Schwiemu bei Gripparty

Die Schwiegermutter bei der Gripparty am Red Bull Ring.
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Gripparty - Mit oder ohne Grip auf jeden Fall ein Erlebnis

Die Gripparties von 1000PS sind aufgrund ihres Preis/Leistungsverhältnisses, der Teilnehmer aus verschiedensten Motorradklassen und -können und des vielfältigen Rahmenprogrammes ein unabdingbarer Jour fixe wie die tägliche Motorradwäsche bzw. Geschlechtsverkehr. Umso glücklicher machte mich die Ansage, dass 2013 auch auf der ehemaligen und jetzt wieder zukünftigen Formel 1 Strecke eine Gripparty ohne sinnlose Hast um die goldene Eichel des untalentiertesten Motorradbreitensportlers angesagt war.
 
1.Tag:

Einer alten Tradition folgend begab ich mich mit meiner Anacondalederkombi zu morgengrausender Stund' auf meinen R1 Rennhobel mit Strassenzulassung nach Zeltweg, um am Semmering ohne Regenkombi und Vorwarnung zunächst wie mit einem Wasserwerfer abgewaschelt zu werden. Mit Tempomat 180 bei 6 Grad Temperatur kam ich mir bis 20 km vor Spielberg vor wie ein steirisches Luftgetrocknetes, um ab St. Michael dann mit Sprühregen belohnt zu werden. Trotz der grausamen Wettervorhersage war der Paddock bereits bestens gefüllt. Die Variation verschiedenster Motorradtypen bei den Gripparties erinnert eher an eine Motorradfachmesse als an eine Rennstreckenveranstaltung. Unter der vertrauenswürdigen Anleitung erfahrener Instruktoren, wie die bei jeder Jahreszeit dauerbikende Varadero Legende Hannes Bagar, wurden Rennstreckenneulinge mit beispielsweise einer Harley Davidson V-Rod oder einer Ducati Diavel um die Strecke geschult. Beim Zuhören der Geschichten von "Vara-Hannes", der nachweislich Monstertouren bis zu 2900km (!!!) binnen 24 Stunden so easy abspult wie andere sich die Haare vorm Biken fönen, bedarf es resistenter Lendenwirbel und steinharter Eier.

Exotische Motorräder, einheimisches Barbecue.

Meine schon halb verwesten Metzeler Racetec K3 kamen mir als Ausrede gerade recht, um nicht auf die Strecke fahren zu müssen und über sinnlose Fahrwerkseinstellungen zu tüfteln. Die Anmietung einer Box ist ein einmaliges Erlebnis. In der Größe einer Grossraumdisco und so blitzblank, dass man Gefahr läuft, beim Reinfahren mit nassen Gummis gleich auf der Fresse zu liegen. Dass in der Nebenbox abwechselnd eine vom Moto GP Teilnehmer Martin Bauer frisierte ZX10-R mit dynamischem Fahrwerk und eine BMW H 4 wie Auerochsen brüllten, gab mir noch zusätzlich das Gefühl, zumindest am nächsten Tag in der Superbike WM mitzufahren. Die Regenpause gab mir Zeit, mit mutigeren Teilnehmern zu plauschen, beispielsweise einem 65-jährigen BMW HP2 Sport Besitzer aus St.Gallen in der Schweiz, der seinen unfassbar schönen und mein gesamtes Vermögen um's Zigfache übersteigenden Exoten über die Rennstrecke prügelte. Bemerkenswert war das von 1000ps am Nachmittag veranstaltete Barbecue in der Red Bull Lane, wo alle Teilnehmer Fleischallerlei vom Feinsten präsentiert wurde , zumindest dort war ich in der Pole Position und beim Verschlingen samt Knochen der Erste.
 
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2.Tag

Die standesgemäße Übernachtung erfolgte im Gschlössl des Getränkehersteller-Moguls, das ohne 3 Navigationsgeräte zwar nicht zu finden ist, aber den besten Wellnessbereich aller Zeiten bietet. Gemessen an dem unpackbaren Frühstück und den mit steirischen Dirndln eingeschnürten Dekolletés waren die Kosten von 60 Euronen ein Geschenk. Der 2.Tag präsentierte sich noch Wolkenverhangen und was die Rennstrecke anbelangt rutschig wie nach einem College Videodreh. Beim 1.Turn verabschiedete sich vor mir, Beginn Schönberggerade, eine ZX10-R mit einem Hupfer wie eine gamsige Bergziege, was auf unkontrollierte Bedienung des Gasgriffes zurückzuführen gewesen sein dürfte. Am Vormittag deshalb noch schwer verhalten, gewann ich zumindest den Preis für die am lautesten röhrenden Akrapovic-Anlage, das Durchbeschleunigen des Big Bangers auf der Start-Zielgeraden wurde akustisch nur mehr von den gleichzeitig über dem Spielberg trainierenden Eurofightern übertroffen. Ein Blick auf die Rundenzeiten offenbarte mit 3 Sekunden Rückstand gegenüber den letztjährigen Turns mit meiner komplett verbogenen und verwahrlosten GSX-R1000 einen Rückfall in Steinzeiten.

