Sparen bei Rennreifen
Motorradreifen für die Rennstrecke sind teuer. Hier ein paar Tipps um bei den Reifenkosten am Ring zu sparen
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Rennfahren ist teuer - auch ohne Stürze. Ein optimaler Einsatz moderner Racingreifen ist daher unverzichtbar. | |
Sparen bei Rennreifen |
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Verschleiss minimieren, optimale Reifenauswahl treffen! | |
Wer die Reportage "Schnell ohne Talent" gelesen hat und nun das Rundenzeitenniveau verbessern konnte, steht wie wir bei 1000PS auch bald vor einem monetären Problem. Motorradreifen für die Rennstrecke sind teuer! Wie kann man bei Rennreifen sparen?
Auch hier wollen wir euch unsere Erfahrungen durch jahrelanges Fahren und durch unsere guten Kontakte zu Rennfahrern und Technikern der Reifenindustrie nicht vorenthalten. Daher müssen wir mal folgende Fragen klären: Wie viel kosten Motorrradrennreifen? Zwischen 250 und 450 Euro / Garnitur - für Hobbyfahrer. Profis gelangen an Reifen welche bis zu 1000 Euro / Garnitur kosten - die sind aber in dieser Story hier natürlich kein Thema. Wie lange halten Rennreifen für Motorräder im optimalen Fall? Je nach Mischung zwischen einzelnen Runden (für das Zeittraining) oder bis zu 100 Runden. Wir haben fürs freie Fahren aber auch schon Strassenreifen im Einsatz gehabt welche hunderte Runden lang gehalten haben. Welche Faktoren bestimmen den Verschleiss vom Reifen? Temperatur, Asphaltbeschaffenheit, Leistung des Motorrades, Fahrweise des Fahrers / der Fahrerin, Fahrwerk des Motorrades, Motorabstimmung des Motorrades, gewählte Gummimischung, Vorbereitung des Reifens (Luftdruck, Heizdecken), Lagerung des Reifens (UV Strahlung) über einen langen Zeitraum. Hier konkrete Tipps um den Verschleiss zu senken, die Kosten zu reduzieren und die Lebensdauer der Reifen zu erhöhen: |
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Wähle Reifen, die zu Deinem Rundenzeitenniveau passen | |
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Wir bei 1000PS sind ein grosser Fan von niedrigem Risiko und maximalen Reserven. Doch deswegen immer gleich zu den teuersten und vermeintlich besten Reifen zu greifen ist nicht immer die optimale Wahl. Denn die besten Pneus können ihre Talente erst dann ausspielen, wenn sie auch auf Betriebstemperatur kommen. Sündhaft teure Edelslicks müssen umbedingt mit Reifenwärmern aufgeheizt werden und haben ein schmaleres Temperaturfenster als günstigere Strassen- oder Hobbyracingreifen. Erreichen die Slicks nicht die benötigte Betriebstemperatur reissen sie auf und bieten auch nicht den nötigen Grip.
Hier mal ganz pauschal Tipps mit denen ihr auf alle Fälle mal nicht so verkehrt unterwegs seid.
Rundenzeitenniveau bis Pannoniaring 2:20 (Brünn 2:30): Strassenreifen wie Bridgestone S20, Pirelli Diablo Rosso Corsa, Michelin Pilot Power 2CT oder Conti RaceAttack. Diese Strassenreifen (besonders der S20) bieten auch den Vorteil, dass sie bei schlechten Witterungsbedingungen auf der Strecke noch einigen Fahrspass bieten. Rundenzeitenniveau bis ca. Pannoniaring 2:15 (bzw. auch 2:10 im Frühjahr / Herbst): Supersportliche Strassenreifen wie der Pirelli Supercorsa SP. Der Wunderpneu war bei unseren Tests für 2:04 (Klaus Grammer) am Pannonia gut. Rundenzeitenniveau bis 2:08 Pannoniaring: Bridgestone V-01, Metzeler Slicks: Diese Pneus bieten einfache Handhabung, ein breites Temperaturfenster und eine lange Lebensdauer. Erst bei schnelleren Rundenzeiten macht es Sinn sich den Stress mit den Pirelli SBK Slicks oder den Dunlop KR Slicks anzutun. Die Pirellis sind zwar in der Handhabung nicht ganz so heikel wie die Dunlops aber immer noch deutlich teurer als z.B. Bridgestones oder die Supercorsa "SPs". Im Vergleich zu früher wurde im Jahr 2013 doch das Temperaturfenster der "SC2" Mischung von Pirelli viel breiter und diese Mischung ist auch unser Universaltipp. |
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Wähle Reifen, die zur vorherrschenden Temperatur passen | |
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Passen gewählter Reifen und die Temperatur an der Strecke nicht zusammen wird es teuer und auch gefährlich. | |
