Yamaha X-City 250 & X-MAX 125 |
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We built this city. Beim schwungvoll designten Yamaha
X-City gilt: "Function follows form". |
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Name: kot Beruf: Rollertester
Willst du ganz oben ankommen, mußt du ganz unten anfangen. Vom
Tellerwäscher zum Millionär. Den Spruch kennt jeder, die
Unwahrscheinlichkeit dahinter auch. Nun hätte ich kein Problem damit,
kein Millionär zu werden, aber anstatt die Karriereleiter
herunterzufallen, wollte ich sie doch wenigstens ein paar Sprossen empor
klettern.
Ich habe mich in 6 Jahren bei 1000PS kontinuierlich hinunter gearbeitet.
Ich weiß nicht wie, es zeichnet sich
nur immer stärker ab. NastyNils testet HP2 Megamoto. kot testet Piaggio
Carnaby 125. NastyNils vergleicht Hypermoto mit 950 Supermoto R, kot
fährt Honda SH300i. Und während Nils auf der S4R in den steirischen
Bergen frische Luft atmet, soll ich 2 Yamaha Roller mit maximal 250
Kubik durch die Abgaswolke der Wiener Innenstadt steuern. Ich mache das nicht mehr länger mit.
Bei meinem nächsten Rollertest werde ich die Frage beantworten: Kann man
einen Roller falten wie ein Klapprad? Danach dürfte sich dieses Thema
erledigt haben.
It's a dirty job...
but someone's gotta do it. Also nehme ich auch diese Aufgabe ernst,
selbst auf die Gefahr hin, im nächsten Monat nur noch auf chinesischen
Klumpatrollern unterwegs zu sein. |
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X-City 250 |
Ich nahm also die 35 PS in Angriff. Nicht falsch verstehen. Beide
Testobjekte zusammen leisten 35 PS, der X-City 250 ganze 21 davon. Das
ist gar nicht so wenig, weil der Motor sehr gut anspricht und sofort Gas
annimmt. Konnte an der Ampel keine Niederlage verzeichnen (außer gegen
eine bestoppelte XR650, die mit ihrem halb nackten Fahrer am Hinterrad
am Horizont verschwand). Der Roller gab sich nie kraftlos, beschleunigte
anstandslos bis 100 und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 120
km/h - und das in der Stadt. Somit geht sicher auch der 2-Mann Betrieb
in Ordnung und die Überlandfahrt bleibt ein kurzweiliges - und
angenehmes - Erlebnis. Dafür sorgen neben dem Motor das fix verschraubte
Windschild und die sehr schön verarbeitete, abgestufte Sitzbank, die
Fahrer und Beifahrer durch ein Pölsterchen trennt und beiden mehr Halt
gibt. Zusätzlich stehen Mitreisenden noch massive Haltegriffe zur
Verfügung. |
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Na, ha, wie wär's? Sympathisches Rollergesicht. |
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Einiziger Nachteil: Auf der nach vorne schmäler werdenden
Sitzbank sitzt der Fahrer recht weit vorne, was zwar für ein besseres
Gefühl für das Vorderrad sorgt, gleichzeitig aber mit der Beinfreiheit
auch den Komfort einschränkt. Wünschenswert wäre außerdem eine
Verstellbarkeit des Windschilds, weil sich der obere Rand sonst bei
manchen Fahrern (durch Größe oder Sitzhaltung bedingt) genau im
Blickfeld befinden kann, was zu einer leichten Verzerrung führt.
Bei den Fahreigenschaften gibt es dann wieder nichts zu bemängeln.
Neben der bereits genannten guten Beschleunigung liegt der Roller
hervorragend in den Kurven, daß sich bei mir schon beinahe ein Gefühl
wie beim Motorradfahren einstellte, so ruhig und präzise zirkelte der
X-City selbst durch schnelle Kurven. Diese Ruhe bewahrt er auch bei
Fahrbahnunebenheiten, Rissen oder Schlaglöchern. Wer es nicht mehr
schafft, einer Unregelmäßigkeit im Straßenbelag auszuweichen, was selten
vorkommen sollte, der muß sich auch keine Sorgen machen, wenn er
geradewegs darüber fährt. Die großen Räder verleihen diesen Rollern
Souveränität und Gelassenheit. Ist schon ein Riesen Unterschied zu den
pubertären, kleinrädrigen Stadtflitzern. |
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Ich bin also sicher, komfortabel und flott unterwegs, kann
noch dazu die Holde mitnehmen und muß den Ausflug ins Grüne nicht
scheuen. Also nichts wie raus aus der Stadt, nur noch schnell die
Garderobe für das Wochenende eingepackt. Nur wohin damit? Der Blick
unter die Sitzbank offenbart Enttäuschendes. Nicht mal ein Integralhelm
findet Platz. Der Stauraum ist zwar großzügig in seiner Breite, nur
unpraktischerweise nicht sehr hoch. Abhilfe schafft ein Topcase aus dem
Zubehörprogramm, was zum Leidwesen des Besitzers erneut Kosten
verursacht. Mit dem zusätzlichen Stauraum fehlt es dem X-City dann
an fast nichts mehr.
