Bella Italia!
Nachdem ich durch die Honda SP2 auf den Zweizylinder-Geschmack gekommen bin, hab ich mich mal um eine RSV Mille bemüht. Da ich mich ja als angehender Rennfahrer fühle hab ich bei der Fa. Ginzinger natürlich gleich um eine RSV Mille R angefragt. R bedeutet Öhlins an allen bedeutenden Stellen des Motorrades & edle Carbonteile & sexy schlanke Felgen. Nicht nur das Öhlins Fahrwerk ist serienmäßig sondern auch der gut funktionierende Lenkungsdämpfer sitz schon im Originalzustand auf der Mille R. Somit sollte es mir unmöglich sein das Eisen am Pannoniaring durch unwürdige Behandlung in das Kiesbett zu setzen. So sieht zumindest meine einfache Rechnung aus. Lausiger Fahrer + Weltklasse Fahrwerk = No Problem. Ich habe ja schon einige beängstigende Geschichten über 2-Zylinder Motorräder gehört. Die sollen ja angeblich im Kurvenausgang auch bei niedrigen Drehzahlen zu schmerzhaften Highsidern austreten wie störrische Esel die mit der Rute gehanselt werden. "2 Zylinder sind nur was für Könner Nils, also lass die Finger davon", war die Meinung des Bekanntenkreises. Ich riskierte es trotzdem.
Die ersten Meter waren wieder ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die Lastwechselreaktionen sind im Stop and Go Verkehr doch eine etwas nervige Sache. Doch das merkt man nur auf den ersten paar Metern. Die Vorzüge der Anti Hopping Kupplung lernt man nicht nur auf der Rennstrecke zu schätzen. Fast idiotensicher kann man beim Runterschalten die Gänge einlegen. Die Kupplung wird durch den Unterdruck in der Airbox gesteuert und somit bei zugemachten Gashahn beim Runterschalten sanft geöffnet. Das funktioniert erstaunlich perfekt. Die mächtige Motorbremswirkung wird so sanft gebügelt und macht die Mille im Alltag für den Nasenbohrer leichter fahrbar und für den Profi auf der Rennstrecke stressfreirer schneller.
Die Brembo Bremserei hat einen sehr harten Druckpunkt. Beim Anbremsen gibt sie sich keine Blöße. Auch das Fahrwerk wirkt bei ganz harten Bremsmanöver sehr souverän und man fühlt sich steht's sicher auf der Mille.
Was mir jedoch an der Mille am meisten gefällt, ist die perfekt Sitzposition. Sorry. Der Ausdruck Sitzposition ist da eher fehl am Platz. Eigentlich fügt sich der Fahrer wie ein perfekt passendes Puzzle Teil in den italienischen Donnerbolzen ein. Die Ausnehmungen am Tank lassen die Oberschenkel sehr eng am Motorrad anliegen. Ich habe mir hier irgendwie leichter getan unverkrampft zu fahren und konnte die Lenkerstummeln recht sanft führen. Das gelingt mir bei den wenigsten Motorrädern.
Die Front der Mille ist etwas gewöhnungsbedürftig. Das breite Gesicht passt eher zu einem dicken 4 Zylinder als zu einer schlanken 2 Zylinder Maschine. Doch die Aerodynamik des Motorrades scheint zu passen. Am Papier hat die Mille ja doch weniger Leistung als die Mitbewerber in der Klasse. Im Fahrbetrieb habe ich davon aber nichts bemerkt. Auch im direkten Vergleich hat sich die RSV Mille keine Blöße gegeben. Das Testmotorrad hat die viel zu lange Originalübersetzung schon gegen eine in der Praxis sinnvolle und brauchbare Abstimmung eingetauscht. So kann man das verfügbare Drehzahlband in allen Gängen ausnutzen.
Zum Thema Dosierbarkeit habe ich eine eigene Testmethode entwickelt. Im Einser das Motorrad aufs Hinterrad stellen und dann im Zweier oben halten. Das gelingt umso leichter, je feiner die Dosierbarkeit. Da gewinnt die RSV Mille alle Pokale. Ist die Mille einmal aufs Hinterrad gestellt, dient der Gasgriff nur noch dazu die Steilheit des Wheelys einzustellen. Dabei ist die Gasgriffstellung fast direkt proportional zum Winkel Motorrad-Fahrbahn.
