Michelin Race Day

Ca. 100 Biker sind zum Ring Event von Michelin gekommen. Neben sinnvollem im Kreis fahren, gab es ein paar Gummis, Essen um 300 Euronen.

Michelin hat zum Test seiner neuen Pilot Power und Power Race Reifen eingeladen und fast 100 Piloten sind der Aufforderung gefolgt. Meine Wenigkeit wollte sich einen Tag am Ring nicht entgehen lassen und so habe ich unter dem Vorwand wichtiger Kundentermine das Büro verlassen. Natürlich wollte ich mit dem richtigen Eisen antanzen, deshalb habe ich Frau V. von Yamaha um die neue R6 angewinselt. Nur widerwillig hat Sie mir die R6 ausgehändigt, erstens weil das Eisen nagelneu war, zweitens mir mein Ruf als begnadeter Stürzer vorauseilt. Dieser Ruf basiert auf einem Erlebnis aus meiner Zeit als Motorradverkäufer. Ich ließ damals unter johlendem Beifall meiner Kollegen eine nagelneue XJR 1300 genau vor dem Geschäftslokal fallen. Ich war nicht schneller als mit 10 km/h unterwegs und schaffte es doch einen Totalschaden zu fabrizieren. Deshalb sagte mir Frau V., als Sie mir den Schlüssel übergab, folgende Worte: "Fliegt die R6 auf den Boden, bist Du ohne Hoden". Eine unmissverständliche Drohung, die mich erschaudern ließ. So fuhr ich mit einem mulmigen Gefühl los..

   
   

Gelochtes Leder bei 4 Grad Außentemperatur, fataler Fehler

Am nächsten Morgen waren alle Sorgen vergessen, ich blickte aus dem Fenster und dachte mir "Nettes Wetter, die Sonne scheint,  es wird wohl recht warm sein". Ein fataler Irrtum, wie sich  40 Minuten später heraus stellen sollte. Durch meinen gelochten Spyke Cyber1 Einteiler  kroch die Kälte in mich hinein, kurz vor der Grenze musste ich mir noch was anziehen. Intelligentere Motorradfahrer, laut Nummerntafel in Krems beheimatet, hatten dies bereits zu Hause erledigt und straften mich mit mitleidigen Blicken. Die Jungs konnten  an der Tankstelle  in Ruhe ihren Kaffee trinken während ich versuchte Leben in meine Finger zu hauchen.

Doch was macht einem die Kälte aus wenn man auf der bitterbösen schwarzen R6 sitzt? Nichts! Man lässt die 600er Turbine aufheulen und inhaliert die Bürgerkäfige auf der Landstrasse nacheinander. Ich war so eine Art schwarzer Prinz für Arme, aber wurscht. Nur das Feeling zählt! 600er Vierzylinder sind nicht unbedingt mein Ding aber die Leitstung und der Vortrieb sind mehr als ausreichend. Nach einer wie immer holprigen Fahrt auf den ungarischen Landstrassen erreichte ich endlich den Pan Ring.  Mein Wunschtraum geht bald in Erfüllung, ein Teil der Schnellstrasse von Sopron nach Sarvar  ist bereits in Betrieb.  Somit besteht berechtigte Hoffnung auf eine Verkürzung der Fahrt und Schonung der Bandscheiben.
 


Dicke, große Menschen sehen auf Motorrädern einfach besser aus. Nebenbei haben wir mehr Haftung am Hinterrad.
 

Schwarzes Gold in Hülle und Fülle, die Herrschaften von Michelin haben dafür gesorgt, daß die Reifen nicht ausgehen konnten.
 


1 Turn: die totale Niederlage:

Nach einer langen Phase der Abstinenz hatte ich ein mulmiges Gefühl. Werde ich wieder arg herumnudeln? Zerstöre ich die R6 und begrabe damit all meine Hoffnungen auf Reproduktion? Zuerst wanderte ich in die Werkstatt der Moto Group 13, dort mussten sich alle Teilnehmer anmelden und ihre Reifen ausfassen. Netterweise wurden diese gleich montiert und man musste sich nicht selbst hinstellen und schrauben. Danach kam es zur Gruppenaufteilung. Ich meldete mich natürlich bei den Schwachen an. Dies wurde mir mit dem Hinweis "Des gibts  net, 1000ps´ler und bei der langsamen Gruppen mitfahren". Ich konnte die Herren erweichen mich in der 3ten Gruppe einzuordnen. Der Michelin Race Day beinhaltete neben einem Satz Reifen und dem Mittagessen auch Fahrten mit Instruktoren. Als Instruktor fungierte zum Beispiel Martin Bauer, IDM Pilot und einer der definitiv Bescheid weiß, wo das Gas ist. Die Stunde der Wahrheit kam. Ich setzte meinen ultracoolen Vemar Replica Helm mit verspiegeltem Visier auf und startete die nachtschwarze R6. Das verspiegelte Visier hat den Vorteil, daß man als Vollei auch anonym bleiben kann, wenn man durch die Boxengasse fährt. Mein Herz pochte wie wild ob der Aufregung, dann winkte mich der Streckenposten raus. Die erste Kurve war furchtbar, ich wusste nicht was ich machen sollte. Gas auf, Gas zu und um die Ecke nudeln. Dies besserte sich zwar ein wenig aber ich gab trotzdem ein furchtbares Bild ab. So beendete ich den ersten Turn, enttäuscht und abgeledert.
 


