Testbericht Jawa Bobber 42 - Neues Modell mit viel Geschichte
Die Marke Jawa blüht in Europa erneut auf
Seit den Anfängen des Motorradzeitalters ist Jawa ein Begriff und nimmt nach vielen Jahren nun wieder aktiv am europäischen Markt teil. Die Marke Jawa, bekannt für ihre beeindruckende Geschichte, präsentiert nun mit dem Bobber 42 ein Modell, das gekonnt Tradition und moderne Technik verbindet und so den europäischen Markt neu erobern könnte.
Ein Sprung zurück in der Zeit - Jawa's Gründungsgeschichte
Die Geschichte von Jawa beginnt mit František Janecek, der 1929 das Unternehmen gründete. Janecek, geboren am 23. Januar 1878 in Klaster, Böhmen (heutige Tschechische Republik), war ursprünglich im Waffenbau tätig. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Rückgang der Nachfrage nach Waffen kaufte er das Motorradgeschäft der deutschen Firma Wanderer, einschliesslich der Konstruktion und der Werkzeuge für das neue Motorrad Wanderer 500. Das erste Jawa-Motorrad, die Jawa 500 OHV, entstand durch die Kombination der Anfangsbuchstaben von Janecek und Wanderer.
Um ein breiteres Publikum zu erreichen, holte Janecek den britischen Ingenieur G.W. Patchett ins Boot, der für seine Rennerfahrung bekannt war. Patchett führte 1930 den 175-ccm-Villiers-Zweitaktmotor ein, was zur Entwicklung des Jawa 175 führte. Dieses Modell wurde enorm populär und war bis 1933 das beliebteste Motorrad in der Tschechoslowakei. Während dieser Zeit begann Jawa auch mit der Entwicklung eigener Motoren und stellte Modelle vor, die meist auf 250- und 350-ccm-Zweitaktmotoren basierten, sowie anspruchsvollere Viertakt-Rennmaschinen in begrenzter Stückzahl.
Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten führte dazu, dass Jawa in den 1930er Jahren an den Isle of Man TT-Rennen teilnahm. Während des Zweiten Weltkriegs musste die Produktion unterbrochen werden, obwohl die Entwicklung im Geheimen weiterlief. Nach dem Krieg führte Jawas Engagement zur Schaffung des Jawa "Perak", der 1946 beim Pariser Automobilsalon debütierte und eine Goldmedaille gewann.
1948, unter kommunistischer Kontrolle, wurde Jawa verstaatlicht, was die Exporte in die USA reduzierte, während die Exporte in Drittweltländer zunahmen. In den 1960er und 1970er Jahren erzielte Jawa bedeutende Erfolge im Motocross und Enduro, gewann sechs Weltmeistertitel und mehrere erste Plätze bei den Six-Day-Trials. Während dieser Zeit wurde auch eine Lizenzproduktion in Indien etabliert, die bis 1971 unter der Marke "Yezdi" lief.
Jawa wendet sich wieder Europa zu
Seit den 1990er Jahren hat Jawa eine beachtliche Entwicklung durchgemacht, die durch technische Innovationen und eine globale Expansion gekennzeichnet ist. In den frühen 90ern wurde die Marke Jawa nach der politischen Transformation in Osteuropa und dem Ende des Kommunismus weiter privatisiert. Dies ermöglichte neue Investitionen und die Modernisierung der Produktlinien.
Ein wichtiger Meilenstein war die Wiederbelebung der Marke in Indien. 2016 ging Jawa eine Partnerschaft mit Mahindra & Mahindra ein, durch die die Marke Jawa mit der Produktion neuer Modelle wie der Jawa 300 und der Jawa Perak neu eingeführt wurde.
Während die Motorräder zwar in Indien produziert werden, findet der letzte Qualitätscheck nach wie vor in Tschechien statt. Von da aus werden die Jawa Motorräder in Europa ausgeliefert.
Erst seit diesem Jahr wendet sich Jawa nun erneut mit viel Engagement und soliden Modellen Europa zu. Mit viel Know How und einer spannenden Historie haben sie die Chance, neue Fans besonders auch in den jüngeren Generationen zu gewinnen.
Der neue Bobber 42 als Statement von Jawa - klassisches Erbgut mit neuzeitlichen Features für unter CHF/EUR 8’000
Die Philosophie von Jawa, die Tradition und Moderne verbindet, kommt im neuen Modell Bobber 42 voll zur Geltung. Der Jawa Bobber 42 ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie klassisches Design mit modernster Technik kombiniert werden kann, um den Anforderungen zeitgemässer Biker gerecht zu werden. Dieses Motorrad vereint die charakteristische Robustheit und die bewährte Zuverlässigkeit von Jawa mit einem frischen, minimalistischen Design, das sich an die Bobber-Kultur anlehnt.
Ausgestattet ist das Modell mit einem 334-ccm Einzylinder-Viertaktmotor, der flüssigkeitsgekühlt ist und eine maximale Leistung von 30 PS erbringt. Das maximale Drehmoment liegt bei 33 Nm, was zusammen mit einem Sechsganggetriebe für reibungslose und entspannte Fahrten sorgt.
In Sachen Sicherheit und Komfort verfügt der Jawa 42 Bobber über eine Dual-Channel-ABS-Bremsanlage und bietet eine digitale Anzeige, die eine Vielzahl von Informationen darstellt, einschliesslich Geschwindigkeit, Drehzahl und gefahrener Strecke. Die Beleuchtung des Motorrads ist komplett in LED ausgeführt. Zusätzlich findet man am Motorrad eine USB Ladebuchse.
Der Bobber 42 ist ein echter Hingucker. Der schwebende Einzelsitz rundet das visuelle Gesamtbild zusammen mit den standardmässig verbauten Lenkerendspiegeln perfekt ab.