Das Fahrwerk kann man denke ich bedenkenlos im Originalzustand belassen. Ich kenne da ein paar sehr grindige Teststrecken über die ich meine Eisen immer prügle. Das ist jene Art von Strasse die alle 4 Jahre "renoviert" wird. Alle Löcher - und deren gibt es einige - werden mit Asphalt ausgefüllt und dabei wird klarerweise sehr gründlich gearbeitet. Übrig bleibt eine Buckelpiste welche von vernünftigen Menschen auf Supersportlern gerne gemieden wird. Jedenfalls hab ich dort sowohl die langen Linkskurven als auch die 2 Rechts-Links Kombinationen mit erstaunlich wenig Angstschweiß Ergüssen genommen. Das Motorrad ist zwar recht sportlich straff abgestimmt, aber kann auch bei solch widrigen Bedingungen begeistern. Endlich ein Motorrad wo auch serienmäßig ein Lenkungsdämpfer oben ist. Wieder 5-6 Blaue weniger die investiert werden müssen um auf der Rennstrecke schnell zu sein.
Ganz nachvollziehen kann ich das angeblich schwierige Fahrverhalten von 2-Zylinder Motorrädern nicht. Die Mille scheint ein gut ausbalanciertes Motorrad zu sein. Selbst ich kam ohne große Troubles sehr schnell mit der Mille zurecht. Bei Stammtisch-Diskussionen zieht man natürlich mit der Mille den Kürzeren. Gegen die brachiale Motorleistung von GSXR 1000 oder R1 braucht man erst gar nicht versuchen zu argumentieren. Man sollte versuchen die Vorteile der Mille auf der Rennstrecke umzusetzen. Mit dem Motorrad ist man in der Lage gnadenlos enge Radien mit hoher Geschwindigkeit zu fahren. Kurse wie der Pannoniaring oder Rijeka sind Strecken auf denen man mit der Mille auch gegen die leistungsmäßig überlegenen 4 Zylinder bestehen kann. Am Salzburgring, in Brünn oder am A1-Ring hingegen hat man mit der Mille auf den langen Geraden gegen GSXR 1000 & Co hingegen weniger Chancen vorne zu bleiben.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Bei der Mille denke ich scheiden sich die Geister aber nur an der etwas breiten Front. Die Felgen, die polierte Schwinge, das geschwungene Heck, die golden glänzende Gabel und das geduckte Profil gefallen auf Anhieb.
Die RSV Mille R ist für mich das beste Motorrad das ich heuer im Stall hatte. Ich habe mich persönlich auf dem Motorrad immer sehr sicher gefühlt und hatte immer das Gefühl das da noch einige Reserven vorhanden sind. Auch als relativ langsamer Fahrer weiß man die Vorzüge eines eigentlich "überdimensionierten" Fahrwerkes schnell zu schätzen. Hat man eine passende Abstimmung gefunden, liegen die Grenzen nur noch bei der eigenen Überwindung die Möglichkeiten die das Motorrad bietet auch auszukosten. Dieses sichere, vertraute Gefühl habe ich auf der Mille sehr schnell bekommen.
Die Mille ist wie fast alle Supersportler eben ein Supersportler. Diese Entdeckung mag für einige jetzt dämlich klingen für andere stellt sie jedoch eine neue Erkenntnis dar. Immer wieder sehe ich Motorradtouristen mit Sozia und Gepäck auf Sportlern Richtung Süden ziehen. Sicherlich kann ich mit der RSV auch 1000km runterspulen und damit nach Griechenland auf Urlaub fahren, aber weniger schmerzhaft wird es - um bei Aprilia zu bleiben - auf einer Falco sein.