Ein optionales ABS würde uns noch einfallen und/oder ein
integrales Bremssystem, weil es vielen Rollerfahrern sicher lieber ist,
wenn gewisse Dinge das Moped erledigt und normale Bremsen bei einem
Roller eigentlich nur einen Vorteil haben - man kann sportlicher Fahren.
Die 270er Scheibe vorne und die 240er hinten verzögern den X-City
jedenfalls einwandfrei, auch wenn man dazu doch etwas zupacken können
muss. |
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Um ein Topcase wird man nicht herum kommen. Hier die 46 Liter Variante
aus dem Zubhehörprogramm. |
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Der X-CITY 250 ist ein starker Stadt-Land-Flitzer der
Viertelliterklasse, der leider einen kleinen hat - einen kleinen
Kofferraum. Einen "großen" Motor, große Räder und einen stabilen Rahmen
mit ernstzunehmenden Federelementen in ein möglichst kompaktes, und noch
dazu elegantes Ganzes zu pressen ist eben kein Leichtes. Yamaha ist dies
jedenfalls bestens gelungen und mit einem Topcase ist alles wieder gut. |
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X-City 250
Details |
Fotos zum Vergrößern anklicken |
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Festgeschraubtes Windschild.
Verstellbarkeit wünschenswert. |
Drei schön eingefasste Rundinstrumente.
Digitalanzeige
darunter. |
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Nettes Detail zum Stolz des Fahrers:
Massive Lenkerenden. |
Einklappbare, gummierte Fußrasten. Die Fußmatten für
den Fahrer bewegen sich. |
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Hinter dem Auspuff verbirgt sich eine richtig sexy
Schwinge. |
Für Kleinzeug. So wie der Kofferraum. |
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Alufelgen im sportlichen Design. Und bremst gut. |
Klingt doch schon mal nicht schlecht. |
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X-MAX 125 |
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X in der Stadt. Kann zwischen Häuserfronten und
Autokolonnen alles, was der X-City kann. Manches besser. |
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Wechsel von 21 PS auf 14 PS. Sollte ich jetzt meine Entscheidung,
zuerst den Viertelliter und dann erst das Achterl zu nehmen, bereuen? Würde
ich den Verlust von 7 PS spüren wie 7 Jahre Unglück? Es war zu erwarten,
doch es kam ganz anders. Schon auf den ersten Metern und den ersten
Schlangenlinien durch den Verkehr wurde deutlich, daß der X-MAX keinesfalls
Leistung vermissen ließ. Zusätzlich wirkte er noch ein ganzes Stück
agiler als der X-City. Verantwortlich dafür sind neben dem um 12 Kilo
geringeren Gewicht die um jeweils 1 Zoll kleineren Räder. Der X-MAX rollt
vorne auf einem 15 und hinten auf einem 14 Zoll Pneu. Das tut dem Komfort keinen
Abbruch, steigert aber die Handlichkeit, wodurch sich der X-MAX anfühlt
wie ein "Kleiner", der X-City hingegen schon wie ein "Großer".
Der Vortrieb endete für mich bei 105 km/h |
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Schlauer Fuchs. Auch, wer ihn kauft. |
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Ich hatte sofort mehr Vertrauen, wenn es darum ging, an der roten
Ampel den Autorückspiegel-Slalom zu fahren. Die Grundeinstellung
wechselte
nun zu "Das geht sich sicher aus". Die Skepsis, die beim
X-City noch
mitfuhr, war abgesprungen. Nicht, weil der Max von den Abmessungen her
kleiner wäre als der City, er ist sogar um 5 mm breiter und ganze 35 mm
länger. Mit dem Max gingen feinmechanische Manöver
einfach viel leichter von der Hand, wodurch er sich dem Fahrer viel
kompakter darstellt. Genau so muß ein Roller in der Stadt
funktionieren.
So spritzig wie Handling und Motor arbeiten die Bremsen. Die
vordere kam mir beinahe giftig vor, auch wenn die Scheibe im Durchmesser
um 3 mm kleiner ist als die des X-City. Insgesamt verzögerte der X-MAX
besser als sein großer Verwandter, ein weiterer Vorteil bei den kurzen
Reaktionszeiten im ständig wechselnden Stadtverkehr.
Das größte Wunder verbirgt sich beim X-MAX aber unter der Sitzbank.