Fahreindruck Jawa Bobber 42
Der Jawa Bobber 42 fängt nicht nur mit seinem Aussehen die Blicke vieler Passanten ein, wenn er in der Stadt geparkt ist, sondern überzeugt auch fahrtechnisch durch eine beeindruckende Performance, die breiten Fahrerkreisen zugänglich ist. Klassische Bobber-Modelle benötigen mehr als nur ein visuell ansprechendes Design; sie müssen auch die DNA einer vergangenen Ära einfangen, in der das Gefühl von Freiheit beim Motorradfahren zelebriert wurde. Dieses Gefühl wird beim Jawa Bobber 42 auf authentische Weise spürbar.
Sobald man auf dem Jawa Bobber 42 sitzt, wird man von dem oval geformten Motor begrüsst, der an den klassischen Perak 250 aus dem Jahr 1948 erinnert und nostalgische Gefühle weckt. Beim Starten des Motors wird jedoch schnell klar, dass moderne Technik verbaut ist, die keinen Verzicht auf Fahrspass bedeutet. Der Bobber 42 beschleunigt solide und ruhig, mit ausreichend Kraft, um schnell in Schwung zu kommen. Der Motor mag nicht der stärkste sein, aber er überzeugt mit einer sehr linearen Leistungsverteilung, die überraschend angenehmes Cruisen bei niedrigen Drehzahlen erlaubt, während gleichzeitig ausreichend Leistung für höhere Drehzahlen bereitsteht.
Die Sitzposition ist für einen Bobber komfortabel und erlaubt es, Kurven mit grossem Vertrauen zu nehmen. Der Sitz selbst bietet überraschend viel Komfort. Das Fahrwerk, typisch für viele Bobber-Modelle, ist eher fest abgestimmt und eignet sich weniger für sehr holprige Fahrten oder Reisen an abgelegene Orte. Insgesamt bietet der Jawa Bobber 42 eine gelungene Mischung aus klassischem Charme und moderner Technologie, was ihn zu einer ausgezeichneten Wahl für Motorradenthusiasten macht, die Stil und Substanz schätzen.
Jawa bietet mit dem Modell Bobber 42 jüngeren Bikern die perfekte Gelegenheit, klassisches Design mit moderner Technik zu erleben, ohne auf zeitgemässen Komfort verzichten zu müssen.
Für Liebhaber der Tradition und Nostalgiker hält Jawa jedoch noch etwas Besonderes bereit. Modelle wie der Perak oder der 300CL, die neu produziert werden, integrieren bewusst so viel Elemente vergangener Zeiten wie nur möglich, ohne jedoch aktuelle Normen und Auflagen zu verletzen. Dadurch können Enthusiasten zu einem erschwinglichen Preis ein neu hergestelltes Motorrad erwerben, das den Charme und die Ausstrahlung der alten Jawa-Ära zu 100% bewahrt.
Ist der Jawa Bobber 42 etwas für mich?
Das fragen sich wahrscheinlich viele Leute, besonders wenn man kein grosses Vorwissen über die Geschichte des Motorrads besitzt. Der Bobber 42 ist schwer in eine Schublade zu stecken. Durch das klassische Design und die DNA aus alter Zeit fühlen sich Nostalgiker und alte Hasen im Motorradbereich angezogen.
Durch die niedrige Sitzbank von 740 Millimetern und ein Gewicht von 185 Kilogramm bietet sich das Motorrad auch hervorragend für Einsteiger und Fahranfänger an. Besonders wenn man bedenkt, dass ein Bobber 42 in der Schweiz bereits ab 7600 CHF zu erwerben ist. Das ruhige Fahrverhalten und die lineare Leistungsverteilung unterstreichen dieses Argument.
Wieder andere Biker, inklusive mir, schätzen Motorräder mit reichhaltiger Geschichte, verlässlichen mechanischen Teilen und eher geringerem Bekanntheitsgrad. Während des Tests am Love Ride 2024 in Dübendorf fielen besonders viele Zeigefinger der Zuschauer in den Dörfern auf die Jawa. Hier und da hört man beim parkierten Fahrzeug Gemurmel und Diskussionen in der Gruppe, was das für ein Töff sei.
Fazit zum Test Jawa Bobber 42
Mit dem Bobber 42 hat Jawa echt was Cooles auf die Räder gestellt, das sowohl die Retro-Fans als auch die Technik-Enthusiasten ansprechen dürfte. Das Modell ist ein cleverer Schachzug, um den europäischen Markt wieder kräftig aufzumischen. Dank seines ansprechenden Designs, kombiniert mit modernster Technik und einem fairen Preis, könnte der Bobber 42 richtig einschlagen und Jawas Position in Europa stärken. Es ist super zu sehen, wie Jawa mit solch einem einzigartigen Modell wieder Europa Liebe schenkt!
Fazit: Jawa 42 Bobber 2023
Ein Motorrad mit Seele und altem Erbgut, kombiniert mit den wichtigsten technischen Updates der Neuzeit. Der Bobber 42 ist ein Hingucker. Und fährt sich zudem sehr diplomatisch, was ihn zugänglich für viele Bikerfans macht, welche vielleicht mal Interesse an einem spezielleren Motorrad haben.- Gutes Preis-Leistungs Verhältnis
- Reichhaltige Geschichte
- Verlässlicher Motor
- Selten gesehenes Motorrad
- Einsteiger-Freundlich
- Etwas hartes Fahrwerk
- Einzelsitz problematisch für Sozius-Fahrten
- Schwaches Händlernetz
Bericht vom 17.05.2024 | 51.401 Aufrufe