Die Fa. Ginzinger in St. Pölten hat mittlerweile einige Erfahrung in Sachen Mille R im Straßenrennsport. Für den ernsten Renneinsatz haben sich folgende Dinge bewährt:
Schärferes Eprom für das Motormanagement
Offener Endtopf
Kürzere Übersetzung
Gabelkit für härteres Basis-Setup
Ansaugschnorchel aus dem Modelljahr 2000
K & N Luftfilter
Nach oben hin gibt es dann klarerweise keine Grenzen. Interessierte Mille Fans melden sich beim Ginzinger in St.Pölten:
Zweirad Ginzinger
Linzer Straße 49
A-31000 St. PöltenTel. +43 (0)2742 72710
Fax +43 (0)2742 72710-20
E-Mail st.poelten@ginzinger.at
Die ersten Meter waren wieder ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die Lastwechselreaktionen sind im Stop and Go Verkehr doch eine etwas nervige Sache. Doch das merkt man nur auf den ersten paar Metern. Die Vorzüge der Anti Hopping Kupplung lernt man nicht nur auf der Rennstrecke zu schätzen. Fast idiotensicher kann man beim Runterschalten die Gänge einlegen. Die Kupplung wird durch den Unterdruck in der Airbox gesteuert und somit bei zugemachten Gashahn beim Runterschalten sanft geöffnet. Das funktioniert erstaunlich perfekt. Die mächtige Motorbremswirkung wird so sanft gebügelt und macht die Mille im Alltag für den Nasenbohrer leichter fahrbar und für den Profi auf der Rennstrecke stressfreirer schneller.
Die Brembo Bremserei hat einen sehr harten Druckpunkt. Beim Anbremsen gibt sie sich keine Blöße. Auch das Fahrwerk wirkt bei ganz harten Bremsmanöver sehr souverän und man fühlt sich steht's sicher auf der Mille.
Was mir jedoch an der Mille am meisten gefällt, ist die perfekt Sitzposition. Sorry. Der Ausdruck Sitzposition ist da eher fehl am Platz. Eigentlich fügt sich der Fahrer wie ein perfekt passendes Puzzle Teil in den italienischen Donnerbolzen ein. Die Ausnehmungen am Tank lassen die Oberschenkel sehr eng am Motorrad anliegen. Ich habe mir hier irgendwie leichter getan unverkrampft zu fahren und konnte die Lenkerstummeln recht sanft führen. Das gelingt mir bei den wenigsten Motorrädern.
Die Front der Mille ist etwas gewöhnungsbedürftig. Das breite Gesicht passt eher zu einem dicken 4 Zylinder als zu einer schlanken 2 Zylinder Maschine. Doch die Aerodynamik des Motorrades scheint zu passen. Am Papier hat die Mille ja doch weniger Leistung als die Mitbewerber in der Klasse. Im Fahrbetrieb habe ich davon aber nichts bemerkt. Auch im direkten Vergleich hat sich die RSV Mille keine Blöße gegeben. Das Testmotorrad hat die viel zu lange Originalübersetzung schon gegen eine in der Praxis sinnvolle und brauchbare Abstimmung eingetauscht. So kann man das verfügbare Drehzahlband in allen Gängen ausnutzen.
Zum Thema Dosierbarkeit habe ich eine eigene Testmethode entwickelt. Im Einser das Motorrad aufs Hinterrad stellen und dann im Zweier oben halten. Das gelingt umso leichter, je feiner die Dosierbarkeit. Da gewinnt die RSV Mille alle Pokale. Ist die Mille einmal aufs Hinterrad gestellt, dient der Gasgriff nur noch dazu die Steilheit des Wheelys einzustellen. Dabei ist die Gasgriffstellung fast direkt proportional zum Winkel Motorrad-Fahrbahn.
