Da die Saison 2004 sich hauptsächlich durch
mieses Wetter und Kälte ausgezeichnet hat, bin ich nicht allzu oft
ausgefahren. Es gab aber ein Motorrad das ich unbedingt testen wollte, die
Thruxton von Triumph.
Wieso gerade die Thruxton? Starke Motorisierung oder das futuristische
Design können es nicht sein. Nein, es sind die wahren Werte-klassisches
Design, zwei Zylinder, keine Verkleidung. Genau das richtige für einen
Randsportberichterstatter wie mich. Die Thruxton wurde nach einer
Rennstrecke in England benannt, war anno dazumal die schnellste Rennstrecke
der Welt. 1962 gewann eine Bonneville ein Rennen und wurde gleich nach der
Strecke benannt. Ich könnte jetzt wie der Prüller Heinzi einen kleinen
Exkurs zu den Ess und Stuhlzeiten des damaligen Siegfahrers starten, aber
ich glaube das lass ich lieber. |
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Das Lächeln vom Herrn Jelinek wirkt gequält, vielleicht hat
er schon von meinem Zerstörungstalent gehört. Dieses Mal war das Schicksal
gnädig, die Thruxton wurde ohne Schaden retourniert. |
Der Arbeitsplatz für ein ganzes Wochenende. Die Armaturen
könnten auch von einem Austin Healey oder MG stammen, very british. Fashion
follows function. |
Der Termin bei der Fa. Ilmoto
war ausgemacht und ich erschien pünktlichst auf der Pragerstrasse, ja ich
freute mich auf ein Wochenende mit der Thruxton. Ich wollte nicht alleine
fahren also habe ich für Begleitung gesorgt, "meinen" Fotografen und
langjährigen Freund "Peterli". Das er eine normale Bonneville fährt
passte es umso besser, der Vergleich macht sicher. Er ist mit seiner
Bonneville bereits an die 40.000 Kilometer gefahren, einmal sogar mit
Jethelm und ohne Handschuhe bis an die iranische Grenze. Ein Motorradfahrer
im klassischen Stils, der Sommer wie Winter fährt. Offensichtlich ist die
Engländerin standfest, da er bis auf paar Kleinigkeiten nichts Negatives zu
berichten hat.
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Die Thruxton 900 hat nicht nur mehr Schmalz als die
Bonneville, man hat ihr auch einen vernünftigen Anker verpasst. Größerer
Durchmesser, schwimmend gelagert |
Dem Motor wurden 9PS und 12
NM mehr gegönnt, leider sind die wunderschönen Endtöpfe schwach im Klang.
Für 440,- Euro gibt es die Sporttöpfe |
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Man beachte die extrem professionell montierte Sporttasche.
Meine Gepäckrolle lag im Kofferraum, dort wo sie hingehört. Werde auch nie
wieder mit Jethelm solch eine weite Strecke fahren. Permanenter Einschlag
von Insekten ins Gesicht ist nicht meins. |
Die Thruxton hat eher zarte
Ausmaße ganz im Gegenteil zum Fahrer. Man hat das Gefühl im Motorrad zu
sitzen, erleichtert das Manövrieren ungemein. Flott aber nicht schnell
bewegen sonst wird es ungemütlich. |
Die Wetterfee im Fernsehen hatte bestes
Sommerwetter vorausgesagt und so beschlossen wir nach Kärnten an den
wunderschönen Wörthersee zu fahren. Die Route sollte uns über Baden, die
Kalte Kuchl, Wildalpen, Leoben, Turracher Höhe bis an den Millstättersee
führen und dann von dort zum Wörthersee.
