Biketour durch Texas

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Biketour durch Texas

 

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Liebe auf den zweiten Blick

Cowboys, Longhorns, Steaks, endlose Weiten und reiche Ölbarone – Texas ruft unweigerlich eingebrannte Klischees ab. Unser Mission war so klar wie einfach: Macht einen ausgedehnten Rundritt im Cowboy-Eldorado und bringt persönliche Eindrücke mit. Dabei galt es lediglich zwei Grundprinzipien zu wahren: Erstens mit einer Harley zu reiten und zweitens die großen Fernstraßen meiden. Logisch: Die amerikanischen Bikes passen nirgends besser auf den Asphalt als im Land ihrer Erfinder. Die Highways abseits der großen Interstates garantieren neben Einsamkeit und Freiheit auch unerwartete Highlights - Kurvenorgien wie man sie in dem Teil Amerikas garantiert niemals erwarten würde.

 

El Paso/West-Texas an der mexikanischen Grenze, Ausgangspunkt unserer Motorradtour. Eine Stadt, wie sie gegensätzlicher nicht sein kann. Sie zählt auf der amerikanischen Seite zu einer der sichersten Plätze in den USA, ihre Zwillingsschwester Juarez direkt gegenüber im Süden zu einem der gefährlichsten Krisenherde weltweit. Ein Drogenkrieg ungeahnten Ausmaßes sorgt für Angst und Schrecken samt unzähligen Morden. Die Gringos achten einzig darauf, möglichst keine Kugeln über den hermetisch geschützten Grenzstreifen pfeifen zu lassen. Auf keinen Fall sollte das amerikanische Militär zum Eingreifen gereizt werden. Das Drogenproblem ist den örtlichen Behörden längst entglitten, die Zustände an der Grenze kann man als anarchisch beschreiben.
Wir erklimmen am Morgen den „Scenic Drive Overlook“ in El Paso um den Sonnenaufgang auf der mexikanischen Seite zu beobachten. Ein atemberaubendes Schauspiel. Dabei kann man sich das apokalyptischeChaos im wenigen Meilen entfernten Grenzgebiet nicht im Geringsten vorstellen.

Unsere Harleys stampfen im gleichmäßigen Rhythmus den Internate 10 in Richtung osten. 80 Meilen bis Van Horn, ein kurzes Stück, wir wollen unserem Auftrag gerecht werden und große Fernstraßen meiden. Der Vergleich der transkontinentalen Autobahn in Amerika mit einem europäischen Gegenstück ist insofern interessant, als dass man außerhalb größerer Städte mit einem Verkehrsaufkommen wie in Österreich bestenfalls am heiligen Abend konfrontiert wird. Als wir allerdings auf den Highway 90 in Richtung Süden nach Del Rio abbiegen, bekommt der Begriff „Einsamkeit“ eine völligneue Definition. Zu aberwitzig erscheinen die Dimensionen und Entfernungen. Es kommt jenes Feeling auf, welches man aus zahlreichen Hollywood-Filmen kennt: endlose Weiten, schnurgerade Straßen und kein Verkehr. Der Bundesstaat Texas ist annähernd zweimal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland, wird aber nur von etwa 26 Millionen Einwohnern bevölkert. Wenn man bedenkt, dass sich ein beträchtlicher Teil in den großen Ballungszentren Houston, San Antonio, Austin und Dallas konzentriert, bleibt eine paradisisch große Flächen für den Rest der Bewohner.

 

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Wir sind unterwegs zu unserem ersten Highlight, dem Big Band National Park am Rio Grande (http://visitbigbend.com). Unser Zielort heißt Lajitas, ein kleines Dorf an der Grenze. Die Naturkulisse ist atemberaubend. Wir reiten in einen Sonnenuntergang der es in sich hat, Gänsehaut-Feeling pur und treffen einen Park Ranger, der uns am nächsten Morgen die Highlights der Gegend zeigt. Von der naturbelassenen und menschenleeren Schönheit sind wir schwer begeistert. Hier kann man das Motorrad auch mal getrost abstellen, wandern, oder einfach die Seele baumeln lassen. Wir genießen das letzte Tageslicht am Rio Grande,besuchen ein verlassenes Film-Set, in dem der Kinoschlager „Street of Laredo“ gedreht wurde und fahren zurück ins kleine Motel an der Kreuzung zum Highway 118 in der Nähe der „Ghosttown“Terlingua. Es ist Freitag Abend und die umliegenden Rancher haben ein kleines Dorffest samt Motorrad-Treffen organisiert. Eine lokale Band spielt, die illustren Gäste, eine Mischung aus Texanern, Mexikanern, Puertoricanern und Indianern feiern so, wie es auch schon vor 100 Jahren gewesen sein muss. Ungekünstelt, erdig, rau, mit Sternenhimmel, Lagerfeuer und einer unvergleichlichen Country-Romantik. Wir geben uns der einzigartigen Stimmung hin und genießen eine Nacht mit Steaks, Bier und Tex-Mex Musik.

