Triumph Rocket III

"Der Marmeladinger " hat die Rocket getestet und war völlig aus dem Häuschen, er ist jetzt der Rocket Man!

 

The Return of the Männermotorrad

The size of the toys divides the men from the boys. Und seit der Vmax hat es kein solch gigantisches Spielzeug mehr gegeben wie die Triumph Rocket III. 350 Kilos, von denen allein die Kurbelwelle schon 17 in Rotation versetzt, endlose 1690 mm Radstand, 142 PS und 2,3 Liter Hubraum. Verpackt, oder soll ich besser sagen, versteckt im harmlos daherkommenden Schafspelz eines Cruiser-Musikdampfers, die Jungs von Triumph beweisen britischen Humor. Denn egal, wie man es dreht und wendet: This Rocket rocks!

Text: Mick "Marmeladinger" Hüby Fotos: Frank Ratering

Setz dich in das tiefe Fauteuil, drück den Starter und leg den ersten Gang ein. Oder den zweiten. Oder den dritten, vierten, fünften. Lass die federleichte Kupplung kommen und spür die Macht. Auf den ersten Kilometern habe ich mich strikt geweigert den fünften Gang zu verlassen. Egal, welche Fahrstufe eingelegt ist, die Rakete zündet. Selbst im Fünften reicht ein wenig Dosierarbeit am Start, bis dann bei 700 Revolutionen pro Minute, was in etwa 40 km/h entspricht, der Schub bei voll eingerückter Kupplung nur noch mit der rechten Hand verteilt wird. Und zwar reichlich. Ab 1.000 U/min können die drei Drosselklappen auf Durchzug schalten, und ab 2.500 U/min pushen 200 Nm, was deine Wahrnehmung der Umgebung schlagartig verändert.

Souffliert von den perfekt imitierten Klängen eines 73er Elfers bohrt sich das Vorderrad in den Horizont, mit dir als lächerlichem Ballast in Klappmesser-Haltung. Der Horizont sollte übrigens möglichst eine gerade Straße aufweisen, denn sonst bohren sich 350 Kilo unerbittlich in die Landschaft, was ungefähr dem Absturz eines voll aufgerüsteten Lancaster Bombers gleich kommen würde. Denn die Schräglagenfreiheit ist ungefähr so groß wie die Meinungsfreiheit in Guantanamo Bay, und nachdem sich die Rasten abklappend in Sicherheit gebracht haben, sagt die funkensprühende Symphonie aus Rastenträger und Auspuff recht schnell No more, Mister Niceguy!. Ab da ist man nur noch Passagier an Bord von MS Cruise Missile... Wann hatten wir eigentlich das letzte Motorrad, dessen Motor schneller war als sein Fahrwerk? Oh ja, OK, die Vmax, auch spaßig. Aber die Rocket ist ärger. Ständig muss man sich vor Augen führen, auf was man sitzt: Einem Cruiser. Oder war es doch ein Dragster?

Beschleunige und herrsche, bis dass die Radien enger werden. Der Tourguide des Triumph VIP-Rideouts bekam mit seiner Speed Triple auf jeden Fall dicke Backen, als er meiner Rakete folgen wollte, die, schwarze Striche ziehend, durch die Pfälzer Weinberge fräste. Selbst in Ortspassagen kann der Dampfer Meter machen, denn der tiefe Schwerpunkt dank Trockensumpf eröffnet neue Dimensionen der Handlichkeit von größeren Eisenvorkommen im Citybereich. Und merke: Wenn man den Vorderreifen nur dick genug macht, kompensiert er den 240er im Heck wie nix. Simple Physik. Genau wie die gegenläufigen Getriebewellen, die der längs liegenden Kurbelwelle das Nickmoment (Guzzi/BMW-Fahrer kennen das) auf ein erträgliches Maß abgewöhnen. Selbst beim (erstaunlich easy zu provozierenden) Wheelie zuckt das Schiff nicht zur Seite.

Fazit: Der dunkelste Dark Star unter den Cruisern. Erzähle Deiner Frau was von Vernunft und Langsamkeit, wenn Du sie auf dem Sozia-Polster chauffierst, und brenne solo alles her, was Dir vor den Bug kommt. Großes Eisen, großer Sport!

Text: Michael Hüby
Fotos: Frank Ratering

 

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Bericht vom 12.08.2004 | 4.753 Aufrufe

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