Continental Interview
Ein riesiger Konzern steigt neu ins Motorradreifen-Business ein.
Interview mit dem Boss.
Continental Interview |
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Ein riesiger Konzern steigt neu ins Motorradreifen-Business ein. Ein tiefer Einblick in in das Geschäft und das Vorhaben bei einem ausführlichen 1000PS Interview mit Jörg Essiger, Leiter der Geschäftsgruppe Motorradreifen bei Continental. | |
1000PS: Zuerst möchten wir wissen, welche motorisierten Zweiräder Sie selbst besitzen? |
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Essiger: Ich fahre seit meiner Jugendzeit Motorrad, mit großer
Begeisterung. Zuletzt jahrelang Hondas Double-X, zur Zeit habe ich eine
Suzuki GSX-R1000, eine klassische BMW R 90 S, Baujahr 1979, und einen
CRF450-Motocrosser von Honda. Dazu noch eine 125er Vespa. |
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1000PS: Innerhalb des Continental-Konzerns, wo steht die Motorradsparte im Ranking? | |
Essiger: Wir zählen eher zu den kleinen Sparten, sind aber stark
gewachsen. In den letzten 8 Jahren hat sich der Umsatz mehr als
verdreifacht, wir wachsen also extrem schnell, und das gegen den Trend.
Im Konzern sind wir klein aber fein; jedoch für Conti insofern wichtig,
weil wir viel sportliches Image in ein Traditionsunternehmen einbringen. |
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1000PS: Wieviel Mitarbeiter hat die Geschäftsgruppe Motorradreifen in Deutschland? | |
Essiger: Für Entwicklung, Produktion und Vertrieb über 100 Personen, wobei wir zusätzlich Dienstleistungen einkaufen. Zum Beispiel in der Entwicklung, wenn es um Berechnungen geht, um Mischungen und Compounding, beim Design. Die Continental-Zentrale in Hannover bietet uns Möglichkeiten Synergien zu nutzen, darauf greifen wir natürlich zurück. | |
1000PS: Wo werden Continental-Motorradreifen produziert? | |
Essiger: Im Werk Korbach in Hessen werden alle
Hightech-Radial-Stahlgürtelreifen gefertigt. In Korea bauen wir
Radial-Motorradreifen ohne Stahlgürtel unter der Lauffläche sowie
Diagonalreifen, auch die für Klassiker. In Vietnam gibt es eine
Produktionsstätte für Motorroller-Pneus; das ist ein Joint-Venture mit
einem heimischen Hersteller. Dazu ein eigenständiges Werk in Malaysia,
das zu Continental-Sime-Tyres gehört. Und in Indien produzieren wir
Schläuche und seit kurzem Reifen für den lokalen Markt; der dortige
Hersteller produziert in Lizenz mit technischer Assistenz von Conti. |
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1000PS: Wie groß ist der Motorradreifenmarkt in Deutschland? | |
Essiger: Deutschland ist der wichtigste Markt für Continental,
wir setzen 150.000 Reifen per anno ab. Unser Marktanteil ist
mittlerweile zweistellig. In Europa liegt unser Marktanteil bei etwa 6
Prozent. Wir haben in Italien, dem in Europa bedeutendsten Markt, stark
zugelegt. Wichtig sind auch Frankreich, Spanien, die skandinavischen
Länder sowie natürlich England. |
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1000PS: Wie stark ist Continental in der Erstausrüstung? | |
Essiger: Das Erstausrüstungsgeschäft macht etwa 15 % Umsatz aus.