Kostenlose Hinternhaarrasur.

Unter Anleitung der beiden rasenden Reporter Björn und Kot, die mich an einem Seilzug über den Circuit schleiften, gelang mir eine weniger schmeichelhafte 1:49 Zeit. Heranrollen beim Bergabanbremsen wie bei einem Almabtrieb und zögerliches Gasgeben nach der Start-Zielgeraden wie beim ersten Vollzug sind zwei Todsünden am Spielberg und führen in der schnellen Gruppe unweigerlich zu einer kostenlosen Hinternhaarrasur durch vorbeikreischende 600er. Ein absolutes Highlight offenbarte sich für mich am Nachmittag nach einem leicht verdaulichen Tagesteller mit 1,5 kg Faschiertem. Als Leihmotorräder stand die göttliche BMW HP4 in Bayernfarbe (what else) zur Verfügung. Auf mein Ersuchen um einen Turn meinte der autoritäre BMW Manager: "Wir haben nur mehr eine, nicht hinschmeissen, nur probefahren, für einen Totalschaden werden mindestens 3 Jahre im russischen Strafgefangenenlager von Pussy Riot garantiert, Selbstbehalt ist noch dein geringstes Problem, verstanden, hier unterschreiben"!
 

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Mit diesen vertrauenserweckenden Vorschusslorbeeren ausgestattet begab ich mich auf die Strecke als würde ich einen 15 Mio. Euro Blutdiamanten für die russische Mafia transportieren. Das Fahren mit der BMW kann ganz kurz beschrieben werden: Alles ist anderes, alles ist viel besser, einfach abartig. Die Bremsen sind von einer für Hobbyfahrer ausserirdischen Vehemenz, trotzdem extrem vertrauenserweckend, die Leistungsabgabe dermaßen homogen und easy abzurufen, Spielereien in der Kurve mit ein bisserl Gaszupfen kein Problem, die ganzheitliche Systemkontrolle richtet es immer und überall. Der Schlag des Schaltautomaten gepaart mit dem Akrapovicgebrüll versetzt einen gefühlt in ein Moto GP Qualifiying, Posen für die mitgereisten Zuschauer auf der Tribüne inklusive. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass 193 PS sachverwaltet werden müssen. Ich habe im Mai in Brünn zwei schnelle HP4 Besitzer weinend mit einem Strick um den Hals gesehen, nachdem ihre BMW-Leichenteile aus dem Kies der schnellen Kurve nach Start Ziel ausgegraben werden mussten.
 

Anmeldung Gripparty 2013

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Ein besonderes Schmankerl passierte mir bei Rückgabe der BMW. Ich hatte mein sinnloses Airbaggilet mit der Notfallsschnur an den Lenker gekettet. Beim Abschnallen fiel mir dabei die Hälfte der Schrauben in die Karbonverkleidung der Göttlichen, was zwei Leuten von BMW eine halbe Stunde Bohrlerei in den Verkleidungsteilen bescherte. Meinen absolut untauglichen Versuch einer Versöhnung mittels einer in Aussicht gestellten Kiste lauwarmen Biers (die eigentlich Björn gehörte) quittierten die Asketen mit verständnislosem Kopfschütteln und Vogelzeig. Schon etwas lässiger gestaltete sich die Ausgabe einer von Martin Bauer operierten ZX 10R. Kurze Einleitung in das dynamische Fahrwerk (was das auch ist?) und schon fand ich mich wieder auf der Schönbergeraden. Wenn die Lichtbalken des Drehzahlmessers in der Senke im nnallroten Bereich orgeln und 250 beim Schalten in den 6er anstehen, besteht keinesfalls Zeit und Raum, von hypothetischen Rundenzeiten zu träumen. Das Aufstellen der Vorderhufe quittierte die Kawa mit einem gefährlichen Rucken durchs ganze Bike und Lenkerschlagen. Was ich als hartes Herannehmen des Materials am Limit deutete, stellte sich aber 5 min. später als zur Neige gehender Sprit heraus. Nach 20 min. Wartezeit am Streckenrand bedeutete das Rückkehr mit dem Fetzenwagerl. Auf der KAWA ein Rodeoritt im Ladeabteil, die einzigen Haltegriffe zwei Mini- Gummizüge, die gegen das sichere Umfallen im LKW schützen, ist ein Erlebnis der besonderen Art, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
 
Auf jeden Fall bin ich am Pannoniaring auf der letzen Gripparty des heurigen Jahres dabei, mit oder ohne Grip, swurscht!!!!  
 

Interessante Links:

Text: mother_in_law
Fotos:
Gripparty 2013

Bericht vom 12.09.2013 | 4.447 Aufrufe

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