KTM beendet CFMOTO-Vertrieb in Europa
Import-Lösung ab Juni ungewiss
Die KTM AG wird ab 1. Juni 2025 nicht mehr für den Vertrieb von CFMOTO und ZEEHO in Europa verantwortlich sein. Was hat die Investorensuche des angeschlagenen Motorradriesen damit zu tun?
CFMOTO-Vertrieb: KTM zieht sich aus allen fünf Ländern zurück
Der Reihe nach: KTM hatte den CFMOTO Vertrieb nicht in allen europäischen Ländern über. Nur in Deutschland, Österreich, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und Spanien läuft der Import und Vertrieb akktuell die CFMOTO Motorcycles Distribution GmbH eine 100-prozentige KTM-Tochter und das noch bis 31. Mai 2025. Danach übernehmen neue, derzeit noch unbenannte Importeure die Verantwortung. Laut KTM wurde die Entscheidung gemeinsam mit CFMOTO getroffen, um sich künftig klar auf die eigenen Marken zu fokussieren. Klar ist aber auch, dass bei den aktuellen Problemen im Konzern keine Energie in den Import von Fahrzeugen gesteckt wird, die zunehmend in Konkurrenz zum eigenen Produkt-Lineup stehen. Aber dazu gleich mehr.
Technische Synergien und Co-Entwicklung: Mehr als Vertrieb
Auch wenn der Vertrieb abgegeben wird die technische Zusammenarbeit bleibt unangetastet, verlautbart KTM. Denn hinter den Kulissen entstanden durch die Partnerschaft konkrete Modellfamilien, bei denen die Gemeinsamkeiten von KTM und CFMOTO deutlich sichtbar waren.
So basiert etwa die CFMOTO 800MT auf dem LC8c-Zweizylindermotor von KTM, bekannt aus der 790 Adventure. Chassis-Architektur und Elektronikpaket sind stark an die ursprünglichen KTM-Modelle angelehnt. Auch die CFMOTO 800NK, das Naked Bike der Chinesen, nutzt den gleichen Technikbaukasten.
Aufmerksamen Beobachtern des Marktes ist vermutlich aufgefallen, dass CFMOTO mit der neuen 675er Dreizylinder-Motorenplattform, die eine reine Eigenentwicklung darstellt am Papier sehr eng an den Leistungsdaten des 800er Twins dran ist. Wie lange CFMOTO zwei so nah aneinander positionierte Motoren und Fahrzeuge, wie die 675NK und 800NK parallel im Programm haben wird, bleibt abzuwarten. Auf der offiziellen Website ist die 800NK jedenfalls noch als Euro 5 Modell geführt, während die KTM 790 Duke, die seit ihrer Rückkehr als "Made in China"-Modell wieder zu attraktiven Preisen angeboten wird ein Euro 5+ Update erhalten hat.
Auch bei der Elektromarke ZEEHO war KTM involviert technologische Beratung und Sharing von Plattformwissen sollten helfen, E-Mobilität auf asiatischem Niveau auch in Europa salonfähig zu machen. Die Projekte rund um ZEEHO bleiben mittelfristig ebenfalls in der Schwebe auch hier wird ein neuer Vertriebspartner gesucht.
Nur vorerst? Produktion unangetastet - CFMOTO bleibt Importeur für KTM in China
In der knappen Presseaussendung betont KTM, dass die Trennung ausschließlich die Vertriebsstruktur betrifft. Die laufende Zusammenarbeit in der Produktion in China konkret im gemeinsamen Joint Venture-Werk in Hangzhou bleibt bestehen. Dort werden sowohl KTM- als auch CFMOTO-Modelle gebaut, unter anderem die KTM 790 Duke, die CFMOTO 800MT sowie verschiedene Modelle für den asiatischen Markt, die nicht nach Europa kommen.
Auch die Vertriebsvereinbarung in China, wonach CFMOTO KTM-Modelle im Reich der Mitte vertreibt, bleibt voraussichtlich bis auf weiteres unverändert bestehen, zumindest gibt es keinen gegenteiligen Auskünfte.
Rückbesinnung auf die Kernmarken KTM, GASGAS und Husqvarna, aber eventuell auch ein Hinweis auf den nächsten Investor?
Wenn man sich die aktuelle Lage bei der KTM AG ansieht, wirkt die Entscheidung, den CFMOTO-Vertrieb in Europa abzugeben, wie ein klarer Schritt zur Strukturstraffung vor potenziellen Investorengesprächen. Die Investorensuche, über die zuletzt in Branchenkreisen spekuliert wurde, könnte also maßgeblich zur Entscheidung beigetragen haben auch wenn das in der offiziellen Mitteilung nicht erwähnt wird.
Was bedeutet das für Händler und Kunden?
Bis 31. Mai 2025 bleibt für Händler in der DACH-Region, UK und Spanien alles wie gehabt. Danach soll der Wechsel laut KTM möglichst reibungslos ablaufen wer die neuen Vertriebspartner werden, ist derzeit allerdings noch komplett offen. Für Endkunden bedeutet das vorerst keine Einschränkungen Service und Ersatzteilversorgung bleiben laut KTM gesichert. Für uns bei 1000PS bedeutet es, dass wir vorerst keinen Zugriff auf Pressefahrzeuge von CFMOTO haben, wodurch euch Tests leider auf absehbare Zeit vorenthalten werden. Wir hoffen im zweiten Halbjahr 2025 wieder an Bikes zu kommen, um euch wie gewohnt mit detaillierten Infos und spannenden (Vergleichs-)Tests versorgen zu können.
Bericht vom 18.04.2025 | 15.109 Aufrufe