Für Profis ist dies der fundamentale Punkt - die passende Mischung für das passende Temperaturniveau zu wählen. Einsteiger greifen hier leider oft komplett daneben. Ganz pauschal kann man sagen, dass sehr hohe (ab 28 Grad Lufttemperatur) oder sehr niedrige (unter 12 Grad Lufttemperatur) Temperaturen die Reifenwahl komplexer machen. Bei angenehmen Frühlings- oder Herbsttemperaturen machen Hobbyfahrer selten etwas falsch. Bei kühlen Temperaturen oder gar Regenwetter greifen Hobbyfahrer am besten zu Strassenreifen oder wenn es sehr kühl ist sogar zu Tourenpneus. Gelegenheitsfahrer die 1-2 mal im Jahr auf die Rennstrecke fahren sind z.B. zur Saisoneröffnung im April mit Pneus wie dem T30 von Bridgestone oder dem Angel GT von Pirelli immer noch gut bedient. Umgekehrt schiessen Hobbyfahrer total übers Ziel hinaus, wenn sie bei kühlen Temperaturen Racingreifen montieren. Das wird teuer und gefährlich. Bei sehr hohen Temperaturen benötigen jedoch auch Hobbyfahrer unbedingt sportliche Reifen für den den Ausflug auf die Rennstrecke. Auch auf Tourenbikes oder Nakeds sollte man dann zumindest Sportreifen wie den Bridgestone S20 den Diablo Rosso Corsa oder ähnliches montieren. | |
Wähle Reifen, welche zu Deinem Fahrzeug passen | |
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Jetzt wird es kompliziert. Viele Reifen bieten auf einem breiten Angebot an Motorrädern ein ähnliches Fahrverhalten. Bei sehr speziellen Fahrzeugen, z.B. mit einem hohen Gewicht, einem niedrigen Gewicht oder aber mit einer radikalen Geometrie sind die pauschalen Tipps hier in diesem Text aber auch in Reifentests oft nicht richtig. Da hilft nur eine penible Recherche bei erfahrenen Piloten welche auch das gleiche Fahrzeug fahren. In Foren zu suchen macht oft Sinn, die Selbsteinschätzung der anonymen Schreiberlinge ist aber leider nicht immer sehr treffend. Der Tipp vom "schnellen Gasgriffhenker" wird also schnell wertlos wenn er / sie in Wahrheit 2 cm breite Angststreifen am Bike übrig hat.
Unsere Reifenbewertungsplattform "GripGuru" kann ebenfalls helfen Geheimtipps für einzelne Motorradtypen zu offenbaren. Reifendruck warm messen und exakt prüfen. Kaum zu glauben aber wahr. Auch heute noch sind selbst erfahrene Motorradfahrer auf der Rennstrecke unterwegs, ohne den Reifendruck exakt zu kontrollieren. Fakt ist: Vor jedem Rennstreckentag muss der Reifendruck geprüft und korrigiert werden. Steht das Bike von einem Ringtermin zum nächsten 3-4 Wochen in der Garage können ohne weiteres 2-3 Zehntel aus dem Reifen entweichen. 2-3 Zehntel sind definitiv ein Bereich der über optimales Reifenbild oder unnötig hohen Verschleiss entscheiden kann. Besonders exakt kann man den Reifendruck "warm", also nachdem man die Reifenwärmer mindestens 45 Minuten - 1 Stunde am Motorrad hatte, einstellen. Dieser "warme" Reifendruck ist im Normalfall ca. 2-4 Zehntel über dem kalt zu messenden Reifendruck muss aber unbedingt passend für den jeweiligen Reifentyp eingestellt werden. Diese Prozedur kann natürlich nur bei Rennreifen welche man mit Reifenwärmern zum Einsatz bringt anwenden. Normale Strassenreifen sind nicht ganz so kritisch, was die korrekte Justage des Reifendruckes betrifft, aber eine penible Kontrolle erhöht die Sicherheit und die Lebensdauer des Reifens ebenfalls. Bei unseren heurigen Reifentests haben wir immer wieder festgestellt dass schon 2 Zehntel Druckunterschied eine radikale Änderung des Reifenverschleisses mit sich bringen. |
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Mit Reifenwärmern fahren | |
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Wir bei 1000PS empfehlen den Einsatz von Reifenwärmern bei allen Arten von Sportreifen und bei niedrigen Temperaturen auch bei Strassenreifen (nicht alle Mitarbeiter von 1000PS halten sich daran. Siehe Ninja-Crash im Winter! Die Verwendung von Reifenwärmern bringt folgende Vorteile mit sich:
•höhere Sicherheit, da Reifen vom Start weg eine optimale Betriebstemperatur haben •Kostenersparnis, da man keine unnötigen Aufwärmrunden fahren muss •Rennreifen haben ein wesentlich günstigeres Verschleissbild wenn sie vorgewärmt werden und nicht auf der Strecke warm gefahren werden. •Man kommt schneller in "Schwung", da man keine langsamen Aufwärmrunden fahren muss. Man kann von der ersten Kurve an den gewohnten Rhythmus fahren. •Der Reifendruck kann warm penibler eingestellt werden Reifenwärmer gibt es ab ca. 300-400 Euro / den Satz (=> Reifenwärmer Angebote) und rechnen sich schon beim ersten eingesparten Sturz oder bei normalen Gebrauch bestimmt in der zweiten Saison. |
