Sturz mit Ducati 999

kot hat sich für seinen ersten Sturz ein ganz besonderes Bike ausgesucht. Eine schwarze Ducati 999. Er schaffte aber das Unmögliche: 90 Grad Schräglage.

Schwarzer Montag - Ducati Schrott

Schwarze Ducati wird von kot in schwarzer Montur auf schwarzem Asphalt zu Fall gebracht. 

Mit dem ersten Sturz hatte ich eigentlich schon viel früher gerechnet. Schon seit der Fahrschule. Letztes Jahr wurden brenzlige Situationen aber des öfteren vom ABS abgefangen und die ängstliche Fahrweise der ersten Saison war begleitet von großen Sicherheitsreserven. Doch als meine Freundin beim Anblick der Ducati 999 bemerkte, 999 ist 666 auf den Kopf gestellt, war irgendwie alles klar.

Es war der bisher heißeste Tag in diesem Sommer. Die Temperaturanzeige am Neufelder See zeigte äquatoriale 36 Grad. Das kühle Nass mußte im 5 Minuten-Takt aufgesucht werden, sonst drohten Brandblasen auf der Haut. 

Ich lag am Rücken, ließ mir die Sonne auf den Bauch scheinen und freute mich, daß auch viele Frauen nur eine Badehose trugen. Außerdem blickte ich mit zufriedener Gewissheit auf eine abendliche Ausfahrt mit einer Ducati 999. Ein schöner Tag in meinem Leben.

Kurz vor 18.00 Uhr, ich hatte mich bereits ins wohl temperierte Schlafgemach zurückgezogen - und zwar nicht alleine - eine SMS von ganz oben: "Brauchen Ducati, machen jetzt Fotos." Also raus aus der Freundin, rein in die schwarze Kombi, den schwarzen Helm, die schwarzen Schuhe und Handschuhe, rauf auf die schwarze Ducati 999. Es war die letzte Fahrt. Jetzt noch ein paar Fotos und dann muß sie wieder zurück zu BLM in Bruck/Mur. Schön war's. Werde die letzten Minuten noch genießen. Da die schöne Verkleidung der Italienerin eine Autobahn-Vignette vermissen ließ, mußte ich den Weg über die Ortschaften wählen.

Eisenstadt-Großhöflein-Müllendorf-Steinbrunn-......
..aber was zähle ich das alles eigentlich auf? Die Reise war in der zweiten Ortschaft sowieso schon zu Ende. Großhöflein und Müllendorf verbindet eine kurze , sehr lang gezogene Rechtskurve. Diese mündet in einen Kreisverkehr, früher eine gefürchtete Kreuzung. Als ich noch ungefähr 100m davon entfernt war, fiel mir der dunkle rechte Fahrbahnrand auf, im gleißenden Sonnenlicht war allerdings nicht auszumachen, was die Ursache dafür war. 

In meiner sturzfreien Naivität nahm ich an, daß hier die Straßenreinigung am Werk war oder sonst irgendein Gemeindefahrzeug Wasser gelassen hatte. Vielleicht wurde die Straße auch ausgebessert. Auf alle Fälle nichts Besorgniserregendes. Ich sah also keinen Grund, meine Linie zu korrigieren.
Der dunkle Streifen begann ganz dünn und weitete sich bis zum Kreisverkehr zu einem 3 Meter breiten See aus. Skeptisch drosselte ich die Geschwindigkeit. Als meine Reifen mit dem "dunklen Asphalt" in Berührung kamen, wußte ich augenblicklich, was Sache war. Ich bewegte mich soeben auf einem Ölteppich. Plötzlich wurde alles sehr unlustig. Ich versuchte weder zu bremsen, noch zu lenken und wollte das Motorrad völlig gerade über das Öl gleiten lassen. Leider ließ sich der schmierige Teppich nicht davon beeindrucken. Wie auf einer Eisplatte zog es beide Reifen weg und ich schlitterte neben Plastik und Eisen im Wert von 20500 Euro in den Kreisverkehr.

Aufgrund der geringen Geschwindigkeit wurden keinerlei Knochen in Unordnung gebracht, Plastik und Eisen jedoch schon. Als ich mich aufrichtete, stand ich in einem Ölsee. Die Straße war eisglatt. Ich hatte Schwierigkeiten drübergehen, ohne auszurutschen. Ich wollte die Italienerin in der Panik natürlich sofort aufheben. Dies führte zu gar nichts, ausser zu Schmerzen in der Hüfte an den folgenden Tagen. Nach 30 Sekunden blieb ein Ehepaar stehen. Der hilfsbereite Mann half mir, die beschädigte Schönheit auf die Beine zu stellen und aus der Gefahrenzone zu schieben. 

Die bereits gereinigte Straße. 
Die roten Striche zeigen die Umrisse des Ölteppichs.

Ich wollte sofort meinen Cousin anrufen. Er wohnt im Ort, ist im Speditionsbetrieb seiner Eltern tätig, hat mehrere Transporter und kann sie auch bewegen. Meine Ersthelfer stellten mir auch gleich ein Handy zur Verfügung. Pech war nur, daß mir die Nummer nicht einfiel. Na gut, dann ruf ich mal die Freundin an....Auch diese Nummer war in meinem Gehirn nicht abrufbereit. Egal, zuerst den Nils......Nummer im Kopf derzeit nicht erreichbar . Ohne Zweifel war das Telefonbuch in meinem Schädel im Offline-Modus. Aber nach einer 10-minütigen Beruhigungsphase fiel mir die Nummer von Herbert, meinem Cousin, wieder ein und kurze Zeit später kam er mit einem Transporter um das Alteisen wegzuführen.

Während dessen rollten mehrere Einsatzwägen der Feuerwehr an, um die kilometerlange Ölspur durch ganz Müllendorf zu beseitigen. Zig Besen wurden ausgepackt und das schwarze Gold mit Ölbindemittel vom Asphalt gekehrt. Wie sich herausstellte, stammte das Öl aus einem geplatzten Schlauch eines ziemlich grossen Traktors. Der Fahrer brabbelte bei der Vernehmung irgendwas von "James Bond" und "musste meine Verfolger abhängen". Einen konnte er zumindest stoppen.

Das Motorrad wurde bei meinem Cousin in die Garage geschoben. Als ich es am nächsten Tag mit dem 1000PS-Scudo abgeholt habe, checkte ich nochmals sämtliche Blessuren. Hinterer Bremshebel weg, Verkleidung zerkratzt, vorderer Bremshebel unsachgemäß verbogen, Kupplungsdeckel abgeschliffen. Na ja, keine inneren Organe verletzt, halb so schlimm, dachte ich mir, aber nur bis ich anstartete. Ich hab's ja gern, wenn's im Motor ein bisschen scheppert, das hat durchaus seinen Reiz, aber so wie das Getriebe jetzt krachte, hörte sich das eher nach "Osteoporose-Patient-fliegt-die-Stiegen-runter" an.

Dem Händler von so einer Sache zu berichten ist nicht immer angenehm. Aber als NastyNils in meiner Vertretung Didi Brandl benachrichtigte, war er der erste, der sich zuerst nach dem Wohl des Fahrers erkundigte. Nils selber interessierte nur das Motorrad. Enzo Ferrari läßt grüssen.

Der Hinterreifen hat nach der Öl-Politur geglänzt wie noch nie. Offener Kupplungsdeckel leicht gemacht.

Schürfwunden, die nicht von selbst verheilen.

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Bericht vom 04.08.2005 | 15.566 Aufrufe

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