Die kleine
Tyrolean Air Maschine startete ungefähr um 8.30 und kam rund
eineinhalb Stunden später in Bologna an. Als ich aus dem
Flieger stieg war ich schon gesteigert nervös, weil ich genau
null Ahnung hatte, wo ich jetzt hin sollte oder wer auf mich
warten würde. Beim Gepäck fiel mir dann ein junger Typ mit
Dainese Sweater auf. Ich dachte natürlich, "Der fährt
sicher auch zum Benelli Weekend". |
Im Augenwinkel sah
ich an seinen bemüht unauffälligen Blicken, dass er sich das
Gleiche über mich dachte. Gerade, weil es bei mir noch
eindeutiger war, dass ich dasselbe Ziel hatte, weil ich die
ganze Zeit über ein Benelli-Kapperl trug.
Aber gesprächig und gar nicht
schüchtern wie wir zwei waren, hielt es keiner für notwendig,
danach zu fragen. Ein schwerer Fehler für beide. Während der
Kollege, der sich später als "Jeff Assna" vorstellte
(der Neue vom Reitwagen), den Fahrer des Benelli Shuttle-Busses
sah und ihm folgte, rannte ich schnurstracks zum Ausgang. Ich
war überzeugt, dort würde jemand auf mich warten. 2 Stunden
und 17 Telefonate später hatte sich meine Meinung geändert.
Ich erfuhr dann von der Flughafen-Info, dass Misano doch noch
1,5 Stunden Fahrt bedeutete. |

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Ich stieg in den Bus
und fuhr zum Bahnhof. Ticket gekauft und rein in den Zug
Richtung unbekannt. Im Zug teilte mir dann mein Gegenüber nach
2 Stunden mit, ich hätte Misano schon verpennt und müsse
wieder 2 Ortschaften zurück. Also raus aus dem Zug, neues
Ticket gekauft und wieder rein. Und, oh Wunder, ich verließ die
Stahlschlange doch tatsächlich in Misano. Jetzt hatte ich noch
ein winziges Problem, um das ich mich nicht gekümmert hatte. Wo
war mein Hotel, und vor allem, wie hieß es? Nach vergeblicher
Suche entschied ich mich zunächst, auf die Rennstrecke zu
fahren. Dort würde man mein Hotel sicher kennen. |

An der Rennstrecke angekommen sah ich zuerst das. Alle drei
kaputt. Macht keinen Mut.
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Die TNT in den 3 aktuellen Farben.
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Um das ganze zeitlich
zu umrahmen: Ich verließ um 10.00 Uhr das Flugzeug und kam um
16.00 Uhr auf dem Autodromo in Misano an. Gratuliere zum ersten
Tag des Benelli Weekends! Ich hätte vielleicht noch die
Möglichkeit gehabt, etwas zu fahren, fühlte mich aber zu müde
und konzentrierte mich auf's Fotografieren. Überall standen
scharfe Motorräder und es hörte sich an, als wäre man auf
einer Flushow für Propeller- maschinen. Ein gutes Gefühl.
Und übrigens. Was den Kollegen Assna betrifft. Der kam zwar um
12.00 Uhr im Hotel an. Dort wurde ihm aber gesagt, dass
heute noch nichts auf der Rennstrecke passiere und die
Journalisten erst um 21.15 für die Präsentation der 2005-er
Modelle abgeholt werden. Da er selbst auch keine Ahnung vom
Zeitplan hatte, vertrieb er sich die Zeit mit Schlafen am Strand
und anderen sinnvollen Tätigkeiten. Auch ihm möchte ich auf
diesem Wege gratulieren. Hätten wir uns am Flughafen
zusammengesprochen, hätten wir uns so Einiges erspart. |