Hier wird wenig Marge erwirtschaftet. Die Hersteller wissen, dass
darüber die spätere Nachfrage belebt wird, entsprechend niedrig fallen
die Preise aus. Um ein akzeptables Betriebergebnis zu erzielen, muss
dieses Verhältnis zwischen Ersatz- und Erstausrüstergeschäft
entsprechend ausbalanciert sein, deswegen ist der Anteil in der
Erstausrüstung relativ klein. |
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1000PS: Dennoch wächst der Liste der belieferte Firmen: BMW, Bimota, Yamaha, Derbi, MBK, MH Motorcycles, zuletzt sind Honda und KTM hinzu gekommen.... | |
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Essiger: Es ist auf alle Fälle positiv, als Erstausrüster an Bord
zu sein. Nicht nur für das Image. Wir sind seit vier Jahren bei BMW mit
an Bord und verspüren deutlich verstärkte Nachfrage aus dem Kundenkreis
der BMW-Händler. Das Gleiche erleben wir europaweit bei Yamaha mit
europäischen Produkten im Rollersegment, und zuletzt auch bei KTM. |
1000PS: Die Position von Continental-Motorrad heute im Reifengeschäft? | |
Essiger: Wir bieten eine umfassende und moderne Produktpalette und zählen mittlerweile zu den Top Five, zusammen mit den Wettbewerbern Bridgestone, Michelin, Metzeler/Pirelli und Dunlop. | |
1000PS: Continental ist ein Traditionsname, trotzdem wird im Motorradsektor erst seit einigen Jahren wieder vehement Gas gegeben was hat zum Durchstart geführt? | |
Essiger: Unser Vorstand hat 2001 die Weichen gestellt, in das Produkt sportlicher Motorradreifen zu investieren. Das Programm wurde komplett neu strukturiert. In Marketing-Studien haben wir festgestellt, dass neben der reinen Reifenperformance die Optik einen hohen Stellenwert genießt. Also wurde mit ein Focus auf Design gelegt. | |
Ebenso auf sehr gute Kalt- und Nässehaftung, was damals im Markt nicht
selbstverständlich war. |
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1000PS: Wie war es möglich, in vergleichsweise kurzer Abfolge viele neue Reifentypen zu entwickeln? | |
Essiger: Wir haben mit dem Know-how des Konzerns
Hightech-Produktionszellen in Korbach eingerichtet, zur Fertigung
modernster 0-Grad-Stahlgürtel-Reifen. Als erstes haben wir den
RoadAttack auf den Markt gebracht, der als attraktiver und sehr gut
funktionierender Tourensportreifen hervorragende Kritiken bekam. Das war
ein wichtiger Durchbruch. Das Geld, das wir verdient haben, wurde investiert in die nächste Generation, den SportAttack,. So wurde Schritt für Schritt aufgebaut und weiter entwickelt. Erst Sport-Tourenreifen, dann Supersport-Pneus. Letztes Jahr sind wir bei Slicks für die Rennstrecke angekommen. Dazu entwickelten wir einen neuen Reifen für die meistverkaufte Großenduro, die BMW GS, den TrailAttack. Das hat uns einen schönen Schritt nach vorne gebracht. Ebenso wurde der TKC80 weiter entwickelt und zum Dauerbrenner. Im Roller-Segment hat sich speziell der Conti Twist ab 2003 bis heute prächtig entwickelt. Roller sind ebenfalls wichtig für uns, speziell in Südeuropa. |
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1000PS: Continental-Reifen heißen RoadAttack, SportAttack, RaceAttack, TrailAttack. Welcher Gedanke steckt dahinter? | |
Essiger: Attack ist die Produktfamilie für unsere
Performance-Produkte. Namen sind leichter zuzuordnen als
Buchstaben-Kombinationen. Dazu kann der Verbraucher gut erkennen,
welcher Reifen für welchen Einsatzweck der richtige ist. Wichtig ist
auch, dass die Namen in allen Ländern funktionieren. |
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1000PS: Conti hat mit dem RaceAttack 2007 am Nürburgring ein Supersport-IDM Rennen gewonnen. Inzwischen ist dieses Engagement beendet. Warum? | |
Essiger: Wir haben uns zu mehr Breitensport entschlossen.
Continental rüstet die KTM Superduke-Battle 2009 zum dritten Mal aus.
Wir sind zum wiederholten Male Sponsor der 1000 Kilometer Hockenheim.
Nach Erfolgen und Titeln im Seriensport vergrößern wir das Engagement.
2009 gibt es eine ADAC Conti Endurance Challenge. Auch in Italien und
Spanien gibt es sportliche Aktivitäten, um unsere Zielgruppe zu
erreichen. |
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1000PS: Wie optimistisch blicken Sie auf 2009? Ihre Erwartungen beim Ersatzgeschäft? | |
Essiger: Sollten weniger Neumaschinen gekauft werden, bleibt
zumindest der Motorradbestand hoch. Wir hoffen, dass der Ersatzmarkt
etwa auf dem Niveau bleibt wie bisher und dass es nicht zum großen
Einbruch kommt, weil die Leute sparen und weniger Motorrad fahren. |
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1000PS: Wie sehen Sie Continentals Motorradreifen-Zukunft mittel- und langfristig? | |
Essiger: Wir wollen in Europa zweistellige Marktanteile erreichen
und langfristig in Deutschland Marktführer werden. |
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Text: Continental |
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Bericht vom 24.02.2009 | 6.878 Aufrufe