Kawasaki Ninja ZX-4RR vs. ZX-6R vs. ZX-10R 2024

DAS Landstraßen-Familienduell der Supersport-Kawas!

Wieviel Kawasaki Ninja ZX braucht man für die Landstraße? Reicht die 4er, die 6er oder muss es doch unbedingt die 10er sein?! Wir klären, mit welcher der drei Kawas Ninja ZX-4RR, ZX-6R oder ZX-10R man am besten abseits der Rennstrecke zurecht kommt!

Werbung
powered by Honda Austria
Mehr erfahren

Die beiden Kawasakis Ninja ZX-6R und ZX-10R sind schon länger bekannt im Sortiment der Grünen, ganz neu dazu kam mit dem heurigen Jahrgang die Ninja ZX-4RR. Abgesehen davon, dass zwischen der Leistung der ZX-4RR und jener der ZX-10R mit 126 PS ziemlich exakt die Leistung der ZX-6R liegt, geht es in diesem Test nicht um die reine Rennstrecken-Performance, sondern darum, wie gut (oder schlecht) die drei Sportlerinnen abseits der abgesperrten Piste zu fahren sind.

Kawasaki Ninja ZX-4RR - die unerwartet Alltagstaugliche!

Wer meint, dass ein Motorrad, das rund 16.000 Touren dreht, unbedingt auf die Rennstrecke gehört, hat die Rechnung ohne ZX-4RR gemacht: Die kleine grüne Giftspritze bereitet auch auf der Landstraße einen Höllenspaß. Wobei klein relativ betrachtet werden muss. Für eine echte Sportlerin ist sie nämlich ausgesprochen komfortabel. Die Lenkerstummel sind nicht ganz so tief an der Gabel montiert, sodass die Last auf den Händen unerwartet gering ausfällt und auch die Fußrasten sind auf angenehmer Höhe. Auch das Gewicht ist keineswegs niedrig, 189 Kilo fahrbereit sind grundsätzlich zwar nicht viel, so manches 400er-Eisen wiegt aber doch weniger. Das kommt allerdings wiederum dem Fahrverhalten zugute, die 4er-ZX vertraut auf einen festen Stahlrahmen und auch die Fahrwerkskomponenten mit hochwertiger Showa-Gabel )samt einstellbarer Federvorspannung) und Mono-Federbein (sogar in Federvorspannung, Zug- und Druckstufe justierbar) sowie die Doppelscheiben-Bremsanlage mit 290 Millimeter Durchmesser und radial montierten Monoblock-Zangen sorgen für ein enorm homogenes Handling und gute Stabilität. Einen gewissen Anteil am Gewicht hat natürlich auch der Motor, der Reihen-Vierer wiegt definitiv mehr als so mancher Eintopf mit dieser Kubatur.

Anzeige

Der Motor der Kawasaki Ninja ZX-4RR dreht gefühlt ewig aus!

Das wahre Spektakel auf der sonst doch eher unaufgeregten Ninja ZX-4RR ist eindeutig der Motor. Kaum zu glauben, dass man sich mit 77 PS so sportlich fühlen kann, aber wenn der Begrenzer nun mal einfach nicht und nicht einschreiten will, macht das Ausdrehen süchtig! Und es macht wirklich Spaß, diese kleine Rakete ordentlich auszuwinden, die maximale Leistung liegt nämlich erst bei 14.500 Touren an und man kann und soll sie sogar gerne bis rund 16.000 Umdrehungen auswinden - sie dankt es mit einem schrillen aber nicht unangenehmen, unverwechselbaren Sound. Schließlich passt auch das Elektronik-Package ausgezeichnet zu den gebotenen Fahrleistungen. Mit ABS, dreifach verstellbarer Traktionskontrolle, vier Fahrmodi (Sport, Road, Rain, Rider), Farb-TFT-Display samt Connectivity für das Smartphone und LED-Beleuchtung ist grundsätzlich alles drin, was man so braucht. Besonders hervorzuheben wäre bei der Elektronik noch der Quickshifter mit Blipper, durch den das Durchschalten natürlich noch mehr Spaß macht.