Nicht nur Benellis wurden
entstellt. Es darf auch mal eine 1000er MV sein. |
Um 17:30 fuhr ich mit
dem Taxi zum Hotel Kursaal und regenerierte mich in der
Horizontalen. Beim Erwachsenen-TV wurde mir kaum fad. Kurz nach
Neun fanden sich dann alle Journalisten vor dem Hotel ein, um
mit dem Bus zum Club Villa delle Rose zu fahren, wo die Benelli
Präsentation stattfinden würde. |
Der Club war auf
einem Hügel etwas ausserhalb der Stadt. Hatte schon vom
Taxifahrer gehört, daß es der edelste Club der Stadt sei. Weil
ich mich so alleine fühlte und endlich wissen wollte, wer der
blonde Typ ist, sprach ich Jeff Assna einfach so mir nichts, dir
nichts an. Echt mutig.
Nachdem wir uns über die
Erfahrungen des heutigen Tages ausgetauscht hatten, wurde uns
bewußt, was für Volleier wir waren. Ab diesem Zeitpunkt waren
wir unzertrennlich. (SOO romantisch!) Auch die Beatrix von Alles
Auto® war sehr froh, daß sie endlich Anschluß fand. |

Endlich- Hotel
Kursaal - Do samma daham
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Bei der Präsentation
wurden 5 neue bzw. überarbeitete Modelle vorgestellt. Eine
gelbe RS, eine verbesserte Tre mit Racing-Komponenten (ungefähr
so wie die 999 R), eine verbesserte TNT names "Sport",
eine TNT Titanium, mit allen erdenklichen High-Tech-Komponenten,
und eine Café Racer Studie. Bei kleinen, exklusiven
Hand-Made-Marken ist die Produktpalette eben etwas schmäler als
sonst.
Nachdem alle Modelle enthüllt
waren, wurde das Buffet eröffnet. Bei solchen Sachen bin ich
ein ganz fairer, bescheidener Mensch. Ich stürme nicht gleich
an's Buffet, sondern warte, bis jeder seinen Teller belegt hat
und hol' mir dann ganz gemütlich meinen Anteil. Auch Jeff Assna
ist so ein Mensch.
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Daß man in der Regel
nur mehr ein paar Scheiben kalten Schweinsbraten und trockenes
Weißbrot bekommt, stört uns nicht. Wir wollten gar keine
Garnelen und Parma Schinken und Nudelsalat und….AAAHHHHH. Nie
wieder, nie wieder werde ich warten! Ich werde ab sofort immer
der Erste sein! |

Gelbe Tornado RS |

Studie Café Racer |

TNT Titanium |

TNT Sport
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Um 12.00 (wir hatten
bis dato 1 Bier getrunken) wurde uns im wahrsten Sinne des
Wortes der "Saft" abgedreht. Es gab nämlich nichts
mehr zu trinken. Das heißt, nichts mehr gratis. Es wurde schon
für die zahlenden Gäste vorbereitet und um 1 Uhr Nachts
öffnete der Club ganz normal seine Pforten. Habe nicht gefragt,
was ein Heineken kostet, aber bei einem Eintrittspreis von 25
Euronen wollte ich es irgendwie gar nicht wissen. Wir
entschieden uns, den Bus um 1.00 Uhr doch zu nehmen und noch
etwas Erwachsenen-TV zu schauen. Am nächsten Morgen mußten wir
ja fit sein für die unzähligen Runden, die wir am Autodromo
drehen würden. Das war dann so nicht ganz richtig. |

