kot beim GSX-R Finale
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Suzuki GSX-R Challenge 2011 - Finale |
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Jedes Ende bedeutet einen Anfang. |
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Dieses Gefühl hatte ich schon einmal. Als ich damals im R6 Cup plötzlich um 4 Sekunden schneller fuhr und endlich die 2.10 Mauer am Pannoniaring durchbrochen hatte. Da wusste ich, dass die Dimension, in der ich mich so lange im Kreis bewegt hatte, ohne vorwärts zu kommen, nicht mein Gefängnis war. Statt mich ständig umzusehen, wer von den anderen ebenfalls auf der Stelle trat, blickte ich jetzt weit nach vorne. | |
Ich habe nie geglaubt, ein Rennfahrer zu sein oder zu werden. Mit 26 hat man keine Träume mehr (frag Amy Winehouse), besonders dann nicht, wenn man in diesem Alter erst den Motorradführerschein macht. Nach einer Rookiesaison mit der Lebenserwartung eines Spanferkels wagte ich meine ersten Gehversuche auf dem Ring im Rahmen von Fahrtechniktrainings. Ich wurde sicherer, ich wurde routinierter, aber ich wurde nicht wirklich schneller. Bis zum heutigen Tage kann ich deshalb nur einen Erfolg für mich verbuchen: Ich bin auf der Rennstrecke noch nie gestürzt, was sich wiederum durch die Rundenzeiten erklären lässt. Doch was nutzt einem die Gesundheit, wenn man sich für sie schämen muss? |
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Mit 26 hat man keine Träume mehr. |
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Ich gebe niemanden die Schuld dafür, außer mir selbst. Nach einer respektablen Zeit am Pannoniaring hätte ich weitermachen und konsequent an mir arbeiten müssen - Krise hin oder her. So wie ich an jedem Samstag konsequent und wie ein Uhrwerk Bier in mich hineinschütte, bis ich nicht mehr kann, so hätte ich meine Runden drehen müssen, Tipps einholen, Fragen stellen, Druck machen. Doch es gab wie so oft im Leben einen zweiten, breiteren und gemütlicheren Weg: Gar nicht fahren. Ich brauchte nicht lange, um eine Entscheidung zu treffen. Drei Jahre später bin ich zurückgekehrt. | |
Es war in Brünn und es war bei der Suzuki GSX-R
Challenge, dem erfolgreichsten und einzigen Markencup Österreichs. Da
wichen Angst und Ablehnung Ehrgeiz und Euphorie. Da ging die Sonne
über der Rennstrecke wieder auf. Da war ich wieder zurückgekehrt zum
Ursprung, um den roten Faden des Schicksals endlich in meine Hand zu
nehmen, statt mich nutzlos treiben zu lassen. Das ist jetzt natürlich
völlig übertrieben, es war halt einfach extrem leiwand. Aber keine
Frage, ich war wieder da. Das hilfsbereite, kameradschaftliche Umfeld,
das faire Verhalten auf und neben der Strecke und die gleichermaßen
professionelle wie entspannte Organisation vom Pezibär Team waren
ausschlaggebend dafür, dass ich mich beim Auf-der-Rennstrecke-fahren
(ich wage nicht, von Rennfahren zu sprechen) noch nie so wohl gefühlt
habe, wie an diesem Wochenende. Ich sah wieder eine Zukunft. Von nun an
musste ich Leuten, die keine Ahnung haben und sich deshalb leicht
beeindrucken lassen, nicht immer wieder die selben, alten Geschichten
erzählen, sondern würde ihnen neue vorlügen können. Endlich neue Geschichten vorlügen. Beim Finale der GSX-R Challenge am Hungaroring haben sich die positiven Gefühle noch verstärkt. Es ist definitiv nicht möglich, am vorletzten September Wochende bei noch besserem Wetter motorradfahren zu dürfen. |
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Obwohl in allen Klassen noch über den Meistertitel entschieden werden musste, war die Stimmung gelassen und freundlich. Außerdem hatte ich diesmal das Rundum-Sorglos-Paket mit. Motorradständer, Benzinkanister mit Inhalt und selbst besorgte Reifenwärmer von TTSL. Wahrlich ein beeindruckender Auftritt, fehlte nur noch das vollautomatische Motorhome. Ich war definitiv bereit, trotzdem reichte es im Training nur für recht bescheidene Zeiten. | |
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Die Ausrede auf das Serienbike war leider nicht mehr gültig, seit Lukas
Trautmann mit einem solchen im Training 1.57er Zeiten abgefackelt hatte. (Lukas
Trautmann Onboard) Gut, der ist ja auch schon 15 Jahre alt.
An seiner 600er GSX-R wurde lediglich das Federbein durch eines von WP
getauscht. Diesen Vorteil konnte ich nicht gelten lassen und rief
Fahrwerksgroßmeister Hans
Haslacher
zu mir, er solle doch mal etwas herumschrauben, wie er das für richtig
hält. Der Mann vereint praktisch das Wissen aus mehreren Jahrhunderten
in sich. Seiner profunden Meinung nach ist die Gabel der GSX-R vom
Feinsten und für mich dürfte auch das Federbein mehr als gut genug sein.
Er doktert an beidem ein wenig herum, versetzt die Gabel um 3 mm nach
oben und verändert damit mein Leben. -2 Sekunden im Qualifying, -2
Sekunden im Rennen, 8. Platz in der 600er Klasse (von vielen). Im Kampf mit zwei tags zuvor noch wesentlich schnelleren Kollegen fühlte ich mich erstmals mittendrin, statt nur dabei. Die Summe aller Geschehnisse an diesem Wochenende machte es möglich. Die Ausnahmekönner Lukas Trautmann und Thomas Berghammer haben gezeigt, was mit einer Serienmaschine und straßenzugelassenen Rennreifen möglich ist. Das stärkte mein Vertrauen. Fahrwerksspezialist Hans Haslacher stellte mein Motorrad perfekt ein. Das verbesserte meine Fahrweise. Die Crew von Suzuki und Bridgestone, das Team von Pezibär, die Familie Eder oder Fahrer wie Michi Lang kümmerten sich sofort um mich, wenn ich mal Hilfe brauchte. Das machte mich endgültig sicher. Ich bin nächstes Jahr wieder dabei. |
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3...2...1...meins. Theo kommt aus Hogwarts und kennt sich mit Schweinen aus. Er war Koch, Kellner, Wirt, Gast und Putze in einer Person. Zum Saisonabschluß gab's ein 60 Kilo Schweinderl und mehr Freibier, als wir trinken konnten. |
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Text: kot |
Bericht vom 29.09.2011 | 5.119 Aufrufe