Entlang am großen Fluß.
Der Rio Grande (oder Rio Bravo, wie er in Mexiko genannt wird) bildet einen über 1500 Kilometer langen Teil der Grenze zwischen Mexiko und den USA und rund ein Viertel davon repräsentiert gleichzeitig die Grenze des Nationalparks Big Bend. Das Naturschutzgebiet umfasst eine Gesamtfläche von über 3.200 Quadratkilometern und zählt damit zu den Größten der Vereinigten Staaten. Da die Seehöhe des Parks von 500 bis hinauf zu 2300 Metern reicht, gibt es eine Vielfalt an Lebensräumen der vorkommenden Tier- und Pflanzenarten. Vom Schwarzbären bis zum Puma. Eindringlich wird man vor Klapperschlangen gewarnt, sie würden speziell am Abend gerne den warmen Asphalt aufsuchen. Wir hatten das einzigartige Glück, wild lebende Taranteln zu beobachten. Wunderschöne handtellergroße Tiere, die zwar herzhaft beißen, aber nicht giftig sind.
 
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Ein original amerikanisches Frühstück am Morgen macht uns fit für den bevorstehenden langen Ritt. Der Highway 90 entlang der mexikanischen Grenze gehört zu den absolut einsamsten der gesamten USA. Eine Fahrt ins Nirgendwoeinzig unterbrochen durch Stopps der „Texas Border Control“. Mit den Jungs ist nicht zu spaßen, denn wenn sie eines nicht wollen, dann sind es Fotoapparate. Es schlägt wohl aufs Gemüt, wenn man in der Gegend unter sengender Hitze die mexikanische Invasion abwehren muss. Die lässig baumelden Colts sitzen so locker wie damals im Wilden Westen. 

In Del Rio, dem amerikanischen Gegenstück zu Ciudad Acuñain Mexico lassen wir uns über die Grenze bringen, um auch mal „drüben“ gewesen zu sein, aber ehrlich gesagt versäumt man nichts. Außer, dass sich die Wiedereinreise in die USA als absolutes Abenteuer entpuppt. Den Beamten war die kurze Verweildauer verdächtig erschienen, also wird die komplette Nummer abgezogen. Raus aus dem Auto (die Bikes blieben vorsorglich in den USA), Einzelverhöre, Einreiseformulare samt eindringlichen Belehrungen. Dabei werden einem absurden System schnell seine eigenen Grenzen aufgezeigt – außer Zeit- und Steuergeldverschwendung ist nichts produziert worden.

Unser nächstes Ziel heißt San Antonio. Nicht nur das berühmte Fort Alamo im Zentrum der Stadt ist für Geschichtsinteressierte einen Abstecher wert(http://thealamo.org/). Im mexikanischen Unabhängigkeitskrieg (1815–1821) eroberten die gegen Spanien aufständischen Mexikaner das Fort. Als der mexikanische General und Präsident Santa Anna mit 7.000 Mann den Rio Grande überschritt, um den Aufstand niederzuschlagen, wurde General Houstons vorläufiger Rückzug von den etwa 200 Verteidigern im Alamo vom 23. Februar bis zum 6. März 1836 gedeckt. Am 2. März 1836 erklärte Texas seine Unabhängigkeit von Mexiko. Ein geschichtlich interessanter Ort, heute ein Nationalheiligtum. Die Ereignisse um die Schlacht von Alamo wurden vielfach verfilmt. Am bekanntesten sind „Alamo“ unter der Regie von John Wayne (1960) und der Film „Alamo – Der Traum, das Schicksal, die Legende“ von John Lee Hancock aus dem Jahr 2004. 

