Das Leben besteht nicht nur
aus Schufterei und so durfte ich in meiner Rolle als
Randsportberichterstatter an der Dolomiten Supermoto Tour teilnehmen.
Normalerweise sieht man hauptsächlich Großenduros in den Dolomiten aber
warum nicht mit einer Supermoto die Gegend unsicher machen? Die Idee dazu
hatten der Nils und der Manfred von
Manfreds
Motorradreisen. Als Sponsor hat sich
Dunlop gefunden und bot
jedem Teilnehmer der beide Radln von Dunlop hatte die Möglichkeit sich vor
Ort 30 Euronen zu holen. Leider hat sich die Zahl der Teilnehmer kurz vor
dem Start stark reduziert, Gründe dafür lagen an ordentlichen Brezen,
fehlenden Ersatzteilen, Omas Geburtstag oder einem flauem Gefühl in der
Magengegend.
Alle die nicht mitgefahren sind haben etwas ganz Geiles versäumt. Wer möchte
sich mit einem Einzylinder die dröge Autobahnwetzerei von sagen wir Wien bis
nach Südtirol geben, niemand. Deshalb konnte man in Wien gemütlich sein
Moped aufladen und während der Fahrt pennen.
Die Kosten von 199,- Euro, mit Dunlop Gummis überhaupt nur 169,-
hielten sich in Grenzen. Ein durchschnittlicher Tschecherabend oder die
Miete eines Hängers plus Sprit sind sicher höher. |
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Nachdem wir aufgeladen hatten
ging es los, ich hasse Autobahnfahrten egal ob im Auto oder auf dem Moped.
Da ich aber nicht fahren musste war es mir egal. "Charger 68" und "Nichts"
waren die einzigen die es geschafft hatten sich aufzuraffen und mitzufahren.
Die Fahrt sollte ca. 9 Stunden dauern, um 5 Uhr in der Früh kamen wir dann
in Canazei/ Val di Fassa an. Der Name verführt zu Wortspielen wie "Kann net
sein" usw. ein echter Schenkelklopfer. Ich habe die meiste Zeit gepennt und
der Manfred dürfte Fernfahrergene besitzen, außer Schokolade und Red Bull
hat er nichts gebraucht. Damit ich nicht vom Moped falle war klar das ich
zumindest ein paar Stunden Schlaf in einem Bett brauchte. Das Hotel war
tadellos und sauber, am allerwichtigsten es hatte Satelliten TV. Somit
konnte ich mir das Moto GP Quali anschauen und mich für die Ausfahrt
motivieren. Vereinbarter Abfahrttermin war 11 am Vormittag. Als ich aus dem
Koma erwachte, strahlte mich die Sonne an und es hatte angenehme 20 Grad und
einen blitzblauen Himmel. |
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Spätestens nach Anblick dieser Fotos sollten die daheim gebliebenen anfangen
den Gürtel auszufadeln und sich selbst züchtigen. Wir waren alle schon ganz
zappelig und gamsig auf Kurven und Gas aufdrehen. Unser Fuhrpark
bestand aus 2 KTM LC4, einer
sauber getunten 625 Supercomp (große Ventile, Nockenwelle, Akrapovic
komplett) die gemessene 72 PS stemmt. Last but not least eine 380 EGS
Zweitakter aus dem Jahr 99. Den Manfred könnte man betäubt im Dunkel in
Südtirol aussetzen und er würde trotzdem den Weg heimfinden. Bei mir ist das
nicht so, ich bin eigentlich ein Freund des ohne Karte ins Blaue fahren.
Leider bin ich bei meinem letzten Ausflug in die Dolomiten ein und denselben
Pass 3 mal gefahren und am Ende des Tages war ich auf einmal auf der
Autostrada 57 km vor Venedig. Im Volksmund sagt man "Eine Orientierung wie
ein Maikäfer im Gewitter". Wir bekamen alle in Plastik eingeschweißte
Straßenkarten, die Tagestour wurde vom Manfred mit Marker eingetragen. Zur
Sicherheit hat er uns noch die Notrufnummer in Italien dazugemalt, sicher
ist sicher. Macht schon Sinn eine Tourguide zu haben, spart einem das Denken
und auf die Karte schauen.