Produkttipps

Die Kawasaki Ninja ZX-6R - genügend Komfort für die Anreise zur Rennstrecke…

Die Kawa ZX-6R vertraut auf den altbekannten 600er-Motor, der eigentlich ohnehin ein 636 Kubik großer Reihen-Vierzylinder mit 124 PS ist. Das sorgt zwar dafür, dass natürlich im Vergleich zur ZX-4RR auch aus unteren Drehzahlen mehr Schmalz zur Verfügung steht, allerdings nicht so viel mehr, dass man von einem souveränen Antritt auf der Landstraße sprechen könnte. So will also auch die ZX-6R ordentlich gedreht werden und erfreut dann mit dem bekannten schrillen Sound, den wir schon von den guten alten 600er-Supersportlern kennen. Allerdings basiert die 6er-ZX auch in Sachen Elektronik noch nicht auf der allerneuesten Technologie - da kein Ride by Wire verbaut ist, kann der Quickshifter nur beim Hinaufschalten helfen, beim Herunterschalten muss man kuppeln und/oder etwas Zwischengas geben, damit die Gänge flutschen. Das ist grundsätzlich kein Problem, aber im direkten Vergleich mit ZX-4RR und ZX-10R, die beide mit Blipper aufwarten, ist es schon eine gewisse Umstellung.

Die Kawa Ninja ZX-6R ist radikaler, als die Ninja ZX-4RR

Der Motor ist also durchaus so potent, wie man es von einer Supersportlerin mit 636 Kubik erwarten darf, die Sitzposition ist aber auch so radikal, wie man es von einer Supersportlerin, die für die Rennstrecke konzipiert ist, erwarten würde. Dabei geht es gar nicht so sehr um die Federelemente, die ohnehin hochwertig und damit zwar hart aber immer noch transparent sind und auch die Bremsen packen richtig gut zu, aber nicht so vehement, dass es die Fahrerin oder den Fahrer bei jedem Antipser über die Front werfen würde. Es geht vorrangig um die Ergonomie, die mit der gedrungenen Sitzposition nur wenig Spielraum für gemütliches Sitzen lässt. Man ist vor allem durch den spitzen Kniewinkel sehr stark in die Maschine geklemmt - was auf der Rennstrecke gut passen mag, auf der Landstraße aber eher unkomfortabel ist. Die Ninja ZX-6R ist daher grundsätzlich auch auf der Landstraße uneingeschränkt nutzbar, fühlt sich aber auf der Rennstrecke am wohlsten.

Die Kawasaki Ninja ZX-10R - pure Kraft für Souveränität auf der Landstraße

Bleibt noch die dritte im Bunde der drei sportlichen Kawas, die Ninja ZX-10R. Grundsätzlich ist alles besser, größer und stärker als auf den beiden anderen Kawa-Sportlerinnen, was jedoch gerade bei der Fahrerei auf der Landstraße mitunter auch anstrengender sein kann. Der Motor ist mit seinen knapp 1000 Kubik nicht nur erheblich größer als die anderen Triebwerke, er ist vor allem erheblich stärker. Mit 203 PS stehen gegenüber der ZX-6R fast 80 PS mehr zur Verfügung und gegenüber der ZX-4RR mit ihre 77 PS sogar fast die dreifache Power! Und genau das spürt man auch. Während die ZX-4RR durchaus brav und gut anzieht, packt die ZX-10R bereits ganz unten den Hammer aus und beschleunigt mächtig. Nicht falsch verstehen, das alles ist keineswegs unkontrollierbar, die viele Elektronik in der 10er regelt richtig sensibel und gut, aber man muss sich schon bewusst sein, dass man eine Rakete mit über 200 PS bewegt. Das kommt allerdings auch der Souveränität auf der Landstraße zugute, die Ninja ZX-10R hat definitiv über ihr gesamtes Drehzahlband immer genügend Kraft.

Die Rennstrecken-Performance stand bei der Kawa Ninja ZX-10R im Fokus

Wie es in der Kategorie Superbike, in der sich die Kawa Ninja ZX-10R nun mal einordnet, üblich ist, wird vorrangig darauf geachtet, wie gut sie auf der Rennstrecke performt und weniger, wie gut sie den Alltag meistern kann. Daher ist sie ähnlich wie die ZX-6R ziemlich radikal geschnitten, wobei die Ergonomie zwischen Sattel und Lenker ohnehin noch besser passt als bei der 6er, aber die Fußrasten sind auch bei der 10er sehr hoch positioniert.

Bild von Vauli
Vauli

"Es kommt meiner Meinung nach bei allen drei Kawasaki Ninja ZX-Modellen darauf an, was man damit machen möchte. Will man nur auf die Rennstrecke, sind ZX-10R und ZX-6R schon alleine wegen ihrer kräftigeren Motoren bestimmt spannender, wenn auch die ZX-4RR durch ihr enormes Ausdreh-Potential unfassbar viel Spaß machen kann. Fährt man hingegen gelegentlich so manchen Trackday, kann man sich mit der 4er an einer regelrechten Drehorgel erfreuen, im Alltag aber ein komfortableres Motorrad nutzen, als die Optik vermuten ließe. Da müssen ZX-6R und ZX-10R durchaus Abstriche in der täglichen Nutzung machen. Geht es schließlich auch ums Geld, kann die Wahl nur zwischen 4er und 6er stattfinden. Sind sich die beiden mit rund 3000 Euro Unterschied noch relativ nahe, steht zwischen ZX-4RR und ZX-10R eine Differenz von über 10.000 Euro, in Österreich gar über 14.000 Euro, also weit mehr als das Doppelte einer ZX-4RR! Da muss man das Superbike aufgrund der unbestritten viel besseren Ausstattung und Performance schon unbedingt wollen, denn rein optisch sind die beiden kleineren ZXen gar nicht mal so weit weg von der 10er-Rakete…"