 

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San Antonio bietet auch am Abend jede Menge Verführungen. Entlang des berühmten „Riverwalk“ gibt es unzählige Restaurants, Bars und Saloons, in denen Livemusik gespielt wird. Von Mariachi, Country- bis zu Tex-Mex. Hier steppt der Bär, Langeweile scheint in San Antonio ein Fremdwort zu sein.

Am Morgen begleitet uns ein echter Texaner zu unserem nächsten Ziel –Fredericksburg, samt dem weitaus berühmteren „Luckenbach“. Wir sind überrascht, denn hier gibt es echte Kurven zu fahren. In einer Anzahl und Qualität, wie man es in Amerika nicht für möglich hält. Man muss es sich so vorstellen: man nehme die hier in Österreich berühmte Strecke auf´s „Gaberl“ in der Steiermark, denkt sich Verkehr, Polizeikontrollen und Bevölkerung weg und verlängert das Ganze um den Faktor 100. Eine liebliche, leicht hügelige Gegend mit unendlich weitläufigen Kurven, ein irrer Kontrast zu den endlos scheinenden Geraden der letzten Tage. Echte Geheimtipps stellen dreiProvinz-Highways dar, welche in Texas unter dem Begriff „three twistet sisters“ berühmt und berüchtigt sind. Nicht umsonst haben die Amis dort im regelmäßigen Abständen große Warntafeln aufgestellt. Allerdings für europäische, kurvenerfahrene Biker ein unbeschreibliches Gesamtkunstwerk. Stundenlang geht es links, rechts, ohne jeden Gegenverkehr. Wir fahren uns in einen Rausch, klatschen uns an den Tank-Stopps ab, so als hätten wir die Tourist-Trophy auf der Isle of Man gewonnen. Wir wollen nicht mehr aufhören, der begleitende Texaner merkt das und fährt noch weitere Abzweigungen, um unser Hochgefühl ins Unermessliche zu steigern. Erst spät am Abend kommen wir in Luckenbach an, um uns ein genüssliches Feierabendbierchen an der Country-Bar zu genehmigen. Vor dem Saloon improvisieren ein paar Cowboys aus der Umgebung auf ihren Instrumenten. So und nicht anders stellt man sich einen gelungenen Tagesausklang nach einer atemberaubenden Tour vor.

 

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Luckenbach/Texas
Ein kleiner Flecken, mitten im Herzen von Texas, eine winzige Ansammlung von Holzschuppen, ursprünglich erhalten und durch die Musik weltberühmt gemacht. Luckenbach wurde Ende der 1840er von deutschen Farmern besiedelt, darunter die Brüder Jacob und August Luckenbach. Die ältesten, auch heute noch intakten Gebäude Luckenbachs stellen ein Gemischtwarenladen und ein Saloon aus dem Jahr 1849 dar. Der Ort war als „Tradingpost“ gegründet worden und man betrieb Handel mit den Comanchen. Luckenbachs Berühmtheit verdankt es der Country-Musik. Es begann im Sommer 1973, als Jerry Jeff Walker in der Luckenbach Dance Hall das Live-Album „Viva Terlingua“ aufnahm, welches zu einem Klassiker der Outlaw-Bewegung der Country-Musik aufstieg. Vier Jahre später setzten Waylon Jennings und Willie Nelson Luckenbach mit dem Lied „Luckenbach, Texas“ ein ewiges Denkmal.

Fredericksburg Wir erreichen die texanische Kleinstadt mit deutschen Wurzeln. Fredericksburg wurde 1846 von dem aus Dillenburg Deutschland stammenden Otfried Hans Freiherr von Meusebach gegründet. Seit dem Founder's Day im Mai 1996, wird am 2. Wochenende im Mai die Unterzeichnung des nie gebrochenen Friedensvertrags vom 9. Mai 1847 zwischen den Nachkommen der deutschen Siedler und den Comanchen mit einem großen "Pow-wow" gefeiert. Die Einwohner der Stadt sind bemerkenswert stolz auf ihre deutsche Abstammung. Viele Straßen, Restaurants, Hotels und Geschäfte haben deutsche Namen und bieten typisch deutsches Essen an. Die dort noch lebenden Deutschamerikaner sprechen teilweise Texasdeutsch. Fredericksburg ist auch als Geburtsort des berühmten General Chester W. Nimitz, einem Kriegshelden aus dem 2. Weltkrieg, bekannt. Rund um die Stadt kann man herrlich Motorrad fahren. Am besten macht man hier ein zwei Tage Quartier und nützt die Zeit für ausgedehnte Ausfahrten ins Umland. Eine herrliche, kurvenreiche Gegend, teilweise glaubt man Ähnlichkeiten mit dem Schwarzwald zu erkennen.