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Ins Fahrwerk investieren! | |
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Es ist eine einfache Rechnung. Um laufende Kosten zu sparen, muss man einmalig in ein gutes Fahrwerkssetup investieren. Je nachdem wie intensiv man das Hobby betreibt sollte man dabei zu einer günstigen und einfachen oder zu einer teuren und perfekten Lösung greifen. Die Investition wird umso sinnvoller je stärker das Bike, je schlechter das Fahrwerk und umso schneller die Rundenzeiten werden. Beim ersten Zugang reicht es aber oft schon mal mit den vorhandenen Mitteln ein optimales Setup hinzulegen. Also z.B. leichte Anpassung der Geometrie usw. Hier helfen Fahrwerksexperten weiter die den Namen auch verdienen und verdient haben. Im Osten Österreichs verweisen wir da gerne an die Adresse von Martin Bauer (bikeperformance.at) im Westen gilt Haslacher seit Jahrzehnten als gute Adresse. Warum ein gutes Fahrwerk den Reifen schont ist leicht erklärt: Je besser das Fahrwerk, desto weniger Energie muss der Reifen verarbeiten. Dies gilt beim Beschleunigen, beim Bremsen, bei der Fahrt über Bodenwellen oder bei Schräglagenfahrten. Ein perfekt abgestimmtes Fahrwerk übernimmt den Löwenanteil der Dämpfungsarbeit und für den Reifen bleibt nur noch der letzte Feinschliff übrig. Ein lausiges Fahrwerk lässt den Reifen viel Dämpfungsarbeit übrig. Das wird zum einen gefährlich und zum anderen teuer - weil dann natürlich die Lebensdauer des Reifens radikal abnehmen kann. Wir sprechen da manchmal von 10-20% weniger Laufleistung. Mit einem lausigen Fahrwerk kann man einen Reifen aber auch schon nach wenigen Runden komplett vernichten, während der gleiche Reifen mit einem optimalen Setup 10 mal so lange hält. Auch als Laie kann man im Normalfall ein gut eingestelltes Fahrwerk an einem schönen Reifenbild erkennen. Reisst der Reifen auf, passt entweder das Fahrwerkssetup nicht und/oder die Reifen passen nicht zur aktuellen Temperatur. => Motorrad Fahrwerk Angebote |
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Reifen schonend fahren | |
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Dieser Tipp gilt für beide Extreme von Anwendern. Für die extremen Schnorrer und für die extremen Rennfahrer die das letzte Prozentpunkt an Performance aus dem Reifen quetschen müssen. Sowohl beim Anbremsen als auch beim Rausbeschleunigen kann man die Reifen schonen, indem man keine extremen Manöver setzt. Also den Gasgriff nicht hastig voll aufdrehen sondern im Idealfall schon früher aber dafür langsam und geschmeidig öffnen. Dann reisst der Reifen auch nicht so leicht in einem Bereich der Reifenoberfläche auf, sondern der Verschleiss verteilt sich über einen breiteren Schräglagenbereich. Auch eine saubere Motorabstimmung kann mithelfen den Reifen zu schonen. Wer z.B. beim Rennstreckenumbau in eine komplette Racingauspuffanlage investiert, dann aber bei der Abstimmung am Prüfstand spart hat es am Kurvenausgang schwer mit der Dosierung. Gleichzeitig muss der Reifen auch sprunghaftere Drehmomentanstiege verkraften. | |
2. Garnitur Felge anschaffen | |
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Schon wieder eine Investition um zu sparen? Leider ja! Wenn man vorhat das Rennstreckenmotorrad über einen längeren Zeitraum zu verwenden, lohnt sich die Anschaffung einer zweiten Garnitur Felgen. Dann kann man mehrere Vorteile nutzen und das Handling mit den Reifen erleichtern. Man kann besser voraus planen und hat im Idealfall auf der Strecke weniger Arbeit. Mit einer zweiten Garnitur Felgen kann man auch zwei unterschiedliche Reifen mit zur Strecke nehmen. Für das Training kann man die etwas günstigeren Pneus aufziehen, beim Rennen dann die feine Ware. Oder aber man nutzt die Rennreifen vom letzten mal diesmal fürs Training und hat auf der zweiten Felge bereits die neuen Rennreifen aufgezogen. Manche Strecken haben auch total unterschiedliche Charaktere. Ein Reifen der auf der einen Strecke an der Flanke sehr verschlissen ist, kann auf einer anderen Strecke immer noch für 2-3 tolle Turns ausreichen. All dieses Handling und Jonglieren klappt einfach nur mit 2 Garnituren Felgen und nur so kann man jeden Satz Reifen optimal ausquetschen und zum Einsatz bringen. | |
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Text: NastyNils |
Autor
Bericht vom 29.08.2013 | 29.723 Aufrufe