Die Museumsstadt Eggenburg wird bald um ein Museum ärmer sein.
Österreichs größtes und ältestes Motorradmuseum wird gezwungen für immer
seine Pforten zu schließen. Wie es scheint, kann die Gemeinde und ihr
Bürgermeister gerne auf ein Motorradmuseum verzichten. Aus diesem
traurigen Anlass möchten wir den Kommentar von Gründer und Museumsleiter
Prof. DI Fritz Ehn hier veröffentlichen. Im Jahr der Schließung wird
das Museum ab 3. April bis 31. Oktober 2009 jeden Samstag, Sonntag
und Feiertag zu besuchen sein.
Auch der Osterflohmarkt am 11. April 2009 findet letztmalig
statt. |
 |
*) Einseitige Kündigung durch die Stadtgemeinde
Nach nahezu dreißigjähriger Tätigkeit im Dienste der Region Eggenburg,
werden wir gezwungen infolge der einseitigen Kündigung durch die
Stadtgemeinde Eggenburg unsere Museumstätigkeit einzustellen.
*) Kein juristisch relevanter Kündigungsgrund
Es besteht kein einziger juristisch relevanter Grund für die Lösung des
Vertrags. Der vorgeschützte Grund: dass durch den Verkauf in Rahmen
einer Versteigerung des englischen Auktionshauses Bonhams, die unter den
Titel The Professor Ehn Motorcycle Museum Collection am 30.6.2008
abgehalten wurde, die Geschäftsgrundlage des Übereinkommens vom
25.10.1982 entzogen worden sein soll ist, wie Sie sich gerne bei unserer
Schließungspressekonferenz überzeugen können, völlig aus der Luft
gegriffen.
*) Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte reagieren nicht auf
meine Einladungen zum Besuch des Museums
Bürgermeister und die Stadt- und Gemeinderäte haben trotz meiner
mehrfachen Einladung zum Besuch des seit Sommer 2008 neu gestalteten
Museums und des damit verbundenen neuen Konzeptes nicht reagiert.
*) Memorandum für die künftige Führung des Museums ignoriert
Ein entsprechendes Memorandum meinerseits zur Weiterführung des Museums
wurde negiert und jedwedes Gespräch mit mir verweigert.
*) Abzug der Museumsmitarbeiter
Die bisher für die Instandhaltung und Reinigung der Liegenschaft vom
Bauhof der Gemeinde zur Verfügung gestellten Personen ein - Arbeiter und
eine teilzeitbeschäftigte Reinigungsfrau - wurden mit dem Jahreswechsel
vom Museum abgezogen.
*) Drei Jahrzehnte im Dienst des Museums ohne Bezahlung oder
Zuschüsse
Feststellen möchte ich auch, dass ich meine gesamte Arbeitskraft zur
Ausstellungsgestaltung, zur Führung des Hauses und für die gesamte
Verwaltungs- und PR-Tätigkeit ohne jedes Entgelt gemacht habe.
Auch habe ich das Haus derart geführt, dass niemals sehr zum
Unterschied von anderen Museen Geld von der öffentlichen Hand für den
operativen Betrieb erbeten werden musste.
*) Totaler Vertrauensverlust in die Vertragstreue der Stadtgemeinde
Selbstverständlich hätte ich die Möglichkeit, die Stadtgemeinde auf
Einhaltung des Vertrags zu klagen. Doch mein Vertrauen in die
Vertragstreue dieser Gemeinde ist derart erschüttert, dass ich meine
Nerven und meine Gesundheit nicht in einem jahrelangen Prozess aufreiben
werde.
*) Lebendes Museum mit Museumsgütesiegel
Das Museum ist aufgrund von Größe und Qualität mit dem Österreichischen
Museumsgütesiegel des ICOM (International Council of Museums)
ausgezeichnet worden. Auch war das Museum immer ein lebendiger
Treffpunkt für Sammler und ratsuchende Fahrzeugfans mit etlichen
jährlichen Veranstaltungshöhepunkten wie dem Osterflohmarkt, dem Treffen
historischer Motorroller oder dem Weihnachts- und Dreikönigsverkauf.
*) Öffnung während des Kündigungsjahres
Ich habe mich entschlossen, die Kündigung anzunehmen und schließe das
Museum nach neunundzwanzig Jahren erfolgreichen Bestandes mit Beginn des
Jahres 2009. Einer Bestandszeit, in dem es von hunderttausenden Gästen
aus Nah und fern, ja aus aller Welt besucht und bewundert wurde, unsere
Gästebücher und die Pressemeldungen belegen das eindrucksvoll. Der
Zuspruch und die Aufmunterung der Freunde und Besucher aus der
Oldtimerszene in dieser schweren Situation (Umsiedlung von Fundus und
Museum in meine private Liegenschaft), ja sogar die Anfrage des
Tourismusbüros Eggenburg haben mich jedoch bewogen, im Jahr der
Kündigung ab 3. April bis 31. Oktober 2009 jeden Samstag, Sonntag und
Feiertag dem Publikum den Zutritt zur bis zu diesem Zeitpunkt
vollständig erhaltenen Ausstellung zu ermöglichen. Auch der
Osterflohmarkt am 11. April 2009 findet letztmalig statt. |