 

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Auf der Wildcutter Ranch
Wer will nicht einmal im Leben mit örtlichen Cowboys auf einer Ranch arbeiten und reiten? Wir nutzen die Gelegenheit, um der Wildcutter Ranch in der Nähe von Graham Quartier einen Besuch abzustatten. Ein weitläufiges Gelände mit allerlei Farmgebäuden, bis hin zu einem eigenen Saloon lässt uns staunen. Wir nutzen die Gelegenheit, bleiben zwei Tage um die berühmten Texas Longhorns zu füttern, mit dem Pferd in die umliegende Prärie zu reiten und auf der hauseigenen Shooting-Ranch unsere Schießkünste aufzufrischen. Dabei bekommen wir auch die Sichtweise der Texaner zu Ihren Waffen nähergebracht. Wenn man wie die Rancher hier mit dem Pferd ein paar Tage draußen mit dem Vieh in der Prärie unterwegs ist, scheint es auch für Europäer verständlich, dass es mit einem Gewehr im Outback sicherer scheint. Es gibt in der Gegend noch jede Menge wilde Pumas, Bären und allerlei giftiges Getier. Die Dimensionen der Landschaft sind eben XXL und der Weg zurück in die Zivilisation kann lange dauern. Wir haben die zwei tollen Tage auf der Ranch genossen,ein einmaliges Erlebnis, sehr zu Empfehlen (http://www.wildcatterranch.com).

Unsere 2800km lange Tour geht in Fort Worth zu Ende. Die alte texanische Handelsmetropole hat sich flächenmäßig längst mit Dallas vereint. Die beiden Städte gelten als die Ölmetropolen der USA. Wir statten dem „Historic District“ einen Besuch ab, können uns streckenweise noch gut in die alte Zeit versetzen und sehen einem Show-Viehtrieb für Touristen zu. Die Amis brauchen eben ihre Dosis Disney-Klamauk. Eine Ecke weiter wird es allerdings interessanter, als dass wir vor dem ältesten Rodeo-Stadion der USA, dem „Cowtown Coliseum“stehen. Hier ist alles aufgetreten, was in der Liga Rang und Namen hat. Ein ehrwürdiges, mit dicker Patina versehenes Denkmal. Texas as it´s best.

Hinter der riesigen, ehrwürdigen Halle ein mindestens noch dreimal so großes Gebäude. Man stelle sich bei uns einen IKEA-Einkaufstempel vor –das berühmte „Billy Bob´s“ als „World largest Honky-Tonk Saloon“ (www.billybobstexas.com). In dem Schuppen sollte man gut zu Fuß sein, denn es kann mindestens ein halbe Stunde dauern, bis man das Lokal halbwegs durchquert hat. Ein gigantischer Saloon(!!) kein Einkaufszentrum. Einfach nur irre, aber typisch für ein so maßlos scheinendes Land wie Texas.

Texas erschließt sich einem Biker nicht auf den ersten Blick, wird aber auf den Zweiten hoch interessant. Man kann hier alles haben: endlose Weiten, typische Western Klischees, aber auch Kurvenorgien wie in Europa. Man muss es nur wissen. In Texas scheint es ratsam, die Tour mit einem Guide zu buchen. Die beschriebenen Feinheiten wird man alleine nur schwer, oder eher zufällig entdecken können. Texas stellt eine echte Alternative für verwöhnte Biker dar,ist weit weg von Massenrummel und bietet unvergleichliche Erlebnisse – eben ein Geheimtipp.

 

Interessante Links:

Text: Bernhard Brandstetter
Fotos:
Bernhard Brandstetter

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Bericht vom 10.02.2014 | 10.723 Aufrufe

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