Ein bisschen Werbung , Martin Bauer vor seinem Wilbers Mobil. Ein stiller Andrücker, der Herr B. Bin gespannt wie es ihm dieses Jahr in der IDM ergehen wird.
 

Mein favorisiertes Ringgerät, 50ccm mit Mörderschräglage. Werd ich dem Meklau abschwatzen müssen, fahre nächstes Jahr Kiddy Contest - werde alles Herbrennen auf dem Kindergartenparkplatz.

Sendlhofers Waldorf Racing School - des Abgelederten erste richtige Knieschleiferei

Ich schlenderte gesenkten Hauptes durchs Fahrerlager und erblickte einen alten Bekannten. Der Sendlhofer Günther war auch da, ich klagte ihm mein Leid und er erbarmte sich meiner.  Er bot mir an als Instruktor zu fungieren, er hatte mir schon ein Jahr davor ein paar Kniffe gezeigt die mir geholfen hatten. Alles was er sagte war: "Fahr ma nach und versuch einfach meine Linie zu halten, Oberkörper raus und runter Richtung  Boden!. Alles andere vergiss einmal, fahr so daß Du keinen Stress bekommst". Wir fuhren raus und ich folgte ihm, ich dachte an gar nichts, außer daran seiner grünen ZX 10 R zu folgen. Ich verfiel in einen Rausch. Noch nie zuvor fuhr ich einen so flüssigen Strich. Ich musste kaum Bremsen und das, obwohl ich mit einer 600er unterwegs war.
Dann kam der große Moment. Ich hörte auf einmal ein Schleifen und dachte sofort es sei etwas kaputt. Als ich realisierte, daß ich auf dem Kneepad schliff explodierten Millionen von Glückshormonen in meinem Kopf. Es ist besser als Sex, ich kam mir vor wie Gibernau oder Rossi. Endlich wurde ich in die ehrwürdige Gruppe der Knieschleifer aufgenommen. "Sendlhofer ist ein Gott" dachte ich mir. Er hatte es geschafft, mir, dem ultimativen Nudelaug, die Kunst des Hang-Off Fahrens beizubringen. Es war mir schon ein oder zweimal gelungen, aber damals war die Angst größer als die Freude. Obendrein brachte ich damit eine irre Unruhe ins Motorrad. Diesmal war es das Echte, das Gute, das große Knieschleifereignis.

Es ist nicht nur gut für die Optik, man bekommt auch ein besseres Gefühl für die Kurve, das Knie wird zum Fühler und man bekommt mehr Infos über die Schräglage des Eisens. Ein Traum! Es ist nicht so, daß ich auf einmal ein Siegfahrer bin, aber es verschafft ein wesentlich besseres Gefühl und die Geschwindigkeit wird automatisch höher. Günther musste oft meine Haltung und Linie korrigieren, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, daß es von Runde zu Runde besser wurde . So muss eine Instruktorfahrt sein. Individuelle Schulung mit Sofort-Korrektur. Eigentlich müsste Herr Sendlhofer diese Methode patentieren lassen und als "Sendlhofers Waldorf Racing School" betreiben. Die Waldorf Methode beruht darauf, daß Kinder nichts lernen müssen, was ihnen im Moment nicht gefällt, sondern erste dann, wenn ihre Neugier geweckt ist. Antiautoritäre Motorraderziehung, eine Marktlücke. Er war nur ein bisschen ermattet vom langsamen Fahren, schnelle Leute schlafen bei diesem Tempo ein.
 


Ferdinand F. von der Motogroup mit Instruktor Martin Bauer. Er hatte noch Bedenken bezüglich einer Fahrt am Ring, aber nachdem wir ihm alle den Mund wässrig gemacht hatten, musste er raus auf die Strecke!
 

