
Was für ein Aufwand. Unsere deutschen Kollegen haben keine Kosten und
Mühen gescheut. Neun aktuelle Motorräder stehen bestens vorbereitet hier
auf der Strecke von Alcarraz. Für ein Motorradmedium aus Österreich ist
ein solcher Aufwand normalerweise nicht zu stemmen. Die Strecke hier
wurde komplett gemietet, nur so sind exakte Testergebnisse zu erzielen.
Alleine die Streckenmiete für zwei Tage Exklusivbetrieb frisst das
Jahresbudget einer durchschnittlichen österreichischen Testredaktion
auf. Hinzu kommen die Reifentechniker von Pirelli samt Einheitsreifen,
Testpiloten welche präzise Runden runterdrehen ohne zu stürzen und eine
Foto- und Videocrew. Beste Voraussetzungen also um den Traumeisen
ordentlich auf den Zahn zu fühlen.
gewaltiger Aufwand
Die aktuelle Liga der Supersportler ist geteilt. Da gibt es mal
Motorräder mit elektronischen Fahrhilfen und Motorräder welche
puristisch beschleunigt und verzögert werden. Es gibt Bikes in der
170-180 PS Liga und welche in der 190 - 200 PS Liga. Dann noch welche
für Rennstrecke UND Landstraße und solche für Rennstrecke ODER
Landstraße.
Unsere deutschen Kollegen von MOTORRAD testeten hier gemeinsam mit
Kollegen aus dem Verlag aus anderen Ländern. Am Ende kürten sie Sieger
und Verlierer. Die Art und Weise wie die Deutschen ihre Punktesieger
küren gefällt in Österreich nicht allen. Zu starr, zu "deutsch" zu
pragmatisch und ohne Emotionen werden hier Pokale vergeben. Ohne ABS
habe man keine Chance und BMW gewinnt ohnehin immer, hört man immer
wieder mal. Die Rennstreckenwertung, soviel darf gesagt werden, gewann
diesmal bei den deutschen Kollegen jedoch die Aprilia. Die BMW folgte aber auf Platz 2 gefolgt von
Ducati und Kawasaki. Unbestritten ist jedoch der Fleiß und die
Genauigkeit, mit der die deutschen Redakteure zu Werke gehen. Als
Österreicher müsste man also in den Punktetabellen nur jene Zeilen
herausnehmen, die für einen selbst besonders wichtig sind und schon
kann man sich seinen eigenen Gesamtsieger ermitteln. Aber möglicherweise
sind auch wir nicht ganz so flexibel.
Wir von 1000PS möchten unseren Lesern jedenfalls klare Kaufentscheidungshilfen
bieten. Wir möchten euch mitteilen welches Motorrad für welche
Anwendungsgebiete am besten ist.
Die 1000PS Favoriten
Landstraße, Alltag, Touren und Reisen:
In dieser Disziplin glänzen Honda, Yamaha und besonders Suzuki. Wobei
die Honda bei Schlechtwetter mit ABS und die Yamaha mit
Traktionskontrolle punkten. Strahlt die Sonne, macht die Suzuki am
meisten Spaß. Die KTM bereitet ebenfalls viel Freude, wer V2-Motoren liebt, hat nun
ohnehin keine andere Wahl mehr. Die neue Panigale ist für die Landstraße
eher nur was für leidensfähige Angeber. Die MV fällt in die gleiche
Kategorie. Die Kawasaki ist zu lange übersetzt und überhaupt ist der
Motor eher auf der Rennstrecke daheim. Auch die Sitzposition und das
Feeling hat viel mehr von einem Rennmotorrad. Die Aprilia fährt
überraschend gut, wenn der Pilot nicht zu groß ist. Die BMW kommt
besonders den
Leistungsfetischisten entgegen und bietet sogar HEIZGRIFFE!