Das Fahrwerk kann man denke ich bedenkenlos im Originalzustand belassen. Ich kenne da ein paar sehr grindige Teststrecken über die ich meine Eisen immer prügle. Das ist jene Art von Strasse die alle 4 Jahre "renoviert" wird. Alle Löcher - und deren gibt es einige - werden mit Asphalt ausgefüllt und dabei wird klarerweise sehr gründlich gearbeitet. Übrig bleibt eine Buckelpiste welche von vernünftigen Menschen auf Supersportlern gerne gemieden wird. Jedenfalls hab ich dort sowohl die langen Linkskurven als auch die 2 Rechts-Links Kombinationen mit erstaunlich wenig Angstschweiß Ergüssen genommen. Das Motorrad ist zwar recht sportlich straff abgestimmt, aber kann auch bei solch widrigen Bedingungen begeistern. Endlich ein Motorrad wo auch serienmäßig ein Lenkungsdämpfer oben ist. Wieder 5-6 Blaue weniger die investiert werden müssen um auf der Rennstrecke schnell zu sein.
Ganz nachvollziehen kann ich das angeblich schwierige Fahrverhalten von 2-Zylinder Motorrädern nicht. Die Mille scheint ein gut ausbalanciertes Motorrad zu sein. Selbst ich kam ohne große Troubles sehr schnell mit der Mille zurecht. Bei Stammtisch-Diskussionen zieht man natürlich mit der Mille den Kürzeren. Gegen die brachiale Motorleistung von GSXR 1000 oder R1 braucht man erst gar nicht versuchen zu argumentieren. Man sollte versuchen die Vorteile der Mille auf der Rennstrecke umzusetzen. Mit dem Motorrad ist man in der Lage gnadenlos enge Radien mit hoher Geschwindigkeit zu fahren. Kurse wie der Pannoniaring oder Rijeka sind Strecken auf denen man mit der Mille auch gegen die leistungsmäßig überlegenen 4 Zylinder bestehen kann. Am Salzburgring, in Brünn oder am A1-Ring hingegen hat man mit der Mille auf den langen Geraden gegen GSXR 1000 & Co hingegen weniger Chancen vorne zu bleiben.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Bei der Mille denke ich scheiden sich die Geister aber nur an der etwas breiten Front. Die Felgen, die polierte Schwinge, das geschwungene Heck, die golden glänzende Gabel und das geduckte Profil gefallen auf Anhieb.
Die RSV Mille R ist für mich das beste Motorrad das ich heuer im Stall hatte. Ich habe mich persönlich auf dem Motorrad immer sehr sicher gefühlt und hatte immer das Gefühl das da noch einige Reserven vorhanden sind. Auch als relativ langsamer Fahrer weiß man die Vorzüge eines eigentlich "überdimensionierten" Fahrwerkes schnell zu schätzen. Hat man eine passende Abstimmung gefunden, liegen die Grenzen nur noch bei der eigenen Überwindung die Möglichkeiten die das Motorrad bietet auch auszukosten. Dieses sichere, vertraute Gefühl habe ich auf der Mille sehr schnell bekommen.
Die Mille ist wie fast alle Supersportler eben ein Supersportler. Diese Entdeckung mag für einige jetzt dämlich klingen für andere stellt sie jedoch eine neue Erkenntnis dar. Immer wieder sehe ich Motorradtouristen mit Sozia und Gepäck auf Sportlern Richtung Süden ziehen. Sicherlich kann ich mit der RSV auch 1000km runterspulen und damit nach Griechenland auf Urlaub fahren, aber weniger schmerzhaft wird es - um bei Aprilia zu bleiben - auf einer Falco sein.
Die Fa. Ginzinger in St. Pölten hat mittlerweile einige Erfahrung in Sachen Mille R im Straßenrennsport. Für den ernsten Renneinsatz haben sich folgende Dinge bewährt:
Schärferes Eprom für das Motormanagement
Offener Endtopf
Kürzere Übersetzung
Gabelkit für härteres Basis-Setup
Ansaugschnorchel aus dem Modelljahr 2000
K & N Luftfilter
Nach oben hin gibt es dann klarerweise keine Grenzen. Interessierte Mille Fans melden sich beim Ginzinger in St.Pölten:
Zweirad Ginzinger
Linzer Straße 49
A-31000 St. PöltenTel. +43 (0)2742 72710
Fax +43 (0)2742 72710-20
E-Mail st.poelten@ginzinger.at
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Bericht vom 28.08.2002 | 3.934 Aufrufe