Fazit: Kawasaki Ninja ZX-6R 2024

Die Kawasaki Ninja ZX-6R beeindruckt mit einem kräftigen 636 Kubik-Motor und dynamischen Handling, die sie zu einer durchaus potenten und sportlich abgestimmten Maschine macht. Der gut funktionierende Quickshifter und das übersichtliche Display tragen zu einem positiven Fahrerlebnis bei. Allerdings beeinträchtigt die aggressive Sitzposition den Komfort erheblich und das Fehlen eines modernen Ride-by-Wire-Systems verhindert die Nutzung eines Blippers - und lässt so die ZX-6R im Vergleich zu Konkurrenzmodellen veraltet erscheinen. Insgesamt ist sie eine exzellente Wahl für sportlich ambitionierte Fahrer, bietet aber Verbesserungspotenzial im Hinblick auf Komfort und moderne Features.


  • leistungsstarker 636er-Motor mit ordentlich Druck und Leistung
  • gut funktionierender Quickshifter nach oben
  • gutes Handling und angenehmes Fahrgefühl
  • übersichtliches und gut ablesbares Display
  • sportlich abgestimmtes Fahrwerk
  • zuverlässige Bremsen
  • fehlendes Ride-by-Wire-System - daher kein Blipper
  • aggressive Sitzposition mit spitzem Kniewinkel und nach innen gedrehten Lenkerstummeln
  • mangelnder Komfort für längere Fahrten
  • etwas spartanisches Display im Vergleich zur Konkurrenz

Fazit: Kawasaki Ninja ZX-10R 2024

Die Grünen bieten mit der Ninja ZX-10R ein ausgereiftes Gesamtpaket, das nach wie vor so aggressiv aussieht, wie man es von einem Kawa-Superbike erwartet. Das Motorrad bietet ein überraschend gutes Raumangebot für den Piloten und man fühlt sich wohl im Sattel, die hohen Fußrasten machen aber klar, dass sie auf der Rennstrecke funktionieren soll. Der drehfreudige Motor lässt keine Wünsche offen - außer vielleicht noch mehr Disziplin im Teillastbereich. Um das Projekt zum Erfolg zu führen, setzt Kawasaki auf hochwertige Zutaten: Showa Fahrwerk, Öhlins Lenkungsdämpfer, Brembo Bremsen mit 330er Scheiben sowie eine hochwertige Elektronik. Die Ninja ZX-10R macht durch die gute Elektronik und den souveränen Motor sogar auf der Landstraße eine ganz gute Figur - sofern man in Sachen Sitzposition konzeptbedingt etwas leidensfähig ist.


  • hochwertige Verarbeitung
  • starke Komponenten
  • drehfreudiger und kräftiger Motor
  • toller Windschutz samt guter Aerodynamik
  • gute Sitzposition auch für große Piloten
  • hochwertiges Elektronikpaket
  • kräftige Bremsen
  • gut ausbalanciertes Chassis
  • Lastwechselreaktionen im Teillastbereich
  • etwas langsamer Quickshifter
  • etwas kleines Display

Fazit: Kawasaki Ninja ZX-4RR 2024

Alleine die Tatsache, dass die Kawa Ninja ZX-4RR mit ihrem hochdrehenden Reihen-Vierzylindermotor im Bonsai-Format keine echte Konkurrenz hat, macht sie absolut einzigartig. Das Triebwerk ist auch das absolute Aushängeschild, mit einem Drehzahllimit bei 16.000 Touren wird man süchtig nach Ausdrehen! Fahrwerk, Bremsen und Elektronik sind auf einem hohen Niveau, überraschend ist eher die, bei aller Sportlichkeit, ausgeprägte Alltagstauglichkeit - die Sitzposition ist nämlich nicht so radikal wie auf anderen Supersportlern.


  • spaßiger Reihen-Vierzylinder
  • präziser Quickshifter mit Blipper
  • ausgewogenes Handling
  • sportlich-angenehme Ergonomie
  • umfangreiches Elektronikpaket
  • Motor muss bei Laune gehalten werden
  • mit anderen Kawasakis verwechselbare Optik

Bericht vom 13.07.2024 | 21.283 Aufrufe

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts