GSX-R600 Renntrimm
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LIETZ-SPORT - Suzuki GSX-R 600 L1 | |
Lietz Sport demonstriert anhand der neuen Suzuki GSX-R 600 eine Auswahl der Möglichkeiten für einen Rennstreckenumbau. | |
Grundsätzlich sind die japanischen Supersportler, egal ob Yamaha,
Kawasaki, Honda oder Suzuki von der Basis schon sehr in Richtung Racing
ausgelegt. Man kann sie alle aus der Auslage nehmen und wird, wie sie
sind, auf der Rennstrecke seine Freude haben.
Wer sein Bike ausschließlich am Ring bewegt, und somit der STVO nicht
entsprechen muß, der hat alle Freiheiten um sein individuelles Bike zu
schaffen. Zugeschnitten auf die eigenen Vorlieben und Bedürfnisse. |
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Der erste Schritt ist natürlich der, dass die Originalverkleidung einer Polyester- oder Carbonverkleidung weicht und die nicht benötigten Teile wie
Scheinwerfer, Blinker, Spiegel, Hupe, Seitenständer, Soziussitzbank,
Kennzeichenhalter, usw. am Dachboden verschwinden. Die etwas
höhere Verkleidungsscheibe verbessert die Aerodynamik und schont die
Nackenmuskeln.
Die originale Auspuffanlage ist zwar schon relativ leicht geworden, ist
dennoch schwerer und bringt aber auch andere Nachteile. Gewicht,
Leistung und ganz besonders die bessere Wärmeableitung sprechen
eindeutig für die offene Remus-Anlage ohne Kat. Das RAM-Air-System, das am
Zubehör-Auspuff fehlt, arbeitet ohnedies nur in einem Drehzahlbereich
der für die 600er nicht relevant ist. Originale Straßenreifen überhitzen sehr rasch und sollten spätestens bei wärmeren Temperaturen gegen echte Rennreifen ersetzt werden. Die Marke bleibt jedem selbst überlassen auch ob Profil oder Slick. Der hier montierte Bridgestone R-10 harmoniert sehr gut mit der Suzuki. Das Serienfahrwerk funktioniert grundsätzlich sehr gut, muß aber auch im Soziusbetrieb, beim Komfort, bei Hitze und Kälte die Sicherheit gewährleisten und die Ansprüche befriedigen. Es braucht einen großen Verstellbereich fürs Prospekt, der klein genug ist, um auch den ungeschicktesten Selberschrauber nicht in Lebensgefahr zu bringen. Die besten Serienkomponenten können hier also immer nur einen Kompromiss erzielen. |
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Ein gut abgestimmtes Racing-Fahrwerk spart Reifen und bringt Sicherheit und Fahrspaß. Dabei genügen meistens ein gutes Federbein und eine Anpassung der Seriengabel sowie der Geometrie. Ein schadhafter Antriebsatz, schlechte Kettenspannung sowie schiefe Positionierung der Hinterachse sind häufige Fehlerquellen und müssen unbedingt ausgeschaltet werden. Die Rückversetzung der Hinterachse bringt zusätzlichen Grip verlangt aber auch eine Anpassung des Dämpfers. | |
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"Das Letzte aus der Materie rausholen" |
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Wer wirklich das Letzte aus seinem Fahrwerk rausholen will, dem sind
aber fast keine Grenzen gesetzt. Angefangen wird mit einer exakten
Rahmenvermessung um den Ist-Zustand zu erkunden. Mittels Distanzierung
der Radpositionen werden etwaige Fertigungstoleranzen minimiert. Die
Kettenspannmarkierungen werden auf exakte Gleichheit kontrolliert, und
gegebenenfalls angeglichen. Optimierung der Lagerspiele bringt
Perfektion in die Umlenkung. In der Gabel wurde eine geschlossene Cartridge von K-Tech verbaut. Die Dämpfung arbeitet perfekt. Beste Bremsstabilität und Rückmeldung für den Fahrer sowie mehr Reserven im Grenzbereich. Auch aus einer kompletten Gabel kann nur mehr geringfügig mehr herausgeholt werden. |
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Der geschwindigkeitsabhängige Lenkungsdämpfer arbeitet zwar sehr gut,
ihm wird aber von einer veränderten Übersetzung eine falsche
Geschwindigkeitsinfo gesendet. Der Zubehör Lenkungsdämpfer regelt zwar
nicht, lässt sich aber schnell und konstant einstellen. Der
Schaltautomat bringt nicht nur schnelleren Kraftschluss beim
Raufschalten. Er verhindert außerdem, dass durch die Lastwechsel, die
beim normalen Schalten entstehen, unnötige Unruhe ins Fahrwerk kommt.
Hier ist allerdings auf eine präzise Einstellung zu achten, um das
Getriebe zu schonen.
Ein weiterer Baustein ist der Verbau von leichteren Felgen.