Er wollte Amore, mit Bella Ragazza....
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...auf sentimentale und auf der Matrazza
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Am zweiten Tag wurden
wir um 10.30 vom Hotel abgeholt. Alle waren zuversichtlich dass
wir heute eine Menge Runden drehen würden. Also fragten Jeff
Assna und ich gleich mal bei "Silvia", unserer
Kontaktperson, an. Wir wollten natürlich zunächst die TNT
testen. Zu unserer Enttäuschung war keine mehr frei, also teilte
sie uns zwei Tornados zu. "Was soll's", dachte ich,
"später wird schon noch genug Zeit für die TNT sein".
das war dann auch nicht so ganz richtig.
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Weder Assna noch
ich konnte die TNT testen..
Wie man sieht waren wir unheimlich angefressen.
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Wir mußten
unverzüglich unser Leder anziehen, weil wir den nächsten Turn
schon fahren würden. Zehn Minuten später sitze ich auf der
Tornado inmitten von mindestens 30 anderen Fahrern und wir werden
nacheinander auf die Strecke gewinkt. Es herrschte eine
unglaubliche Geräuschkulisse. Lauter 3-Zylinder gewürzt mit ein
paar offenen Rennsemmeln. Ich hatte Panik. Zeit zur
Streckenbesichtigung oder Eingewöhnung gab es nicht. Hie und da
krachten die Typen mit den Renneisen vorbei, daß ich geglaubt
habe, mich weht's vom Bock. Ich war mit allem überfordert. Zum
ersten Mal diese Strecke, zum ersten Mal mit einem Supersportler
auf der Rennstrecke unterwegs und noch dazu mit so einer Diva. Die
Lastwechsel taten ihr Übriges. In der letzten Runde (für mich
die 5., für alle anderen die 7.) war ich dann schon hirnmäßig
am Ende und verbremste just vor der Schikane. Ich dachte noch kurz
über vehementes Umlegen nach, entschied mich aber dann doch
für's Geradeaus. Das Kiesbett war mehr ein Sandhaufen und die
Benelli sank recht tief ein. Ich taumelte aus dem Kiesbett raus
und fuhr in die Boxengasse. Nach den 5 Runden war ich komplett
durchgeschwitzt und nervlich am Ende.
Trotzdem fragten wir
sofort, wann denn die TNT frei wäre. Dann die schlechte Nachricht
von Silvia: "Jetzt ist mal Mittagspause bis 2, danach fahren
die italienischen Journalisten, ein Stuntfahrer und schliesslich
gibt's eine Ehrenrunde der Oldtimer." Mit anderen Worten:
Macht's euch keine Hoffnungen.
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Der
infernalischste Sound aller Zeiten. Als würde man zwei
Kampfjetdüsen als Kopfhörer verwenden. |
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Das
altehrwürdige Benelli Orchester, mit einigen großen Solisten. |

Eine 900er "Sei" mit 6 in
1 Auspuff
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Als Kind beobachtete ich oft den
Verkehr auf der Hauptstraße (ich war damals schon senil). Dabei
war die Anzahl der Auspuffe entscheidend. 6 davon hatten nur die
besten.
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Nach der
Mittagspause wurde, glaub ich, noch ein Turn gefahren, bevor der
Stuntfahrer auf die Strecke ging. Das Gezeigte war durchaus
sehenswert. Und vor allem hörenswert. Die RS ohne Auspuff machte
das ganze Erlebnis noch viel intensiver. Leider fing es während
der Show zu regnen an und uns war klar, das wir die letzte Runde
schon gedreht hatten. Anschliessend fuhren wie angekündigt die
Oldtimer auf die Strecke. Im Gegensatz zum kreissägenartigen
Sound der RS klangen die legendären Mopettn wie die
Philharmoniker. |

Um einen bleibenden Eindruck in unseren Ohren zu hinterlassen, hat
man bei der RS einfach den Auspuff weggelassen. Laut.
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Wenn's die Reifen aushalten...
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Um 16:30
mußten wir uns mit der Tatsache anfreunden, daß das ganze für
uns gelaufen war. Wir wurden von einem Shuttle zum Flughafen
gebracht. Diesmal saß auch ich drin. Der starke Sonntags-Verkehr
ließ die Sache knapp werden. Dennoch waren wir pünktlich am
Schalter und die nette Dame sagte uns mit freundlichen Worten:
"Der Flug wurde gecancelled. Sie werden in einem
naheliegenden Hotel untergebracht." So mußten wir noch eine
Nacht im Sheraton verbringen und konnten ein anständiges
Abendessen genießen. Zum Glück gab's auch dort Erwachsenen-TV,
was sich diesmal leider in der Rechnung niederschlug. Am nächsten
Morgen waren wir auf böse Überraschungen aller Art vorbereitet -
sie blieben aber aus. Und um 12.40 waren wir wieder in der Heimat.
Das Benelli Weekend war im Großen
und Ganzen ein Erlebnis. Tolle Motorräder, tolle Location, sehr
leiwande Rennstrecke etc. Nur mit dem Organisieren haben's die
Italiener halt nicht so. Das kann man aber durch entsprechende
Vorbereitung etwas ausgleichen, was bei mir nicht der Fall war.
Fünf bis Sieben Runden pro Journalist sind trotzdem sehr mager.
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Mehr Info zu den aktuellen
Modellen:
www.benelli.at
www.ginzinger.at
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