So sehen Schreibtischtäter im Leder aus. Das Ganze zwickt zwar ein bisschen aber der Ferdl hatte seinen Spaß. Wir übrigens auch. Spannt am Bauch das Gewande, ist dies keine Schande.

Nils "Fast´n´Sexy" Müller hat mir einen halbstündigen Vortrag über meine Fahrfehler gehalten. Aber um ehrlich zu sein, ist mir das vollkommen egal, mir geht es um den Spaß und nachdem ich bisher vielleicht gesamt 10mal auf der Rennstrecke war bin ich persönlich zufrieden. Die Proportion zwischen Fahrergröße und Motorrad ist leider elend, aber dafür kann ich nix. Ich hätte als Kind weniger essen sollen.

Eidesstattliche Erklärung: Ich, der Abgelederte, schwöre das meine Kniepads auf dem Asphalt geschliffen haben auch wenn es auf den Fotos nicht ersichtlich ist. Wer es nicht glaubt bekommt Fotos von den Pads zugesandt.
 

Warum man die Batterien der Digi Cam aufladen sollte.........

Im Glauben die Batterien wären  voll  nahm ich die Kamera des großen Meisters Nils mit.  Nach dem 6ten Foto gab die Kamera W.O.  Wie soll man  einen Bericht machen ohne Kamera? Mein Retter in der Not war der Pettauer David, Schraubmeister der Motogroup 13. Er borgte mir seine hypermoderne Digi Cam "Modell Balaton". Kein Zoom und mit der schärfsten Auflösung ist es möglich 10 Fotos zu machen. Eine Ausrüstung wie sie normalerweise nur von Spatzenpost Redakteuren benutzt wird. Genau das Richtige für den Randsportberichterstatter.

Es waren auch einige 1000ps Member vor Ort, in Erinnerung geblieben ist mir die Gruppe um Breiti 74 aus Oberösterreich. Mit ihren Repsol Fireblades und den passenden Kombis sah es aus als ob das HRC Team ausrückte um alle Anwesenden in punkto Speed zu belehren. Ich erfragte die Meinung der Anwesenden zu den neuen Michelin Gummis mit der Zweikomponenten Technologie. Mir wurden nur positive Eindrücke genannt. Scheinen Top Gummis zu sein, die Michelin da gebaut hat. Die Technologie kommt  aus dem Rennsport - muss also gut sein. Ich habe absichtlich keine Michelin Reifen aufgezogen und mich meiner Meinung enthalten. Könnte ja so aussehen als ob ich absichtlich alles schön schreibe. Außerdem komme ich nicht ans Leistungslimit der Gummis.
 

 

 


Die neue R6 wurde von Yamaha  überarbeitet um der Konkurrenz in der heiß umkämpften 600er Klasse Paroli zu bieten. Auffälligste Details: Die neue Upside Down Gabel und die Radialbremszangen. 123 PS hat der Jahrgang 2005, um 3 PS mehr als 2004.

Weitere Änderungen:
- Vorderer Bremsscheibendurchmesser von 298mm auf 310mm vergrößert
- Vorderreifendimension von 120/60 ZR17 auf 120/70 ZR17
- Hauptbremszylinder als Radialpumpenausführung
- Drosselklappengehäusedurchmesser von 38 auf 40mm vergrößert
- Dem Drosselklappengehäusequerschnitt angepasste Ansauggummis
- Doppellüfter statt Einfachlüfter

Mehr technische Daten hier . Schwarz ist für mich persönlich die schönste Farbe.Weitere Farben der R6 Jahrgang 2005 rot und blau. Die schwarze  ist die Coolste, sollte bei jedem Eissalon zwischen Wien und Oberfellabrunn Eindruck machen.
 


Frau Ursulas Meinung:


"Ein liebes Motorrad, so ein richtiges Frauenfahrzeug. Was machst Du damit? Das sieht ja so aus als ob es ein Moped wäre.  Die goldene Sache vorne (die Gabel) schaut sehr hübsch aus und fügt sich perfekt ins Ensemble ein. Farblich sehr gelungen."

Da bemühen sich Marketingabteilungen rund um die Welt um ein cooles Image und dann kommt so was. Ich habe mich vor Lachen gebogen und werde ab sofort jedes Motorrad von Frau Ursula bewerten lassen.


Fazit: Michelin machte statt Marketing BlaBla ein Event am Pan Ring. Ca. 80 Motorradfahrer kamen und um 300 Eier konnte man essen, pressen und Reifen verschleißen.  Ein genialer Tag am Ring, vor allem für mich, da ich endlich mein Knie auf den Boden bringen konnte.
Autor
DerAbgelederte

DERABGELEDERTE

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Bericht vom 22.04.2005 | 3.668 Aufrufe

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