Die Wettertante hatte Recht, es war warm und wolkenlos und dementsprechend
war das einspurige Verkehrsaufkommen. Wir machten natürlich halt im
Wirtshaus in der kalten Kuchl und warfen Paniertes und den berühmten
Topfenstrudel mit Vanüllesauce ein. Für mich immer wieder lustig zu
beobachten sind die Blicke der Gäste. Manchmal habe ich den Eindruck das
Motorradfahrer Hunden sehr ähnlich sind, okay niemand von uns schnüffelt am
Hintern des Anderen. Aber man wird immer gemustert und beäugt. Besonders die
Abteilung der Gebückten im Rennleder hält offensichtlich ständig nach
Gegnern Ausschau. Die Thruxton ist kein Renngerät auch wenn sie ein
Cafe Racer ist, aber sie lässt sich durch ihre stabiles Fahrwerk mit einem Zug
durch die Kurve bringen. Leicht geht es nicht von der Hand doch wenn man
erst mal in der Biegung ist gibt es keine Sorgen. Die Haltung der Knie,
zumindest bei meiner Körpergröße ist sehr sportlich. |
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Beim harten Anbremsen von Serpentinen ist es dann und wann vorgekommen das
die Thruxton über das Vorderrad rutschte, allerdings nicht so das man gleich
abgeht sondern ganz gerade nach vor. So was ist mir noch nicht passiert,
aber vielleicht hätte ich mich beim Panierten zurückhalten sollen. Die
Bremsen sind aber tadellos und für die Motorisierung und das Fahrwerk völlig
ausreichend. Der Motor vibriert angenehm, leider ist er so zugepfropft
das ich sagen muss das eine Überarbeitung durch den Tuner des Vertrauens
dringend notwendig ist. Ist meine persönliche Meinung, es ist Schade man
spürt richtig das wesentlich mehr drinnen ist. Wenn man ihn auf Zug fährt
und eher hoch dreht kann man sich durchaus flott bewegen und mithalten. Die
Wildalpen sind offensichtlich das Revier der Angstbefreiten Locals, wurde
einige Male mit vollem Karacho in den engsten Kurven überholt. Manch einer
hat Sehnsucht nach der herzerwärmenden Pflege des örtlichen Spitals..
Die Route ist ein Traum und gibt dem Motorradfahrer alles was er braucht,
neben anspruchsvollen Kurven und Serpentinen gibt es auch Stücke die man
ganz gemütlichen Fahren kann. Zum Beispiel zwischen Bad Kleinkirchheim und
dem Milstättersee, in Bad Kleinkirchheim ist die Dichte an Gendarmen recht
beachtlich weshalb wir mit korrektem Tempo an ihnen vorbeifuhren. Wobei die
Bonneville und Thruxton den Jagd Instinkt des Gendarmen schon alleine wegen
ihrer Oldtimeroptik nicht wecken. Die
Turracher Höhe
überraschte uns mit eisigen Temperaturen, mit meinem schicken Jethelm und
den beigen Wildlederhandschuhen habe ich gefroren wie eine Nacktkatze in der
kalten Wohnung. Es ist zwar schön die Landluft zu inhalieren aber ab 5 Grad
plus nicht mehr. Finger auf die Zylinder dann gings wieder.
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Fazit: Die Thruxton gehört zu
den Motorrädern die einen von der Optik sofort an die Rocker in Brighton
in London erinnert. Oldtimeroptik mit moderner Technik, dadurch ist die
Thruxton eine tolle Alternative zu einem echten Oldtimer. Für Menschen die
des Schraubens nicht mächtig sind eine interessante Option.
Der Motor kann mehr als er darf, der Sound ist verbesserungswürdig. Das
Handling ist ausgezeichnet und solange man nicht anfängt es zu übertreiben
bleibt es so. Die Thruxton möchte in die Kurve gedrückt werden, sobald man
dies begriffen hat gibt es kein Problem mehr. Die Bremsen sind gut und
völlig ausreichend. Der Sitz könnte härter sein, dann würde der Hintern bei
langen Fahrten nicht so schnell wimmern. Der Preis ist mit 9.590,-
zwar kein Schnäppchen dafür bekommt aber auch eine einzigartige Optik und
erntet oft bewundernde Blicke. Ein älterer Herr hat mich auf der Strasse
angesprochen und gemeint "So wos hob i a ghobt, mir san gfohren wia die
Norrn aber mei Oide hots ma donn verboten"
Für eine Probefahrt oder Info einfach bei uns unter
Händler nachsehen, oder
www.triumph.co.uk. |