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Dann ging es los, wir starteten die Eisen und fuhren an die Tankstelle,
tanken in Italien außerhalb der Öffnungszeiten kann die Nerven fordern. Die
Idee mit den Tankautomaten ist ja schön, vor allem aber profitabel für den
Tankstellenpächter. Man kann nur zwischen 5,10 oder 20 Euro wählen, 5 sind
zu wenig und 10 zuviel für die Supermoto. Nachdem wir unsere spärlichen
Mathematik Kenntnisse strapaziert hatten gelang es uns doch so zu tanken das
die Mopetten alle voll und der Pächter nicht der einzige Sieger war. Neben
dem Tanken gibt es noch ein großes Problem in Italien, der Kauf von
Zigaretten .
Die Automaten funktionieren nur von 21 bis 7 Uhr in der Früh. Wer in
außerhalb dieser Zeit kein "Tabbachi" Schild sieht darf die Stummeln von der
Gasse arretieren und sich ins Zeitungspapier wutzeln. Bin mir
vorgekommen wie ein Giftler am Karlsplatz, verzweifelt auf der Suche nach
Stoff. Aber auch das ist uns gelungen. Nichts konnte uns mehr stoppen.
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Die erste Tour am Samstag war mit ca. 150 km eigentlich recht kurz, denkt
man. Aber nicht in Südtirol dort heißt das, unendlich viele Kehren und
Kurven. Ich kann mich nicht mehr an alle Namen erinnern aber der erste Pass
war auf jeden Fall der Passo Sella, der mit 2240 Meter auf jeden Fall
wesentlich höher ist als der Kahlenberg. Die ersten Kurven nahm ich noch mit
gewissem Respekt vor dem unbekannten Motorrad. Die KTM LC4 Supermoto
entpuppte sich rasch als äußerst wendiges und unkompliziertes Eisen. Bereits
nach dem ersten Berg gingen wir alle dazu über den Fuß ein wenig
rauszustrecken, quasi als Sensor zur Strasse. Im Vergleich zur gemachten
Supercomp vom Charger 68 hatten wir keine Meter aber die Leistung ist auf
jeden Fall ausreichend. Was das Beste an der Ganze Sache war, es gab kaum
Verkehr, wer im Sommer mit dem Motorrad in Südtirol war kann sich das nicht
vorstellen. Keine Piefke Busse die ständig in die eigene Spur fahren oder
sich in Kolonnen auf den Berg winden. Kaum Motorradfahrer, mit einem Wort
ein Traum. Manfred meinte nur "Ihr werdet es nicht packen" Er sollte Recht
behalten, es war wie im Paradies, nur Kurven. Vor allem der Pass Duran hat
es mir mit seinen schmalen und engen Kurven angetan, das Tempo wurde vom
Manfred vorgegeben und es gab keinen Grund sich zu beschweren. Er erkundigte
sich immer wieder ob es eh passt. Nachdem wir alle nur vor uns hinsabberten
ob der vielen Kurven war ihm klar das es gut sei. Nach 6 Stunden Kurvenhatz
tat uns allen der Hintern weh und wir mussten dringend Italo Food einwerfen.
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Einer der unzähligen Pässe,
unterhalb wird aufs Italo Pappi gewartet. Impression der abendlichen
Stimmung am Passo Duran. Hier überreiche ich, in meiner Funktion als Agent
der Firma Dunlop, 30 Euro an den Dodge Charger. Der Nils hat mir folgendes
auf den Weg gegeben "Das Geld ist für den Teilnehmer, wehe Du verfrisst oder
versaufst die Marie. Ein mitfühlender Chef ist immer noch das allerschönste
in der Welt. |
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Ausgeschlafen trafen wir uns beim Frühstück, der Manfred tat kund das jemand
mitkommen würde. Ein Tiroler mit einer 1000er Gixxn. Ich dachte noch "eine
tausender Gixxn in den Serpentinen? den hol ich mir schon". Es stellte sich
heraus das es der Chris von
www.bad-boyz.at war, der im 1000ps.at Forum schon das eine oder andere
Mal den Fehdehandschuh geworfen hat. Ich dachte mir wirklich , jaja red Du
nur und wenn es mich auflegt mich brennst nicht her. Blinder Ehrgeiz gepaart
mit fehlendem Können ist ganz schlecht. Nachdem er mir locker flockig
erzählte das er 2mal den Honda Cup gewonnen hat, am Pan Ring 1.59er Zeiten
in den Asphalt brennt war ich nicht mehr so sicher. Seine Lebensmotto
"Supermoto hin oder her mit meiner Gixxn tuts euch schwer"
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Der Manfred hatte dieses Mal
eine Tour von ca. 300 km eingezeichnet, mit allem was man braucht enges
Winkelwerk, aber auch Stücke mit langen fetten Kurven und Teilen zum
Entspannen. Gleich am ersten Pass war klar das wir nicht den Anflug einer
Chance hatten. Obwohl wir wirklich ordentlich andrückten wurden wir ganz arg
gerichtet. Um uns zu zeigen was wir für Eier sind, hat er diese Übung ca. 3
mal hintereinander gemacht. Wer sich jetzt denkt " Der is ja auf der letzten
Rille gefahren und mit einem Fuß in der Unfallchirurgie gestanden" täuscht
sich. Niemand lässt sich gerne so Herbrennen, aber wenn es jemand mit so
einer Leichtigkeit macht dann ist es zumindest beeindruckend. Ich weiß nicht
wie es gewesen wäre wenn der Hanson Schruf auch dabei gewesen wäre oder der
Chris eine Supermoto statt der 1000er gehabt hätte. So hatten wir auf jeden
Fall das Nachsehen. Ein Video mit "Best of Supermoto Herbrennung" gibt es in
Kürze auf seiner Homepage.
