurz vor dem Start des Rennens zum GSXR CUP.

Das ranzige Gridgirl ist übrigens der Prof. Plastic.

Kunst und Kultur auf der Rennstrecke, das Zusammenspiel von Licht und Reifenbild in Perfektion.

 

Superbike WM: Suzuki Fans haben mit der Superbike WM zur Zeit eine echte Freude. Die beiden GSX-Rs von Corser und Kagayama siegen in jedem Rennen und ließen die Gegner bisher alt aussehen. Auch in Valencia holte sich Corser beide Laufsiege mit deutlichem Vorsprung. Im ersten Rennen konnte Teamkollege Kagayama noch den dritten Platz holen, im zweiten erreichte er nur Platz 7. Der amtierende Weltmeister James Toseland fuhr mit seiner Ducati nur hinterher obwohl der Klang des Zweizylinders wirklich beeindruckend ist. Die große Dominanz der Ducatis scheint vorbei zu sein und die Japaner geben wieder den Ton an. Da die Restriktoren an der Airbox der Vierzylinder verschwunden sind, können die Vierzylinder Monster aus Japan die gesamte Power ausspielen. Doch all die Pferde unterm Sattel bringen nix, wenn der Pilot nicht anständig am Kabel zerrt. Eine tolle Show bot auch Andrew Walker auf seiner gelben ZX 10 R Kawasaki. Er lieferte sich im zweiten Rennen einen harten Fight mit der Ten Kate Honda von Chris Vermeulen um den zweiten Rang. Walker versuchte bei jeder Gelegenheit ein Schlupfloch zu finden um Vermeulen zu überholen. Vergebens! Vermeulen blieb vorne und Walker wurde dritter. Optisch und soundmäßig auffällig war die Foggy Petronas Dreizylinder. Sind zwar keine Siegmotorräder aber nett zum ansehen und hören.
Ca. 15000 Zuseher kamen zum Rennen. Auffälligste Gruppe unter den Fans waren die Engländer. Alle in Team Shirts und ganz schlechte Tätowierungen an den Unterarmen.

Die Racing Gixxer in Action - totaler Triumph!

So sehen Sieger aus, Shalalala. So freut sich Troy Corser über seine Siege

Kagayama San feuert volles Programm auf dem Hinterrad aus der Kurve raus

Troy Corser im Interview - Der große Meister spricht zu uns!


Es ist immer das gleiche. Kaum zückt man die Kamera und möchte einen Star fotografieren, drängen sich irgendwelche abgefuckten Prolos ins Bild.

Der Mann links im Bild ist Troy Corser - der große Dominator des Wochenendes - Nein ich korrigiere: Der große Dominator der diesjährigen Superbike Meisterschaft.

Als ich auf Troy Corser zuging und mein sorgfältig vorbereitetes Interview führen wollte, verließen mich leider meiner Nerven. Ich stammelte nur noch wirres Zeug und die Bodyguards schoben mich schon zur Seite. Doch Troy hielt mich scheinbar für einen Sonderschüler auf Klassenfahrt und hatte großes Mitleid mit mir. Ich konnte ihm also  3 Fragen stellen. Eigentlich wollte ich ihn noch mehr Fragen stellen, doch nach der 3. Frage schüttelte er den Kopf, gab mir ein Suzuki-Zuckerl und verschwand in der Suzuki Box.


DerAbgelederte: Was sind die 3 Grundsätze für Schnelligkeit
Troy Corser: Volle Konzentration, zweitens: nicht zu aggressiv, drittens: körperliche und mentale Fitness.

DerAbgelederte: Macht es Dir  noch genau so Spaß Rennen zu fahren wie mit 20?
Troy Corser: Jetzt noch mehr als früher da ich mehr Erfahrung habe, dadurch das Risiko senken kann und trotzdem schnell bin. Mit 20 kannte ich nur 0 oder 1

DerAbgelederte: Möchtest Du in die Moto GP wechseln?
Troy Corser: Ich habe einen Vertrag mit Suzuki der noch 2 Jahre läuft und will noch 2mal Weltmeister werden. Der Rest ist derweil nicht von Interesse. Also fassen wir zusammen. Die 3 Gebote von Meister Corser lauten:

  • Du sollst Dich beim Rennfahren konzentrieren
  • Du sollst beim Rennfahren Deine Aggressionen in Zaum halten.
  • Du sollte den Heimtrainer benutzen und nicht an die Troubles mit der Alten denken.


Fazit Nummer 1: Der GSXR Cup ist ein wirklich spannender Markencup und mit Rene Mähr haben wir einen jungen und ehrgeizigen Starter aus Österreich. Aus dem wird noch was.

Fazit Nummer 2: Die Superbike WM ist ein Ereignis das man sich unbedingt mal live ansehen muss. Tolle Stimmung, fette Fights und der Speed der Profis ist beeindrucken.

Fazit Nummer 3: Beim nächsten Mal werde ich mein hart verdientes Geld nicht in Jamba-Klingeltöne sondern in die Jahresgebühr beim Journalistenclub investieren.

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IDM am Pannoniaring - Gixxer Fahrer aufgepasst.

Eine wichtige Nachricht noch zum Schluß.! Alle Suzuki Fahrer können sich den 5. Juni extrem fett im Kalender eintragen. Sie kommen kostenlos auf Einladung von Suzuki zum fulminanten IDM Rennen am Pannoniaring und dürfen sogar ein paar Runden auf der Rennstrecke drehen. Zusätzlich dazu gibt es für GSX-R Fahrer Geschenke, Party, geile Stimmung und hoffentlich einen Sieg vom GSX-R Fahrer Andy Meklau auf seiner Heimstrecke.

Autor
DerAbgelederte

DERABGELEDERTE

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Bericht vom 26.04.2005 | 5.177 Aufrufe

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