Neben der Reduktion des Gesamtgewichts und der ungefederten Masse, erleichtert die geringere rotierende Masse das Einlenkverhalten und schont die Kräfte. Die originalen Bremsscheiben konnten nicht auf die Felgen adaptiert werden. So fiel die Entscheidung auch nicht schwer, gleich größere Bremsscheiben zu montieren. Durch die Wave-Ausführung konnte das Gewicht dabei gleich bleiben. Die Suzuki Originalbremsklötze bieten beste Performance und wurden beibehalten. Die originalen Brembo-Bremssättel sind superleicht und werden von einer 19er Brembo Bremspumpe über Stahlflexleitungen angesteuert. Die größere Pumpe erfordert weniger Handkraft und bringt konstantere Dosierung. Der Kurzhubgasgriff erfordert zwar mehr Obacht bei der Gasdosierung ist aber sehr hilfreich um beim Gasgeben nicht nachgreifen zu müssen. Die Zubehörlenker lassen sich auf die gewünschte Position verstellen. |
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Zwischensteuergeräte sorgen für "stille Post" | |
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Für den besseren Vortrieb wurde darauf geachtet die Verlustleistung
möglichst gering zu halten. Eine leicht laufende, schmälere
Antriebskette, sich leicht drehende Räder sowie genügend Freigang bei
den Bremsen, bedürfen nicht nur einen zeitaufwändigen Aufbau, sondern
auch permanenter Pflege um dies zu erhalten. Das Motormanagement ist so komplex, dass nur komplette Steuergeräte eine vernünftige Lösung bieten. Jede Art von Zwischensteuergerät verzögert den Datenfluß, und ist damit in etwa so, wie stille Post. Bei der Lietz-GSXR wurde am originalen Steuergerät Hand angelegt: die abgasbedingten Sperren von 2./3. Gang entfernt, die beiden Einspritzmapping der offenen Auspuffanlage und dem Motor angepasst, die Sekundärklappensteuerung optimiert, der Schaltautomat aktiviert und eingestellt. Die ausgebauten Teile wie Puls-Air, EXUP-Motor, Lambda-Sonde, Kühlerlüfter, Geschwindigkeitssensor, Lenkungsdämpfer sowie Zündschloß inkl. Wegfahrsperre wurden direkt im ECU deaktiviert. |
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Am Motor selbst wurden nur geringfügige Modifikationen durchgeführt:
eine leichte Verdichtungserhöhung, Ventilfeineinstellung, Optimierung
der Steuerzeiten sowie der Einbau eines manuellen Steuerkettenspanners
bringen ein befriedigendes Ergebnis. Wer richtiges Geld ausgeben möchte,
kauft das Yoshimura Kit-Getriebe sowie die Kit-Lichtmaschine und wird
mit dem größten Leistungszuwachs bei gleich bleibender Lebensdauer
belohnt. Feintuning im Motor setzt auch noch versteckte Kräfte frei. Um den Motor im Fall eines Sturzes vor Ölaustritt und Schmutzeintritt zu schützen empfiehlt es sich, die gefährdeten Deckel durch Carbonschoner abzudecken. Der Optik schadet es auch nicht. Gleiches gilt für Rahmen und Schwinge, die ja auch durch etwaige Steinschläge schnell an Wert verlieren. Um die Service- und Montagefreundlichkeit zu erhöhen, wurden zum Beispiel die Raddistanzen in den Felgen sowie dem Kettenradträger fixiert. Die Ritzelabdeckung wurde modifiziert, Schnellverschlüsse und Steckverbindungen montiert, überschüssige Kabel und Schläuche entfernt. Der Tankdeckel gegen einen schlüssellosen getauscht. |
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Ein besonderes Zubehör für die Technikfreaks bietet das Datarecording
samt Display. Drehzahl, Schaltblitz, eingelegter Gang, Motortemperatur,
genauer Tankinhalt, schnellste sowie aktuelle Rundenzeit werden
permanent angezeigt und gespeichert. Unter anderem werden hier
Gasstellung, Lambdawert, Vorder- sowie Hinterradgeschwindigkeit,
Bremsdruck, Dämpferstellung vo+hi, Batteriespannung,
Sekundärklappenstellung, dreidimensionale G-Force sowie die genaue GPS
Position bis zu 200 Mal pro Sekunde gemessen und aufgezeichnet. Per PC
lassen sich damit unzählige Daten auswerten und Berechnungen erstellen.
Schneller wird man allein dadurch allerdings nicht. Hilfreich bei der
Abstimmung von Motor, Übersetzung, Fahrwerk und zur Fehleranalyse ist es
allemal. Abschließend gilt zu sagen, dass die neue GSXR 600 ein ausgesprochen feines Motorrad geworden ist. Die radikale Abmagerungskur, das wesentlich bessere Handling sowie der stärker gewordene Antrieb haben die, in den letzten Jahren bestimmt unter ihrem Wert geschlagene Suzuki, nun endgültig wieder auf Augenhöhe gebracht. |
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Fotos: Lietz |
Bericht vom 26.07.2011 | 18.860 Aufrufe