Was uns aber nicht den Tag vermiesen konnte, dazu gab es einfach zu viele
Pässe und Kurven. Um ein paar Namen zu nennen, Falzarego, Pordoi, Duran (von
der anderen Seite), Cibiano, Cereda, Karer, Passo di Rolle, Passo di Lavaze,
Grödner Joch. Die Touren waren so eingeteilt das man auch genügend Pausen
machte und nicht in Gefahr kam die Konzentration zu verlieren. Am Passo San
Pellgrino mussten wir uns ein Match mit einem Porsche aus Marmeladingen
liefern, der ob der Herbrennung so begeistert war das er uns danach immer
wieder zuwinkte. Ich nehme an der Porsche ist in Zahlung gegangen, gegen
eine schnelle Mopette . Wir trafen dann noch die Holde vom Chris mit ihrer
R6 und ihr Fahrstil war auch mehr als flott.
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Eigentlich gab es nur eine einzige wirklich brenzlige Situation, ich habe
einen Fiat Punto in einer Doppel S Kurve übersehen und hätte fast
Kühlerfigur gespielt. War ein hundertprozentiger Fahrfehler von mir. Ich
glaube niemand hatte einen Grund über die Gangart zu jammern, flott bis
schnell aber nicht geisteskrank.
Am Ende des zweiten Tages hatten wir noch ein Erlebnis der besonderen Art,
wir fuhren einen Pass in der Abenddämmerung und Nebel rauf und in absoluter
Dunkelheit runter. War insofern eigenartig da ich noch nie zuvor in der
Nacht einen Berg hinunter gefahren bin. Man muss sich ein bisschen auf
seinen Instinkt und das Popometer verlassen. Nach den 300 km und den
unzähligen Pässen waren wir ziemlich erledigt. Mein Hintern fühlte sich an
als ob ich ein Kaugummipapierl in Singapur fallen gelassen hätte und dafür
eine Prügelstrafe ausgefasst hätte.
Bis auf den Sitz gibt es keine Beschwerde über das Eisen aus Mattighofen,
sprang immer an, kein Ölverlust völlig unauffällig. Bei den anderen genau
dasselbe, selbst die 380er hat alles brav mitgemacht und durchgehalten. Mir
ist nur einmal die Bremse heiß geworden aber eher aufgrund meiner
Leibesfülle oder weil ich ein arger Bremser bin.
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Am letzten Tag haben wir uns
gemütlich die Siegfahrt vom Rossi angesehen und den Herrgott eine guten Mann
sein lassen. Es hatte in der Nacht geregnet und die Strassen waren nass. Wir
beschlossen einstimmig es bleiben zu lassen.
Fazit: Es war der Hammer weil man, außer man lebt in Südtirol, es sich es
nie antun würde mit der Einzylinder hinzufahren. Der Manfred ist ein Kenner
der Gegend und stellt Touren zusammen die nicht fad sind. Die Kosten sind im
Vergleich zum Gebotenen gering. Das Wetter war bis auf den letzten Tag ein
Traum und der Verkehr kaum vorhanden, vor allem am ersten Tag. Das nächste
mal heißt es "Avanti Dilletanti" auf zur nächsten Dolomiti Supermoto Tour! |