Man öffnet den Bauch eines Wals, dessen Magen zwei Integralhelme plus
Gepäck in sich aufnehmen kann. Habe bisher bei keinem anderen Roller
einen derart großzügigen Kofferraum gesehen, der dieser Bezeichnung wahrhaft würdig ist. Kleinerer Motor, kleinere Räder, größerer
Nutzen. Ebenso erfreulich das Handschuhfach mit einem kleinen
Ablagekörbchen, damit Handy und Sonnebrille nicht herumkullern. Wer noch
ein Topcase montiert, kann damit wahrscheinlich sogar umziehen. Stauraum
wie ein Super Guppy, mehr geht nicht. |
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Bei beiden Rollern ein Highlight - die Sitzbank. Schön
gearbeitet, geformt und angepaßt. |
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In
Sachen Komfort steht der Kleine dem Großen ebenfalls in nichts nach,
auch hier ist die Sitzbank tadellos vernäht, bequem und ausladend und
sorgt für den richtigen Halt. Die großzügigen Federwege von 110 mm vorne
und 95 mm hinten schonen die Dämpfungselemente in uns selbst, wirken
dennoch straff und ergänzend zum verwindungssteifen Rahmen. Das Windschild bietet
zwar etwas weniger Schutz, dafür gibt's Handguards. Nicht so optisch ansprechend wie beim
X-City
sind die Armaturen. Hier wurde etwas gespart. Der X-City ist insgesamt
ästhetisch wertvoller, die Qualität bei beiden gleich hoch. Das Meiste
kann der X-MAX 125 (den es übrigens auch als 250er Variante gibt)
mindestens genauso gut wie der X-City 250. Nur bei Überlandfahrten und
im Zwei-Mann-Betrieb hat er das Nachsehen. Dazu besitzt der X-City mehr
Ruhe und Gelassenheit und läßt seine Passagiere entspannter durch das
Leben gleiten. |
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X-MAX 125 125i
Details |
Fotos zum Vergrößern anklicken. |
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Instrumente, weil die halt sein müssen. Nicht mehr. |
Integrierte Blinker und sowas wie Handguards. |
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Ist die giftig? Ja, also Vorsicht beim Hingreifen. |
5-zackige, dunkle Sternfelgen. Überraschend böse. |
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Praktisch: Zusatzbehälter im Handschuhfach. |
Ein Kofferraum wie ein Walbauch! Schluckt 2
Integralhelme. |
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Die mit Noppen fixierten Fußmatten schwimmen leider
etwas. |
Schutzblech am Auspuff für Stürze und Autokolonnen. |
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Klassische Verkehrssituation. Der X-MAX versucht,
zwischen zwei gewöhnlichen Autos durchzukommen, (Szene zu
Demonstrationszwecken nachgestellt) wobei noch unklar ist, ob die Lücke
breit genug ist. Im Zweifelsfall empfehle ich unbedingt: Einfach Gas
geben und versuchen. Kleine Retuschen am Autolack kosten heute nicht
mehr die Welt. |
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Für welchen Roller soll man sich nun entscheiden? Für beide. Es
kommt eben ganz darauf an, wo man lebt und wofür man ihn einsetzen will.
In einer Stadt wie Wien würde meine Wahl auf alle Fälle auf den X-MAX 125
fallen. Den Leistungsnachteil macht er durch seine Wendigkeit mehr als
nur wett, ist quirliger und spaßiger. Und das Match um die Zweckmäßigkeit den Stauraum betreffend
gewinnt er sowieso zu Null. Bei Überlandfahrten und mit 2 Passagieren
hat er allerdings das Nachsehen, was wiederum für den X-City 250 spricht.
Der kommt locker mit einem Beifahrer zurecht und nimmt auch den Ausflug
auf's Land wie ein Erwachsener. Das Gepäck muß dann freilich in einem Topcase mitreisen. Und während Nils gerade die B-King in der
Reiss'n hat, freue ich mich schon auf den nächsten Rollertest. |
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Farben X-MAX
125i |
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Mindnight
Black |
Fine Silver |
Mistral
Grey |
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Farben X-City
250 |
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Midnight
Black |
Neptune
Blue |
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Technische Daten |
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X-City 250 |
X-MAX 125 |
Motor |
4-Takt 1-Zylinder |
4-Takt 1-Zylinder |
Hubraum |
250 ccm |
124,66 ccm |
Bohrung/Hub |
69 x 66,8 mm |
52 x 58,6 mm |
Verdichtung |
10:1 |
11,2:1 |
Leistung |
15,6 kW/7.500 U/min. |
10,36 kW/8.750 U/min. |
Drehmoment |
21,5 Nm/5.800 U/min. |
11,33 Nm/6500 U/min. |
Getriebe |
Automatik |
Automatik |
Sekundärantrieb |
Keilriemen |
Keilriemen |
Bremse vorn |
270 mm |
267 mm |
Bremse hinten |
240 mm |
240 mm |
Reifen vorne |
120/70-16 |
120/70-15 |
Reifen hinten |
140/70-15 |
140/70-14 |
Länge |
2.175 mm |
2.210 mm |
Breite |
785 mm |
790 mm |
Sitzhöhe |
790 |
785 mm |
Tankinhalt |
10,5 l |
12,5 l |
Gewicht trocken |
165 kg |
153 kg |
Preis |
4695.- |
4.195.- (3.995.-) |
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Interessante Links:
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Text: kot
Fotos: kot, Yamaha |