Freies Fahren Rennstrecke, Just for Fun Racing
Die BMW wird die meisten Piloten in dieser Disziplin am sichersten und
gleichzeitig am schnellsten über die Runden bringen. Zwar ist die Suzuki
noch einfacher und angenehmer zu fahren, allerdings eben ohne ABS und
Traktionskontrolle. Aprilia, Kawasaki und Ducati sind zwar echte
Raketen aber einer breiten Masse nicht so leicht zu empfehlen wie die
BMW. Wer auf Yamaha steht, kann sich bestimmt auch seine R1 passend für
die Strecke herrichten, aber man macht es sich damit eben nicht gerade
leicht. Zu viel Gewicht, zu anstrengend zu fahren, aber viel Charisma
und eine imageträchtige Modellhistorie. Die MV Agusta hat eine zu
fordernde Motorabstimmung und macht es dem Piloten dadurch unnötig
schwer. Normalerweise glänzt die Honda auch mit einfacher Fahrbarkeit,
bei diesem Vergleich kamen die Testpiloten aber auf keine guten
Rundenzeiten. Die KTM ist für größere und auch schwere Piloten eine gute
Wahl, da man das Motorrad gut auf seine Bedürfnisse abstimmen kann.
Pokale, Siege, schnelle Rennserien
Je enger der Kurs umso größer die Wahrscheinlichkeit dass man mit der
Aprilia siegt. Je länger die Geraden desto eher ist die BMW vorne. Die
Panigale ist ebenfalls ein großer Sieganwärter, muss aber noch fein
abgestimmt werden. Da wartet im ersten Jahr viel Arbeit auf die Käufer
bzw. Tuner. Die Kawasaki kann normalerweise ebenfalls mit dem Top-Trio
mithalten. Allerdings ist das ABS für ernste Renneinsätze zu demontieren
und die Endübersetzung muss für die einzelnen Strecken penibler
angepasst werden als z.B. mit der BMW. Bei den anderen Bikes sind
weitere Investionen nötig um mit den Top 4 mithalten zu können. Was
angesichts des gesparten Geldes bei der Anschaffung auch nicht
unrealistisch ist.

Für besonders kleine Piloten
Aprilia, Kawasaki und Ducati!
Für größere Piloten
BMW, MV, Suzuki oder KTM!
Preis / Leistung
Auf den ersten Blick eine klare Sache für die günstigeren Motorräder.
Doch eben nur auf den ersten Blick. Beim Thema Wiederverkauf sieht die
Sache schon wieder anders aus. Wer ein Motorrad neu kauft und nach 2-3
Jahren wieder verkauft wird am Ende mit der BMW und möglicherweise auch
mit der Ducati das beste Geschäft gemacht haben. Schwierig wird der
Verkauf bestimmt bei den Japanern, vor allem bei jenen ohne
Traktionskontrolle und ABS. Denn man darf davon ausgehen, dass in den
nächsten Jahren dort überall größere Modellupgrades kommen und davor
noch einige Bikes zu Schnäppchenpreisen verkauft werden. Wer davor
gekauft hat, muss einen großen Wertverlust verdauen. Schwierig auch die
Verkaufssituation bei KTM. Die RC8-R hat einfach zu lange gebraucht um
ausgereift und gut zu fahren. Nun ist das Preisniveau der Gebrauchten
schon sehr niedrig und eine 2 jährige muss mit kräftigem Abschlag
verkauft werden. Unkalkulierbar ist der Werterhalt der MV, eher schlecht
der Werterhalt bei Aprilia.

Die Storys zu den einzelnen Motorrädern
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Die Reifen:
9 Motorräder im Megatest sind eine mörder
Hacken. Zum Beispiel beim Reifenwechsel. Alle Motorräder wurden für den
Test mit Pirelli Supercorsa SC2 ausgerüstet. Die unkomplizierten Reifen
eignen sich gut für einen Vergleichstest. Sie bieten gute Eigendämpfung,
ein hohes Gripniveau und die Testpiloten erhalten ausreichend
Rückmeldung.
Bild links: Rainer
Froberg, Mitarbeiter bei MOTORRAD, hat genug zu tun. Denn ganz nebenbei
macht beim Superbike Test auch die Truppe von den Verschleißfahrten vom
aktuellen Reifentest Station... |